“Landarzt” — eine Reportage von Jonas Ludwig Walter über den Arzt Dr. Amin Ballouz in der Uckermark

Wenig Zeit? Dann geht in den Skywalk!

Welche Reportagen ihr beim Lumix-Festival 2016 unbedingt gesehen haben solltet

jVoTo
Fotohub Hannover
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5 min readJun 18, 2016

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von jVoTo (18. Juni 2016)

Ich habe sie alle gesehen. Und ich finde, sie lohnen sich fast alle. Doch einen Tag müsst ihr für die 60 Reportagen beim Lumix-Festival schon einplanen. Hier kommt mein Tipp, welche Reportagen ihr euch auf alle Fälle ansehen solltet.

Natürlich ist das Design Center die erste Anlaufstelle beim Lumix-Festival. Doch nachdem ihr euer Festival-Bändchen am Handgelenk habt, empfehle ich euch: Geht als erstes in den Skywalk. Denn dort warten auf euch sehr unterschiedlich und zugleich spannende Reportagen. Von skuril bis mega-bewegend ist alles dabei. Insgesamt 18 Geschichten — und im Gegensatz zu anderen Ausstellungsbereichen stehen hier Krieg und Elend nicht ganz so extrem im Fokus. Ein paar Reportagen möchte ich euch heute vorstellen; darunter auch meine Lieblings-Reportage beim diesjährigen Lumix-Festival.

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

“Cancer Family, Ongoing” von Nancy Borowick empfanden viele Besucher, mit denen ich gesprochen habe, als die bewegendste Reportage. Und das Besondere: Sie berührt emotional sehr ohne zu bedrücken. Eine Geschichte voller Liebe. Aber ohne Happy End.

Die 1985 in New York geborene Fotografin begleitet ihre an Krebs erkrankten Eltern Laurel und Howie Borowick einfühlsam und sehr nah im von der Krankheit gezeichneten Alltag bis in den Tod. Sie zeigt die Hoffnung und die Enttäuschung, die das Leben eines Krebskranken prägt. Die Bilder erzählen von Vertrauen, von Liebe und von Trauer. Doch auch Zufriedenheit und das unvermeidliche Loslassen finden sich wieder. Eher leise kommen die Schwarz-Weiß-Fotos daher — mit einer ungeheueren emotionalen Kraft.

Der Gegensatz: Jugendliche aus zwei Welten

Die besondere Stärke beziehen die Reportagen “Sea Change — Jugend in Deutschland” von Fabian Weiss und Niels Ackermanns “Chernobyl’s Children Grew up” aus meiner Sicht aus ihrer räumlichen Nähe und dem dadurch so unmittelbaren Vergleich. Beide zeigen den Alltag von jungen Erwachsenen. Einmal ist es das Porträt einer Generation, für die in Deutschland alle Optionen offen stehen. Und das andere Mal, wie sich nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl geborene mit der trostlosen Situation in Slawutytsch, rund 40 Kilometer von dem zerstörten Atomkraftwerk entfernt, arrangieren.

Zwischen Lebensfreude, Liebe und Trostlosigkeit — das Leben von jungen Erwachsenen in der Nähe von Tschernobyl in der Reportage von Niels Ackermann
Einblicke in das Leben von jungen Erwachsenen in unterschiedlichen Lebenssituationen in Deutschland zeigt Fabian Weiss

Farbenfrohe Bilder aus der schmutzigsten Stadt Russlands

Wunderschöne Farbfotos kennzeichnen die Reportage “Days of Night — Night of Day” von Elena Chernyshova. Von Pastelltönen bis zu Neonfarben reicht die Bandbreite in den Bildern. Eine Schönheit, die fast vergessen lässt, dass die 1981 in Moskau geborene Fotografin das Leben in der Polarstadt Norilsk dokumentiert. Einer Stadt, in der die Lebenserwartung zehn Jahre niedriger als in anderen russischen Regionen liegt und der beherrschende Arbeitgeber als der größte Einzelluftverschmutzer der Erde gilt. 270 Tage Schnee, 400 Kilometer nördlich des Polarkreises und nur mit dem Flugzeug oder Schiff zu erreichen — die Einwohner bezeichnen den Rest der Welt als “Festland”.

Mein Favorit: Der Landarzt in Ostdeutschland

Die Reportage über den aus dem Libanon stammenden Dr. Amin Ballouz, der 1976 als Jugendlicher vor dem Krieg in seinem Heimatland flieht und heute in der Uckermark als Arzt tätig ist, begeistert mich dieses Jahr am meisten. Er studierte in Halle, eröffnete in Düsseldorf eine Praxis, lebte in London und Paris. 2010 lässt er sich an der polnischen Grenze nieder. Jonas Ludwig Walter begleitet Ballouz mit der Reportage “Landarzt” bei seinen Hausbesuchen.

Das Kfz-Kennzeichen an seinem Trabbi “UM-DR100” ist zugleich das Bekenntnis von Ballouz zu seinem Beruf und seinem Verhältnis zu seinen Patienten: 100 Prozent Doktor.

Lumix-Festival für jungen Fotojournalismus

60 Ausstellungen — ein Preis
15. — 19. Juni 2016, 10 bis 20 Uhr
Hannover, Expo-Plaza/Expo-Gelände
Lumix-Festival No. 5

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