_Einleitung

Blicken wir auf unseren Diskurs zum Enterprise 2.0 und unser Angebot einer „Web Clinic” im Rahmen der Zukunftswerkstatt vor zwei Jahren zurück, wirkt in unserer täglichen Arbeit mit Organisationen vor allem eine These nach: „Jeder wird zum Technologen.” — Bei vielen unserer Kunden und Partner hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Digitalisierung ohne Ausnahme alle Branchen und Unternehmensfunktionen betrifft, dass also jedes Unternehmen ein Technologieunternehmen und jeder zum Technologen wird. Zugleich bergen große Transformationen wie jene der Digitalisierung die Gefahr, in ihren Effekten unterschätzt zu werden, weil sich ihre Radikalität erst schleichend entwickelt und zeigt.

Auch die erlebte Ambivalenz in der Auseinandersetzung mit aktuellen Web Services und Technologien ist geblieben. Zum einen gehen die Fragen, Chancen und Risiken des digitalen Wandels uns alle an — gerade darin liegt dessen dezentrales Potential für neue Geschäftsmodelle und Produktivitätsgewinne (z.B. im Feld von Industrie 4.0 und Internet of Things). Zum anderen sorgen mächtiger werdende Kunden, flexiblere Organisationsdesigns und nicht zuletzt die steigende Menge der erzeugten und in Echtzeit verfügbaren Daten für Verunsicherung und zurecht für Vorsicht. Die Spannungsfelder dieses Paradigmenwechsels beschäftigen uns weiter. Sie können nicht allein von den Technologen der IT-Abteilungen bearbeitet werden, sondern bedürfen der systemischen Reflexion und der inter- und transdisziplinären Gestaltung (vgl. Heitger/Serfass 2015, Ent-Scheidung 4):

· schützen und teilen

· schließen (z.B. von Unternehmensgrenzen) und öffnen

· Hierarchie und Heterarchie

· Kollaboration und Partizipation

· Konnektivität und Kollektivität

· Kommunikation „one-on-one”/”one-to-many” und „many-with-many”

· Anweisung und Selbstorganisation

· kontrollierte Zielgruppenbeteiligung und breite Massenbeteiligung

· zentrale Steuerung und dezentrale Autonomie/Flexibilität

· nachträgliche Informationsbeschaffung und Verfügbarkeit in Echtzeit

· relevante Information und diffuse Datenflut

· Nutzung strukturierter Daten und zusätzlich „unstrukturierter” Daten (Big Data)

Für alle Dimensionen der Unternehmensentwicklung — Strategie, Organisation, Personen und Führung — sind diese Bewegungen bedeutsam. So bringt etwa die strategische Entscheidung einer Bank, mehr Kunden remote zu betreuen veränderte Organisationsstrukturen und -prozesse mit sich (das heißt z.B. eine andere Aufgabenteilung zwischen zentralen und regionalen Einheiten) und erfordert neue Kompetenzen bei Mitarbeitern und Führungskräften (im Umgang mit digitalen Technologien, in der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen und von Führung). Die Digitalisierung kann also im unten dargestellten Dreieck als Querschnittthema oder als „atmosphärisches” Moment verstanden werden, auf das sich das gesamte Gefüge einstellt.

Unser Anliegen für die folgenden Beiträge und unsere Praxiswerkstatt ist es, eine Bewegung „von außen nach innen” anzuregen: von den Trends und Treibern der Digitalisierung hin zu Auswirkungen auf Branchen, (Ihr) Unternehmen, (Ihre) Funktionen und Personen (Sie). Wir haben dafür bewusst ein digitales Format gewählt, um es Ihnen zu ermöglichen, in den Inhalten zu browsen, diese zu kommentieren, weiter zu vernetzen und zu teilen. Wenn Sie die analoge Teilnehmer-Unterlage der Zukunftswerkstatt in Händen halten, schauen Sie also auch im Netz vorbei: https://medium.com/@groupofexperts. Die Texte dokumentieren Highlights unserer eigenen Erkundungen der digitalen Welt, ihre Nummerierung entspricht der erwähnten Bewegung von außen nach innen — „Die Digitalisierung, mein Unternehmen & ich” –, kann aber nur ein Vorschlag sein. Der Ball bzw. Content liegt jetzt bei Ihnen. Los geht’s!

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Heitger Consulting
Digitalisierung, mein Unternehmen & ich

Heitger Consulting, 2007 gegründet von Dr. Barbara Heitger mit Sitz in Wien, versteht sich als Pionier in der systemischen Unternehmensberatung.