Virtuelle Projekte: Meine neue Art, zu arbeiten
Die zwei wichtigsten Soft Skills für virtuelle Intelligenz in der Quarantäne
Das Accenture Home Office-Tagebuch: In sieben spannenden Tagebucheinträgen berichten unsere Beraterinnen Louisa und Adèle von ihrem Home Office-Alltag und was sie daraus für sich selbst und ihre Teams lernen und mitnehmen können. Das Ergebnis? Jede Menge Tricks für digitale Workflows, aufschlussreiche Selbstexperimente zur Trennung von Arbeit und Freizeit, Tipps zu Körpersprache und Networking in Video-Calls und effizienter Workshop-Gestaltung sowie Einblicke in virtuelle Persönlichkeiten und Lifehacks für mehr Output in den eigenen vier Wänden. Die Einträge beweisen, dass besondere Situationen ganz besondere Fähigkeiten in uns hervorrufen, mit denen wir die Art, wie wir leben und arbeiten, nachhaltig verbessern können. Viel Spaß beim Lesen!
Liebes Tagebuch,
alles passiert aus einem bestimmten Grund. Dieses Zitat lese ich nicht nur tausendfach auf Instagram — ich glaube daran. Es ist mein Lieblingszitat!
Heute Morgen saß ich an meinem Küchentisch, trank meinen Kaffee und dachte darüber nach, was ich die letzten zwei Wochen gelernt habe. Was ist der Grund für die aktuelle Situation? Obwohl ich an dieses Zitat glaube, ist es manchmal echt schwierig, sofort den Grund für etwas zu erkennen. Der erste Gedanke ist eher: Verdammter Mist, warum bin ich in meinen eigenen vier Wänden gefangen? Das zu reflektieren ist wichtig, finde ich. Es hilft uns, zumindest im Nachhinein, zu erkennen, wie wir uns in diesen Zeiten verändert haben. Es erscheint alles ganz schön schwierig, gerade wenn wir uns an die Zeit erinnern, in der Corona nur ein Bier war. Aber ich bin überzeugt, dass wir alle ein paar großartige Learnings aus der aktuellen Situation mitnehmen können. Heute Morgen zum Beispiel spielte ich ein bisschen Sherlock Holmes — auf der Suche nach Erkenntnis in diesen verrückten Zeiten. Weil ich bald einen Workshop über virtuelles Arbeiten gebe, recherchierte ich zu diesem Thema. Wie sieht meine neue Art zu arbeiten aus? Wie rocke ich meine Projekte virtuell? Klar, wir verwandeln unsere Offline-Workshops und -Meetings in virtuelle Teams- oder Zoom-Versionen. Wir entdecken gerade allerlei neue, super-nützliche Tools für Whiteboards und für das Projektmanagement. Wir nutzen unsere Pausen für Spaziergänge, können uns besser mit den Kollegen absprechen und so weiter. All das könnte man zusammenfassen unter „die neue Art zu arbeiten“. Wenn ich mich auf LinkedIn umschaue, finde ich viele Artikel zu diesem Thema. Was ich dort allerdings nicht so oft finde, sind Hinweise auf Soft Skills. Mit welchen Soft Skills kann ich virtuelle Projekte in einer virtuellen Welt meistern?
Erfolgreiches virtuelles Arbeiten braucht gewisse soziale und zwischenmenschliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Während ich also für meinen Workshop recherchierte, kritzelte ich mir zwei wichtige Punkte in mein Notizbuch:
1) Körpersprache zur Verbesserung der virtuellen Kommunikation
2) Netzwerken wie ein Profi
1) Körpersprache zur Verbesserung der virtuellen Kommunikation
Ich habe mich schon immer für das Thema Körpersprache interessiert. Deshalb hat es mir umso mehr Spaß gemacht, herauszufinden, wie sie virtuell funktionieren kann. Studien besagen, dass es nur zu 7 % auf den Inhalt des Gesagten ankommt und zu 93 % auf die non-verbale Kommunikation bzw. auf unsere Körpersprache. Wie verhält es sich nun mit Körpersprache in einer virtuellen Umgebung? Wie wissen wir, wie jemand auf etwas, das wir sagen, reagiert, wenn wir sie oder ihn nicht sehen können? In den letzten Wochen habe ich den Eindruck bekommen, dass manche Kollegen unmotiviert sind und sich hinter ihren ausgeschalteten Kameras verstecken. Aber die Kamera kann auch der Schlüssel zur Motivation sein.
