Eine Literaturtagung?

Francesco
Solettres | Universität Basel
2 min readMay 8, 2016

Die Solothurner Literaturtage sind etwas zwischen einem Literaturkongress und einem Klassenausflug. Man sitzt in bestuhlten Räumen und hört den Mittätern zu, wie sie geschrieben haben, was sie geschrieben haben; man tauscht sich aus, man knüpft Kontakte und sitzt abends gemütlich beisammen beim Bier und (er)schöpft Inspirationen und neuen Mut für ein Schriftstellerdasein, das sich nicht immer leicht gestaltet.

Für uns, die Zuschauer und -hörer, die als Konsumenten im guten Sinn in Erscheinung treten, ist das eine Gelegenheit, Literatur unerwartet anders zu erleben, nämlich durch die Brille eines Mitlesers.

Die Langsamkeit des Lautlesenden ermöglicht es, sich vertieft mit der Literatur auseinanderzusetzen. Weil man öfters ausschweift, sich Bilder beschafft, sich von Klängen, von Versprechern ablenken lässt und die Gedanken daran hängt. Ich will solches Lesen als vertieft bezeichnen. Nicht, weil es sich mit dem Text selbst vertieft auseinandersetzt, sondern weil es mich in meine Tiefen steigen lässt.

Die Literaturtage haben mich aufgehen lassen in einem lesenden Kollektiv. Auf eigentümliche Weise fühlte ich mich den Mithörern und den Autoren nahe und verwandt. Im Zeichen der Literatur hat sich mir eine Welt mit unaufgeregten, liebenswürdigen Begegnungen eröffnet.

Auf der anderen Seite sind diese Literaturtagungen für manche Autoren wichtig, um auf langdauerndes Schreiben eine lebendige Rückmeldung von Dritten zu erhalten, die sich ausserhalb des Kreises der sowieso Wohlgesonnenen befinden.

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