Die Corona-Warn-App und die Frage des Vertrauens

Ihr Nutzen ist unbestreitbar, sie ist kostenlos und funktioniert nahezu einwandfrei — doch noch immer ruft die Corona-Warn-App der Bundesregierung bei vielen gemischte Gefühle hervor. Woran liegt das?

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4 min readJul 15, 2020

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Die Corona-Warn-App der Bundesregierung ist seit Mitte Juni auf dem Markt. Das Ziel der App ist es die bisherigen manuellen Prozesse zur Verfolgung der Infektionsketten von COVID-19 zu digitalisieren und damit effektiver zu machen.

Am 6. Juli knackte die App nun die Marke von 15 Millionen Downloads — somit haben 18% aller Deutschen die App geladen. Ein beachtlicher Erfolg nach nur drei Wochen. Seit der Veröffentlichung ist die Downloadrate jedoch abgeflacht, immer weniger Bürger laden die App runter (Fig.1). Was ist also mit den restlichen 82% der Bevölkerung? Wieso haben sie die App nicht runtergeladen? Liegt es an Unlust oder gibt es Datenschutzbedenken auf Seiten der Nutzer? Auf digitaler Spurensuche.

Fig. 1 Anzahl der Corona-Warn-App-Downloads seit der Veröffentlichung

Wie funktioniert die Corona-Warn-App?

Über Bluetooth misst das Smartphones des Nutzers die Begegnungsdauer und den Abstand zu anderen Nutzern. Die Begegnungen, die länger als 10 Minuten dauern, werden gespeichert und die Smartphones tauschen Zufallscodes untereinander aus — diese zufallsgenerierten Codes werden lokal auf dem Smartphone gespeichert.

Falls sich ein Nutzer infiziert, kann er dies in die App eintragen. Durch die vorher ausgetauschten Zufallscodes werden die anderen Nutzer, die sich in der Nähe des Infizierten befanden, informiert und können sich selbst testen lassen. Damit ist eine effiziente digitale Verfolgung von Infektionsketten möglich ohne dabei persönliche Daten weiterzugeben oder zentral zu speichern.

Hohes Maß an Transparenz während der Entwicklungsphase

Der Veröffentlichung der Corona-Warn-App ging eine öffentliche und aufmerksamkeitsstarke Diskussion vorweg. Schon im April — mitten in der Entwicklungsphase der App — wurde hitzig über die Infrastruktur zur Datenspeicherung der Tracing-App debattiert. Letztendlich setzte sich der dezentrale Ansatz durch (die oben genannten Zufallscodes bleiben lokal auf dem Smartphone). Sehr zur Freude von Datenschützern.

Der Quellcode der App war zu jeder Zeit öffentlich zugänglich, denn auch der Bundesregierung war klar: Für eine erfolgreiche Einführung der App war ein Höchstmaß an Transparenz maßgeblich. Begleitet wurde die Veröffentlichung mit einer massiven Marketing-Kampagne. Diese Kampagne war zunächst zielführend: Nur 17% der Deutschen wussten nichts über die Bemühungen einer Tracing-App gegen COVID-19. Eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Launch der App.

Datenschutzbedenken bleiben bestehen

Auch wenn der Start vielversprechend war und die App öffentlichkeitswirksam und transparent von der Bundesregierung kommuniziert wurde, haben viele Deutsche anscheinend noch Bedenken. Vor allem das Vertrauen in den Datenschutz ist schwierig: Eine Studie von Okta, einem Anbieter für Identity-Management Lösungen, gibt an, dass 81% aller Deutschen befürchtet, dass die Erfassung ihrer Daten zu stark in ihre Privatsphäre eingreift. Weitere 84% sind besorgt, dass ihre Daten nicht sicher sind und missbraucht werden könnten.

Begründete Bedenken zum Datenschutz sind bei der Corona-Warn-App eigentlich begrenzt — die App sammelt nämlich keine personenbezogenen Daten, noch werden die Zufallscodes zentral gespeichert. Die Codes liegen auf dem Smartphone des Nutzers, bis sie nach zwei Wochen endgültig gelöscht werden. Trotzdem legen die bisherigen Downloadzahlen nahe, dass es noch viele Bürger gibt, die Bedenken hinsichtlich der App haben. Daran konnten die öffentlichen Diskussionen noch die kommunikativen Maßnahmen der Bundesregierung bisher etwas ändern.

Die Corona-Warn-App.

Was also treibt den Großteil der Bevölkerung um? Ist die Corona-Warn-App letztendlich zum Scheitern verurteilt, weil das Vertrauen der Deutschen in den Schutz ihrer Daten unwiderruflich zerstört ist? Und wenn ja, was hat das Vertrauen zerstört?

Eine Frage des digitalen Vertrauens

Dass die Bürger nur wenig Hoffnung auf den Schutz ihrer persönlichen Daten haben, ist ihnen kaum zu verdenken: Nachrichten über Datenskandale bei denen Millionen von Datensätze kompromittiert werden, schaffen es immer wieder in die Schlagzeilen.

Der Facebook-Cambridge Analytica-Skandal zum Beispiel oder der Vorfall Ende 2019, bei dem Millionen von Patientendaten ungeschützt im Internet lagen, oder aber Googles Sammeln von Standortdaten, obwohl es in den Privatsphäre-Einstellungen deaktiviert war. Vorfälle wie diese bleiben im Gedächtnis der Verbraucher und festigen das Bild einer unsicheren digitalen Welt.

Das verloren gegangene Vertrauen in digitale Produkte und Dienste muss erst wieder aufgebaut werden. Das gilt ebenso für eine hilfreiche Tracing-App der Bundesregierung wie auch für alle anderen Produkte im digitalen Raum. Damit Nutzer Vertrauen zu digitalen Produkten fassen, müssen Unternehmen gewissenhaft und transparent ihre Dienste und die Verwertung persönlicher Daten kommunizieren. Selbst bei möglichen Datenpannen kann eine klare und frühe Kommunikation der entscheidende Faktor sein, um das langwierig aufgebaute Vertrauen nicht vollständig zu verspielen.

Digitales Vertrauen wird eine neue Messgröße, wie wir digitale Produkte erstellen und konsumieren” — Sven Kniest, Regional Vice President Central and Eastern Europe bei Okta

Auf die Corona-Warn-App bezogen sprechen wir also nicht nur von einer technischen Herausforderung, sondern von einer größtenteils kommunikativen. Die Bundesregierung muss weiterhin transparent und bürgernah kommunizieren. Der Gesetzgeber kann aber noch mehr für Vertrauen in der digitalen Welt tun: Datenschutzgesetze, die den Nutzern mehr Rechte zusichern, ändern langsam aber sicher die Wahrnehmung der digitalen Welt. Die Botschaft: Als Einzelner ist man sehr wohl in der Lage sich und seine Daten gegen übermächtige Tech-Firmen zu schützen. David gegen Goliath in digital. Die DSGVO ist dabei ein vielversprechender erster Schritt — weitere müssen folgen.

Falls du mehr über Vertrauen in der digitalen Welt erfahren möchtest, klick hier.

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