Augenkontakt fördert Oxytocin. Ein Hormon, das hilft, engere Verbindung zu seinem Gegenüber aufzubauen. Wenn man Leute ansieht, fühlen Sie sich wichtig; das steigert die Zufriedenheit und erhöht den Serotonin-Ausschuss. Wir sollten also aktiv Augenkontakt suchen. Dafür müssen wir in die Kamera gucken. Es hilft, ein großes Kissen oder Bücher unter das Laptop zu legen, damit wir nicht nach unten schauen müssen und unsere Augen weit geöffnet sind. Ich denke, dass wir uns alle schon mal während eines Calls selbst beobachtet haben. Das ist normales menschliches Verhalten. Aber wenn wir das tun, können die anderen keinen Augenkontakt mit uns aufbauen.
Lektion 1 : Mach immer die Kamera an und suche Augenkontakt. Das hilft, effektiver zu kommunizieren, sich mit den Kollegen zu verbinden und Vertrauen aufzubauen.
Menschen, die mich in einem Satz beschreiben sollen, sagen immer, dass ich sehr oft lächle. Für mich ist es ganz normal, immer zu lächeln. Meine Mutter ist genauso. Ich denke also, dass ich diese Eigenschaft von ihr habe. Lächeln ist ein wichtiges Element der virtuellen Kommunikation. Kein falsches, sondern ein echtes Lächeln. Ein Lächeln, das die Augen der anderen trifft. Wenn wir uns selbst anlächeln, steigert das den Serotonin-Ausschuss. Ich habe immer gedacht, dass Menschen, die Probleme haben, zu lächeln, sich einfach einen kleinen Spiegel oder ein Foto, zum Beispiel ihres Hundes, neben die Kamera kleben sollten. Ist nur so ein flüchtiger Gedanke, aber vielleicht hilft es. Es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, denn wenn man seinen Gegenüber anlächelt, erhöht das das für soziale Bindungen so wichtige Oxytocin. Und wenn wir zurücklächeln, schüttet dies das Glückshormon Dopamin aus.
Lektion 2: Lächeln ist eine kostenlose Glücksdroge.
Bei der Körperhaltung kann die Art, wie wir sitzen, einen großen Unterschied machen. Je nachdem, ob ich mit gekreuzten Beinen auf der Couch oder auf einem Stuhl mit beiden Beinen auf dem Boden sitze. Ich habe gelesen, dass die zweite Variante unser Gleichgewichtsgefühl und unsere mentale Stabilität erhöht. In diesen Zeiten brauchen wir alle etwas mehr Gleichgewicht. Wenn wir uns im Gleichgewicht befinden, erhöht sich unser Acetylcholin-Haushalt, der für unsere Konzentration wichtig ist, und das Stresshormon Cortisol wird reduziert. Wenn wir außerdem gerade und nicht steif da sitzen, werden Testosteron und Serotonin ausgeschüttet. Das stärkt das Selbstbewusstsein und sorgt für professionelles Erscheinen.
Lektion 3: Die richtige Körperhaltung gibt uns Selbstbewusstsein, auch wenn wir uns unsicher fühlen.
2) Netzwerken wie ein Profi
Ich würde gerne wissen, welchen Eindruck andere Leute haben. Zumindest meine ich, dass die Menschen zu Beginn der Quarantäne oft gefragt haben, wie es einem geht und wie man mit der Situation klarkommt. Jetzt, einige Zeit später, scheint es, als hätten die Leute genug von diesem Quarantäne-Smalltalk und bevorzugen stattdessen, gleich auf den Punkt zu kommen. Oder ist das nur mein persönlicher Eindruck? Während meiner Sherlock-Holmes-Recherchen habe ich viel über die Wichtigkeit dieser Smalltalks gelernt. Eigentlich sollte es nicht Smalltalk heißen, sondern aufrichtiges Interesse an deinen Kollegen. In einer nicht-virtuellen Welt würden wir das auch tun. Wir würden fragen, wie es dem anderen geht, sich gegenseitig Fotos aus dem letzten Urlaub, seiner Kinder oder seines Motorrads zeigen. Dadurch fühlen sich Menschen wertgeschätzt und als Teil einer Gemeinschaft, die sich um sie kümmert.
