Jetzt aber wirklich — Anpfiff!

Rudolf T. A. Greger
Die Transformation
Published in
4 min readJun 19, 2021

(Logbuch-Eintrag 20210619.1002) — Ich grüble darüber nach, wo die Zeit verschwindet. Die Dinge sind nicht erledigt. Nicht alle. Nicht die, von denen ich annahm, dass sie schnell getan sind. Zum Beispiel haben wir jetzt bereits den 19ten Tag in meinem neuen Productivity-Jahr und mein neues, am Monatsbeginn angekündigte Logbuch ist noch nicht online.

Woran liegt das?

Es ist ja nicht so, dass nichts geschehen ist, dass nicht Dinge erledigt wurde. Meine Tage waren gut gefüllt, ich war sehr produktiv.

Aber was es das richtige?

Ja.

Also ergeben sich zwei Fragen: erstens, warum bin ich unzufrieden und habe den Eindruck nicht so weit zu sein, wie ich wollte (oder dachte, sein zu können); zweitens, woran liegt es, dass zum Beispiel diese Logbuch-Einträge (und andere Artikel), obwohl geschrieben, nicht veröffentlicht sind?

Die zweite Frage ist leicht

Ich denke darüber nach und wenn ich erbarmungslos konzentriert diese Frage von mir beantwortet haben will, dann erkenne ist: es ist der Glaubenssatz, jeder Artikel müsste mit einem Bild gepostet werden. Natürlich hab ich auch in der Vergangenheit (meist aus Zeitmangel) kleine Artikel ohne Bild gepostet, aber streng genommen — eine neue These — ist es diese, meine persönliche Vorgabe, es braucht ein Bild, die es ermöglicht sich vor dem Veröffentlichen zu drücken.

Denn es gibt auch einen zweiten Grund: die latente Angst vor Ablehnung, die üblicherweise Autoren plagt; man könnte ja den Text schwachsinnig, die Aussagen für wertlos erachten. Doch diese Sorge ist unbegründet. Das hab ich immer wieder festgestellt. Es gibt immer jemand, der das Gesagte (Geschriebene) schon kennt und gleichzeitig gibt es immer jemand, der es nicht kennt und froh ist, es zu erfahren.

Schreiben, sich mitteilen, vortragen, all das erlebte ich bisher immer als positiv und willkommen. Sogar von jenen, die die Informationen schon kannten. Die fühlten sich dadurch bestätigt oder auch besser informiert, weil sie ja wussten, dass die das soeben »neu« Erfahrene schon kannten. Die Informationsverbreitung ist also immer positiv.

Also hängt es bloß am Bild — besser gesagt, am Fehlen eine Bildes. Denn das wollte ich zuletzt immer selber zeichnen. Das ist aufwendig. Zuerst braucht man die Idee, dann muss man die einigermaßen hinzeichnen können. Das muss man üben. Dann, wenn es endlich gelungen ist, muss man es digitalisieren, nachbearbeiten, zurechtschneiden, posten, etc. Dafür ist meist keine (oder zu wenig) Zeit und daher wird nicht veröffentlicht.

Also lautet die neue Regel: es muss kein Bild dabei sein. Insbesondere nicht beim Logbuch. Logbuch-Einträge sind nicht gezeichnet, müssen nicht illustriert sein, es sind die Beobachtungen am und rund um das Schiff (Sie erinnern sich? — Oh, ich wollte doch umstellen auf das Du, weil das Ziel ist mit Menschen mit großer Vertrauensbasis zusammenzuarbeiten. In unserer Zeit ist man mit diesem Menschen per Du, also: Du erinnerst dich?).

Die erste Frage

Woher die Unzufriedenheit über den Fortschritt meiner Arbeit? Darüber muss man länger nachdenken. Vielleicht. Vielleicht ist es weniger die Komplexität der Frage als die Forderung der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, die diese Frage »schwierig« macht.

Jetzt, wo ich hier sitze und schreibe und es mir nicht erlaube auszuweichen, erscheint es mir fast kinderleicht zu antworten. Zumal ich mich ja seit Jahren — wie lange eigentlich, das sind gut 20 oder etwas mehr Jahre; da war Getting Things Done Anfang der 2000er, aber davor, also seit 1987 beschäftige ich mit Zeitplanung, benutzte unheimlich teuer ein Time Systems Zeitplansystem als Student, immer in der Hoffnung, meine Zeit besser zu verwenden — also seit Zig-Jahren mit dem Thema beschäftige (der Satz musste fertig werden).

Es ist leicht, weil tief drinnen weiß ich, weiß jeder, es ist die Unübersichtlichkeit der eigenen Wünsche, Ziele, Aufgaben. Unübersichtlich ist es, weil nicht immer alle zugleich sichtbar sind und weil man sie nicht priorisiert hat. Weil man sich ablenken lässt, manchmal vom Tagesgeschehen und unfreiwillig, manchmal durchaus freiwillig, weil man sich es auch einmal »gutgehen lassen will«. Vielleicht eine Sehnsucht nach der Unbeschwerten Zeiteinteilung in der Kindheit. Man machte, was einem in den Sinn kam und dann war Abendessen, zwischendurch ein paar Pflichten, die Hausübungen, Aufräumen, den Eltern helfen, aber dann wieder das, was kommt. Es gab keine großen Ziele, vergleichbar mit »die Firma aufbauen«; da gab es kein »das Kinderzimmer reorganisieren«, »die Lego-Konstruktion optimieren«, »die Puppen zur Nr. 1 am Kindergarten-Catwalk machen«, etc.

Also geht es um Bewußtsein. Wieder ein Grund an meinem Productivity-System weiterzuarbeiten. Das heißt auch, noch ein Element, das ich im Überblick halten muss und wenn ich es nicht realisieren, worüber ich dann wieder betrübt bin mit dem Gefühl nichts erledigt zu haben.

Dabei müsste man nur daraus sehen, was alles in einer Periode gelungen ist. Dann würde man erkennen, dass man wahnwitzig viel in diese Periode geschickt hat oder dass man sich enorm über den Zeitbedarf verschätzt hat.

Fazit

1. Ab jetzt will ich (schon wieder) zügiger posten, mir keinen Hindernisse in den Weg stellen, indem ich fordere, dass es immer ein Bild geben muss oder ähnliches. Letztlich ist es ja unerheblich, weil der Leser dann den Text liest und nicht das Bild ansieht. Allerdings brauche ich das auf Facebook. Vielleicht sind es Farbflächen mit der Headline? Oder Zitate aus dem Text? Mal sehen.

2. Mein Productivity-System ausbauen, damit ich weiß, woran ich arbeite und welche Priorität die einzelnen Aufgaben haben. Wenn ich diesen Überblick habe, dann bin ich nicht unzufrieden, weil ich erkenne, was ich geschafft habe. Und das war im letzten Jahr eine Menge.

Darum heißt es jetzt, nachdem ich aus dem Schatten getreten bin: Die Transformation.

Und die Logbuch-Einträge aus den letzten 19 Tagen sind auch veröffentlicht. Es sind nur zwei, kaum zu glauben. Die Zeit ist immer knapp.

--

--

Rudolf T. A. Greger
Die Transformation

Management Designer and Design Philosopher; a Business-Coach for Design-Thinking & Service Design; a Writer, Facilitator, and Public Speaker in Vienna, Austria