Liebe Social Media Experten:
IHR HABT ES VERSAUT!

Philipp Steuer
5 min readAug 26, 2015

Achtung: Der nachfolgende Text ist ein Rant. Falls ich manchen Leuten damit auf die Füße trete, habe ich mein Ziel erfüllt. Danke.

Ich bin wütend. Richtig wütend. Auf eine gewisse Menschengruppe, die dafür gesorgt hat, dass ein ganzes Berufsbild wie ein Bataillon von Witzfiguren dasteht.

Die Rede ist von Social Media Experten.

Oder eher gesagt von Personen, die es sich beruflich zur Aufgabe gemacht haben, andere Menschen mit ihrem ständigen Gelaber zu verarschen und das Blaue vom Himmel zu versprechen. Ich spreche von all den Blendern, die sich groß und breit Bezeichnungen wie Social Media Ultra Experte auf die Fahne geschrieben haben, dann aber auf Twitter mehr Menschen folgen, als sie Follower haben.

So Menschen gibt es wirklich.

Ihr seid Schuld

Ich muss jedes Mal sauer aufstoßen, wenn ich mich auf Facebook verirre und sehe, wie wieder einer dieser Menschen Bilder hochgeladen hat, auf dem er in triumphierender Siegerpose vor dem Bauernverband von Windischleuba (gelegen im östlichsten Zipfel Thüringens) zu sehen ist und sich damit brüstet, wie toll doch wieder das Seminar gelaufen sei.

Ich hasse dieses Blendertum. Warum muss man sich derart so in den Vordergrund schieben und auf dicke Hose machen?

Easy Money dank Unwissenheit

Natürlich gibt es hier — wie in jeder anderen Branche auch — weiße und schwarze Schafe. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Anzahl der Schwaatlappen in den vergangenen Monaten und Jahren in die Höhe geschossen ist.

Weil easy Money. Und die Menschen im Jahr 2015 immer noch keinen blassen Schimmer von dieser ganzen Social Kiste haben.

Du, verehrter Leser, glaubst mir nicht?

Okay. Dann habe ich ein Beispiel für dich.

Ich komme vom Mars

Ich war zu Gast als Speaker / Influencer / Whatever auf einer Social Media Veranstaltung. Ich sprach dort über das, was ich die letzten Jahre alles online gemacht habe. Ich war zutiefst erschrocken, als man dem Publikum erklären musste, was dieses Twitter ist und was einem Follower, Favos und RTs bringen. IM JAHRE 2015!

Meine Fresse. Während ich sprach, schaute mich die Zuschauerschaft derart komisch an, als ob ich gerade aus meinem Raumschiff gestiegen sei und in einer fremden Sprache spräche.

Ich mache der Zuschauerschaft an dieser Stelle keinen Vorwurf. Die Welt in der wir leben ist derart schnelllebig, da kann man schon das ein oder andere verpassen.

Social Media Seminare = $%§&§!🙈

Was ich einfach nur ekelhaft finde, ist, wenn genau dieses Unwissen von den sogenannten Social Media Experten ausgenutzt wird, um ihnen irgendeine Scheiße für teuer Geld zu verkaufen.

Scheiße ohne Fundament, da der Experte weder Website, Blog oder irgendwelche starken Social Network Accounts vorweist. Und mit stark meine ich nicht 6.000 Follower auf Twitter, wenn man selbst 9.583 Menschen folgt.

Durch irgendwelche Zertifikate wird den armen Menschen dann suggeriert, dass sie jetzt Ahnung von Social Media hätten.

Das ist doch Bullshit.

Social Media ist mehr, als in hässlichen Drittanbieter-Softwares irgendwelche Tweets oder Posts zu planen.

Social Media ist eine ultra soziale Art der Kommunikation zwischen Menschen, Unternehmen und dem Kölner Dom.

Die kann man nicht einfach durch ein Seminar lernen. Das muss man verdammt noch mal leben. Man muss es testen. Man muss es fühlen. Man muss auch mal einen richtig beschissenen, unüberlegten Tweet absetzen, um im Anschluss dafür ordentlich auf die Fresse zu kriegen.

Bereits vor zwei Jahren habe ich den Artikel “Deutschland: Du langweilige Social Media Wüste” veröffentlicht. Geändert hat sich bis heute wenig.

Social Media ist eine Kunst

Gutes Social Media ist eine Kunst, die nur ein Bruchteil dieser ganzen Social Media Experten können. Und genau deshalb pisst es mich ohne Ende an, dass die Armada an Stümpern, die das Web in den vergangenen Jahren überschwemmten, diese Kunst derart verwässert haben.

Menschen, in deren Jobtitel die Worte Social Media vorkommen, werden heute belächelt. Social Media Manager haben — zumindest in den Firmen, mit denen ich Kontakt hatte — mittlerweile nur noch einen Praktikanten-Status. Was ich extrem schade finde.

Ich schäme mich für euch!

Mittlerweile ist es so weit, dass ich mich für die Bezeichnung Social Media Experte schäme. Weil meine “Kollegen” diese Bezeichnung verhunzt und dafür gesorgt haben, dass man jetzt wie folgt da steht:

Person X: Und was machst du?
Social Media Experte: Ich bin Social Media Experte.
Person X: Ach, du twitterst also den ganzen Tag?
Social Media Experte: Nein, nicht wirklich…
Person X: Ach, dann erklärst du anderen, wie sie den ganzen Tag twittern?

Ich wünschte, dieses Beispiel sei ausgedacht. Ist es aber nicht. Und genau diese Entwicklung führte dazu, dass ich mich immer weiter von dieser ganzen Bezeichnung entfernt habe und gar nichts mehr damit zu haben wollte.

Weil ich kein Blender bin. Und lieber aufs Geld verzichte, als dem Bauernverband Windischleuba einen unnötigen Snapchat-Account anzudrehen.

Diese ganzen Eindrücke und Entwicklungen haben am Ende dazu geführt, dass ich in die Richtung gar nichts mehr gemacht / geschrieben / getan habe.

Die Lösung

Ihr, liebe “Experten”, habt Social Media für mich und viele andere einfach nur kaputtgemacht. Ihr seid der Grund, warum ich diesen Text hier mit glühenden Mittelfingern auf die Tastatur haue und meine Kollegen abfucke.

Doch ich werde nicht resignieren. Im Gegenteil. Mir macht das hier gerade extrem viel Spaß und ich werde mein Bestes geben, derart viel hilfreichen Content rauszuballern, so dass eure Seminare überflüssig werden.

Im Idealfall kommen meine Worte ja bei euch an. Auch bei denjenigen von euch, die so geschmacklos sind, und die Krebserkrankung eines Menschen dazu nutzen, um möglichst viele Klicks und Likes zu sammeln.

Dabei geht es nicht um Klicks. Es geht um Menschen. Und wenn ihr das nicht versteht, dann nennt euch bitte jetzt sofort um.

Ich hätte da einen Vorschlag:

Asocial Media Manager.

Disclaimer:
Ich bin in Windischleuba aufgewachsen & es gibt dort gar keinen Bauernverband.

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Philipp Steuer

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