Aus der Reihe: Gerhard Kohlfürst
Die Geschichte des Fürstenfelder schreiben die Menschen, die dort arbeiten. Einer, der sie ab Tag Eins erzählen kann, ist Gerhard Kohlfürst – Gründer und Wirt des Fürstenfelder.
Für einen Wirt wirkt Gerhard Kohlfürst ganz schön zurückhaltend. »Jeden Tag an der Front stehen ist nicht meins«, sagt er. »Ich ziehe mich aus dem Betrieb auch mal raus, um nachzudenken.«
Die meisten Wirte fangen mit einer Bar oder einem kleinen Restaurant an, doch als die Heimatgemeinde seiner Frau Uschi für das Fürstenfelder Klostergelände und das neu gebaute Veranstaltungsforum einen Gastronom suchte, wusste Gerhard: das will ich.
Dabei war dem gebürtigen Grazer lange nicht klar, was er machen will. Er reiste in der Welt herum in der Hoffnung, es irgendwann herauszufinden. Seine Reisen finanzierte er mit Jobs in der Gastronomie. Irgendwann erzählte ihm ein Freund von seiner Ausbildung zum Hotelfachmann. Er sattelte um und blieb dabei.
»Die Hotelketten, in denen ich gearbeitet habe, waren nicht mein Ding«, sagt er. Mit dem Fürstenfelder bot sich die Freiheit, etwas Eigenes zu entwickeln. Zusammen mit seiner Frau erstellte er ein Konzept, Uschis Eltern halfen bei der Finanzierung und als Fürstenfeldbruck ihnen den Zuschlag gab, war das Familienunternehmen geboren.
Kein leichter Start
Seit der Eröffnung 2001 bauten sie nach und nach das Restaurant, den Biergarten und die Veranstaltungsgastronomie auf. Wenn Gerhard von der vielen Arbeit der ersten Jahre erzählt, legt sich seine Stirn hinter der Brille in Falten. Der Angestellte war Unternehmer geworden und musste sich in vieles erst einarbeiten. Als nach vier Jahren ein Gründungspartner absprang, wurde es manchmal zu viel. Uschi Kohlfürst half im Unternehmen mit und kümmerte sich um die beiden Kinder. Zu Hause sahen sie sich selten. Man sieht ihm das Dilemma an, in dem er da steckte: für das Familienunternehmen zu wenig Zeit mit der Familie. Sechs Jahre dauerte es, bis der Betrieb auf sicheren Füßen stand.
»Für mich ist jetzt der spannendste Punkt der letzten zehn Jahre erreicht«, sagt Gerhard Kohlfürst. Die Mühen haben sich am Ende ausgezahlt. Er bleibt ein leiser Wirt, einer, der sich nicht über seine Person profiliert. Und nur, weil er nicht im Mittelpunkt steht, kann er das Ganze überblicken.
Der Blick nach vorne
Hinten im Restaurant hängen historische Fotos der alten Wirtschaftsgebäude des Klosters an der Wand. Früher war das Gebäude ein riesiger Stall, vorne auf der Wiese stehen die alten Obstbäume aus Klosterzeiten und es gab auch einmal einen Kräutergarten. Überhaupt findet sich hier vieles aus der Zeit, in der man nur nachhaltiges, ökologisches und regionales Wirtschaften kannte. Lässt sich daran noch deutlicher anknüpfen? Im kommenden Jahr wird das Restaurant umgebaut. Und im Team mit Küche und Service wachsen bereits Ideen für eine klare Linie in allen drei gastronomischen Bereichen.
Gastronomie hat in Gerhard Kohlfürsts Augen eine Bedeutung, die sich nicht am Wirt festmacht: »Sie ist das Herzstück des Fürstenfelders. Hier geht mehr über den Tisch als nur Essen und Getränke, sie repräsentiert das ganze Unternehmen.« Man ist eben, was man isst.