In andere Töpfe geschaut

Bevor es in Fürstenfeldbruck mit dem Neustart weitergeht, reisen wir nach London. Zwischen Food-Market und Abendessen holen wir uns jede Menge Inspiration fürs Fürstenfelder.

Fürstenfelder
Fürstenfelder Magazin
4 min readFeb 28, 2018

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Neun Fürstenfelder auf Reisen: Florian, Christian, Torsten, Miriam, Veronika, Gerhard, Hermann und Andreas (von links nach rechts, Stefan macht das Foto).

Überall um uns herum riecht es nach Essen. Zwischen violetten Pilzen, ganzen Fasanen, bunten Macarons und zahllosen Miniküchen stehen wir und fragen uns, womit anfangen?
Wir, dass sind neun Fürstenfelder-Mitarbeiter, die auch in ihrer Freizeit nichts lieber tun, als sich mit gutem Essen und seiner Herstellung auseinanderzusetzen. Besonders gut geht das mit einem kulinarischen Kurztrip nach London — in die Stadt mit den unzähligen Lebensmittelmärkten, über 70 Sterne-Restaurants und vielen kreativen Food-Markets.

Buntes Treiben auf dem Borough Market

Selbst die Pilze variieren in der Farbe.

Der Borough Market ist unsere erste Station. Als einer der ältesten und bekanntesten Lebensmittelmärkte der Stadt (es gab ihn schon im Mittelalter), liegt er unter den Eisenbahnpfeilern der London Bridge. Als einziger unabhängiger Markt Londons wird er von Anwohnern über eine Stiftung geleitet. Die hat sich eine hohe Lebensmittelqualität, gute Zusammenarbeit mit den Händlern und soziale Verantwortung zum Thema gemacht. Biologische Erzeugung und Regionalität sind daher auch die Markenzeichen des Borough Markets. Deshalb interessiert er nicht nur uns besonders, sondern auch viele Köche kaufen hier ein, Geschäftsleute essen zu Mittag und unzählige andere Touristen stehen den höflichen Engländern im Weg. Der bunte Ort hat trotz des Trubels eine besondere Atmosphäre. Regelmäßig finden hier Veranstaltungen statt. Beim Brotbackwettbewerb etwa bringen die Menschen ihr selbstgebackenes Brot mit und tauschen sich vor Ort mit Bäckern aus. Zu gewinnen gibt es Backen mit den Profis.
Diese Hingabe steckt auch in den angebotenen Produkten, wie dem spanischen Schinken Jamón Ibérico de Bellotam. Die Schweine, die zu seiner Herstellung geschlachtet werden, erhalten ihr Lebendgewicht zu mindestens 40 Prozent, indem sie freilaufend Eicheln und Kräuter fressen. Bis zu 38 Monate lang reift eine Keule dieser Delikatesse. Dem bunten Gemüse des Borough Markets werden wir am Abend noch einmal wiederbegegnen. Die Qual der Essenswahl fällt daher schließlich auf das inoffizielle britische Nationalgericht: Fish and Chips. (mehr dazu)

Abendessen bei Ottolenghi

Nach einem Zwischenstopp in unserem Kensingtoner Hotel machen wir uns auf den Weg Richtung Picadilly Circus ins Londoner Westend. Dort liegt fußläufig das eigentliche Ziel unserer Reise: das Nopi, Yotam Ottolenghis Restaurant. Der in Jerusalem geborener Israeli besuchte die Kochschule Cordon bleu. Dann eröffnete er gemeinsam mit dem in Jerusalem geborenen Palästinenser Sami Tamimi seinen ersten Laden. Die vorbehaltlose Offenheit gegenüber anderen Kulturen findet sich auch in der Küche Ottolenghis wieder, der längst ein Starkoch ist und drei weitere Restaurants in London betreibt. Er schreibt Rezepte für den Guardian, Kochbücher und hat auch bei uns eine große Fangemeinde. Der Kochstil im Nopi ist mediterran, mittelöstlich mit asiatischen Einflüssen und viele Gerichte sind vegetarisch.

Gegrilltes Gemüse und frisches Fladenbrot wie wir es am liebsten haben — auf unseren Tellern!

Besonders unser Küchenchef Hermann und Sous-Chef Christian sitzen jetzt hoch konzentriert am Tisch. Zutaten werden identifiziert, vieles gelobt, manches auch kritisiert.
»Das Gemüse ist etwas zu kalt, so kann es seinen Geschmack nicht entfalten.«
»Auf großen Schalen wirkt das angerichtete Essen sehr schön, auf kleinen Tellern kann es dann chaotisch werden.«
»Koriandersamen passen gut auf den Burrata.«
Doch auch der künftigen Restaurantleitung Miriam bleibt keine Feinheit verborgen, nicht einmal der Pfefferschrot unter der Pfeffermühle. Es fallen Fachbegriffe wie »Russischer Service« — das Essen wird dabei in großen Schüsseln am Tisch serviert.
Der Valdeón-Käsekuchen mit roter Bete und Thymian-Honig wird in einem kleinen Kupfer-Pfännchen serviert. Er bekommt gute Noten. Dem zarten Schweinebauch fehlte es jedoch an Würze. Dafür sind die Fische allesamt sehr fein. Mal dunkel gebraten nach Cajun-Art, mal mit Winterrettich und Nam-Prik-Pao-Chillipaste kombiniert. Ein tolles Essen! Einzig der Kaffee hat sich uns nicht erschlossen. Aber sauer macht lustig.

Auf ein Bier in den Pub

Als echte Gastronomen können wir nicht ohne einen Zwischenstopp im Kings-Head-Pub ins Bett. Dem netten Barmann, der sich um uns kümmert, machen kleine sprachliche Missverständnisse nichts aus. Statt der bestellten London-Bridge (Londoner U-Bahn-Station), serviert er anstandslos das gemeinte London-Pride (Londoner Bier). Der lustige Abend dauert bis zur letzten Runde.

Am nächsten Tag bleibt Zeit für eine Stadtrundfahrt oder einen Spaziergang durch den Hyde Park, bevor wir uns noch einmal zum gemeinsamen beruflichen Mittagessen zusammentun. Nach einer letzten Sightseeing-Runde geht es dann schon wieder zurück nach München mit vielen bunten Geschmacks- und Sinneseindrücken im Gepäck.

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