Kosten und Preise im Cloud-Computing

Was kosten Public-Cloud-Angebote?

Mirko Stocker
Cloud Solutions @ OST
3 min readMar 13, 2020

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Nachdem wir in den letzten Beiträgen Service- und Deploymentmodelle besprochen haben, geht es heute um die unterschiedlichen Preismodelle von Public-Cloud-Angeboten.

Key Takeaways

  • Cloud-Computing ersetzt Investitionsausgaben durch Betriebskosten.
  • Die Abrechnung von Cloud-Angeboten kann pauschal oder nutzungsabhängig ausgestaltet werden.
  • Preisrechner ermöglichen eine ungefähre Abschätzung der Kosten — unter der Annahme, dass der Bedarf bekannt ist. Ein Preisvergleich zwischen Providern ist trotzdem schwierig, da die Angebote kaum standardisiert sind.

Neben vielen technischen Aspekten ist ein weiterer Unterschied zwischen dem traditionellen, eigenen Betrieb von Hardware und Cloud-Computing, dass Investitionsausgaben (Capex), die traditionell bei der Serverbeschaffung anfallen würden, durch Betriebskosten (Opex) ersetzt werden. Weshalb ist das relevant? Werden Hardware und Lizenzen angeschafft und über die Jahre abgeschrieben, ist das sehr gut planbar und birgt kaum finanzielle Überraschungen. Aber wer kann schon die zukünftig benötigte Menge an Rechenleistung und Speicherkapazität vorhersagen? Um auf der sicheren Seite zu sein, wird zu viel Kapazität eingekauft, die dann erstmal brach liegt.

Werden diese Ressourcen hingegen von einem Cloud-Provider gemietet, lässt sich die eingekaufte Kapazität viel genauer und schneller — wenn der Provider denn OSSM ist — auf die tatsächlichen Bedürfnisse abstimmen. Der Ressourcenbedarf einer Applikation wurde unterschätzt? Ein Projekt verspätet sich oder wurde abgebrochen? Kein Problem, wenige Klicks genügen, um die Infrastruktur entsprechend zu skalieren. Wie sich das nun auf die Kosten von Cloud-Computing auswirkt, hängt vom konkreten Preismodell des Providers ab.

Die meisten Cloud-Angebote werden entweder pauschal (flat-rate) oder nutzungsabhängig (pay-per-use) abgerechnet:

  • Bei einer pauschalen Preisegestaltung wird eine wiederkehrende — monatliche oder jährliche — Gebühr in Rechnung gestellt, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Dienstes. Dieses Modell ist bei IaaS-Angeboten traditioneller Hostinganbieter weit verbreitet.
  • Besser auf die Einsatzszenarien einer Cloud abgestimmt ist eine nutzungsabhängige Abrechnung der vom Provider zur Verfügung gestellten Ressourcen. Was genau abgerechnet wird, unterscheidet sich von Provider zu Provider, typischerweise sind dies: Anzahl der CPU-Cores (ob diese dann tatsächlich genutzt werden, spielt keine Rolle), RAM, Disk-Speicherplatz und Netzwerkverkehr (hier wird entweder die tatsächliche Datenmenge verrechnet oder eine fixe Bandbreite). Abgerechnet wird je nach Provider sogar sekundengenau.

Diese Modelle werden gerne mit einem Freemium-Modell kombiniert, bei dem ein bestimmtes niedriges oder hobbymässiges Nutzungsniveau kostenlos ist und die Zahlung erst bei höherer Nutzung oder nach Ablauf einer anfänglichen Probezeit fällig wird.

Preisrechner, wie zum Beispiel von Amazon oder Google, helfen einem die Kosten für ein Cloud-Deployment abzuschätzen. Auf den ersten Blick scheint das relativ einfach zu sein, doch je mehr Angebote eines Providers ins Spiel kommen, desto schwieriger wird es, wie folgende Visualisierung der Datentransferkosten zwischen verschiedenen AWS-Angeboten zeigt:

Kosten für Datentransfer zwischen verschiedenen AWS-Angeboten (Stand Dezember 2019). Quelle: www.duckbillgroup.com/resources

Auch ein Preisvergleich über verschiedene Anbieter hinweg ist nicht trivial. Während sich als IaaS angebotene virtuelle Maschinen noch relativ leicht miteinander vergleichen lassen, sieht das bei proprietären Produkten wie zum Beispiel der AWS DynamoDB — abgerechnet werden neben dem Speicherplatz auch Lese- und Schreibzugriffe — schon ganz anders aus.

Bei der Wahl eines Providers oder des konkreten Angebots müssen auch die eigenen, internen Freigabe- und Beschaffungsprozesse berücksichtigt werden, da diese grundverschieden sind: Hardwareanschaffungen müssen oft weit im Voraus budgetiert werden, pay-per-use Angebote werden typischerweise monatlich einer Kreditkarte belastet.

Ganz so einfach ist es also nicht, das passende Cloud-Angebot zu finden. Oder wie mein Kollege Olaf Zimmermann gerne sagt: “wer also meint, die Auswahl eine neues Handyvertrages sei schwierig und aufwändig, muss sich bei der kostenoptimierten Cloud-Providerwahl auf einiges gefasst machen — oder gleich auf andere Auswahlkriterien wechseln”.

Weiterführende Links

Das CAL hilft Ihnen gerne, die Kosten eines Cloud-Deployments abzuschätzen.

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Mirko Stocker
Cloud Solutions @ OST

SE Prof (Cloud, Web, Programming Languages) @ OST; Partner @ Institute for Software; Co-Founder @ LegalGo