Beziehungen zu pflegen oder sogar neue aufzubauen kann schwierig sein, wenn wir die Person nicht offline sehen. Mein Team hat zu diesem Zweck tolle Ideen umgesetzt. Wir haben regelmäßige virtuelle Aktivitäten: Kaffeepausen, Sportkurse, Kochkurse, Buchclubs, Cocktail-Abende usw. Wenn ich das Freunden von mir erzähle, sagen sie immer: „Oh, ich wünschte, das wäre in meinem Team genauso.“ Wie cool wäre es denn, wenn wir aus der aktuellen Situation gestärkt hervorgehen? Mit einem stärkeren Teamgeist, anstatt unsere zwischenmenschlichen Beziehungen zu vernachlässigen? Wir sitzen doch alle in einem Boot. Warum sollten wir uns also nicht gegenseitig dazu motivieren, mit anderen professionell zu netzwerken? Nie hat es eine bessere Zeit gegeben, sich auf persönlicher Ebene näherzukommen. Wann sehen wir jemals die Kinder oder Hunde unserer Kollegen im Hintergrund herumtoben, wann ihre Wohnzimmer oder ihr Pyjama-Outfit? Ich wünschte, ich könnte der Welt sagen: „Lasst uns in dieser vernetzten Welt nicht den Kontakt verlieren!“
Besonders für Führungskräfte ist es wichtig, in Kontakt mit ihren Mitarbeitern zu bleiben. Selbst wenn es nichts Neues zu berichten gibt, ist es gut, seinem Team zu sagen, dass es keine Updates gibt. Wenn es ein Update gibt, ist es wichtig, Transparenz zu zeigen, um das Vertrauen zu fördern. Diese besorgniserregende Zeit bietet eine großartige Chance für Führungskräfte, Positivität, Empathie und echtes Interesse in ihrem Team zu verbreiten. Dadurch lassen sich Zugehörigkeitsgefühl und Motivation aufbauen. Und wer möchte das nicht?
Die Punkte 1) und 2) bilden wichtige Schlüssel zum Aufbau einer Vertrauens- und Verbindlichkeitskultur in einer virtuellen Welt. Die Harvard Business Review nennt diese beiden Themen sogar die „Hauptsäulen“ virtueller Intelligenz.
Um auf meine Sherlock-Holmes-Stimmung zurückzukommen: Ich glaube, ich habe die Antwort für mich gefunden. Ich dachte, alles passiere aus einem bestimmten Grund. Aber aus welchem Grund passiert die aktuelle Situation? Ohne Zweifel, wir haben alle gelernt, wie wichtig der physische und persönliche Kontakt zu unseren Kollegen ist. Aber wir lernen immer noch, wie wir am besten virtuell miteinander zusammenarbeiten können. Das hilft uns für die Zukunft, für das große Ganze; für eine nachhaltigere und effizientere Welt (klingt wie eine Floskel, aber als Deutscher mag ich das Wort „effizient“ einfach). Eine Welt, in der wir nicht extra für ein halbstündiges Meeting in eine andere Stadt fliegen müssen. Eine Welt, in der wir Vertrauen und Verbindlichkeit auch virtuell erschaffen können. In der wir gelernt haben, virtuelle Projekte in Perfektion durchzuführen. Das ist unsere Antwort!
Interessiert daran, wie dein Arbeitsalltag bei Accenture aussehen könnte? Erfahre hier mehr über uns!
Erfahre im nächsten Beitrag mehr über Workshops von der Couch aus und den Schritt zurück ins Studentenleben.
Die Autorinnen
Moin Moin aus Hamburg. Ich bin Louisa Rahder — Digital Transformation Analyst bei Accenture und digitaler Marketing-„Schwamm“. Digital Customer Experience, Digital Brand Communications and Strategy, Social Media, Content Marketing … die Liste könnte ewig weitergehen … das sind meine Themen und Leidenschaften. Ich liebe meinen Job und möchte so viel Wissen wie möglich aus den unterschiedlichsten Industrien „aufsaugen“. Um genau das tun zu können, bin ich seit März 2020 Teil der Interactive Family. Was hieß das für mich? Direkt nach meiner zweiten Woche ging es ab ins Homeoffice. Ich wurde also zum virtuellen Schwamm. Eine geheime Leidenschaft von mir ist das Schreiben. Deshalb berichten Adèle und ich mit hilfe des fiktiven Charakters „Lucy“, einer Mischung aus uns beiden, über unsere Erlebnisse: wie wir über uns selbst hinausgewachsen sind und „The Future Way of Working“ kennengelernt haben — und wie uns Social Distancing dazu gebracht hat, more connected than ever zu sein. Happy reading!
Mein Name ist Adèle Conraud und ich arbeite als Managerin bei Accenture Interactive.
Ich bin ein absolutes Accenture-Eigengewächs: Einem Praktikum während des Masterstudiums folgte der Einstieg direkt nach dem Abschluss. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass ich mit dieser Entscheidung goldrichtig lag. Accenture bot mir die Chance, meine Karriere nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Ich hatte die Gelegenheit, in Asien und Amerika zu arbeiten und Europa zu bereisen.
Insbesondere in den letzten Monaten habe ich sehr viel über mich gelernt. Seit Anfang März trage ich die Verantwortung für zwei neue Counselees, also Neueinsteigern, die ich bei ihrem Karrierweg unterstütze. Direkt nach der ersten Woche begann das Arbeiten im Home Office. In dem Zuge haben Louisa und ich überlegt, wie wir über das neue Arbeiten berichten können und so den fiktiven Charakter „Lucy“ geschaffen. Aus ihrer Perspektive erhaltet ihr einen Einblick in unseren neuen Arbeitsalltag! Have fun!