Die Hände im Alltag desinfizieren?

Cristina Voss
5 min readMar 20, 2020

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Über das “Wie” und das “Wann” der richtigen Handhygiene

Möchte man Infektionskrankheiten vermeiden, sollte man auf die Handhygiene achten. Eine richtig verstandene und klug umgesetzte Händehygiene schützt sehr effektiv vor allen möglichen Keimen — und das nicht nur während einer Pandemie.

Ein regelmäßiges Desinfizieren der Hände mit alkoholhaltigen, antiseptischen Lösungen ist dagegen im Alltag nur selten notwendig.

Das gilt auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Bei zu häufiger Anwendung schaden Desinfektionslösungen der Haut, indem sie ihren natürlichen Schutzfilm angreifen und zerstören. Zu oft benutzt, können sie sogar das Gegenteil bewirken: Die geschädigte Haut kann viel leichter von Keimen besiedelt werden.

Desinfektionsmittel sind im Kampf gegen die Ausbreitung von Infektionen effektive und potente Waffen. Wann und wie man sie richtig einsetzten kann, verraten die folgenden Tipps.

Zuhause oder bei der Arbeit im eigenen Büro reicht es meistens, wenn man sich die Hände sorgfältig wäscht. Jedenfalls solange die Räume regelmäßig gereinigt werden, und man die folgenden Regeln beachtet.

In der gewohnten, bekannten Alltagsumgebung sollte man in erster Linie darauf achten, keine Keime von draußen einzuschleppen, zum Beispiel aus dem sozialen Umfeld. Dazu muss man die Hände waschen, sobald man von draußen wieder nach Hause oder ins Büro kommt. Man kann anschießend die Gegenstände, die man mit den unsauberen Händen angefasst hat — hauptsächlich die Türklinke, der Schlüssel, der Wasserhahn, das Handy, kurz desinfizieren oder mit etwas Spüli abwischen.

Man sollte aber auch vermeiden, dass Keimen aus dem eigenen Körper verteilt werden, da diese durchaus längere Zeit auf den Flächen überleben können und zur Infektionsquelle für andere Familienmitglieder, für Besucher oder Kollegen werden. Das kann man erreichen, wenn man sich die Hände mit Seife wäscht, und zwar jedes Mal, wenn diese mit Flüssigkeiten aus Nase, Mund oder Augen in Kontakt waren, aber auch wenn man mit den Fingern Nase, Mund oder Augen berührt hat. Anschließend am besten die Gegenstände, die man vor dem Händewaschen angefasst hat, kurz abwischen. Hierzu kann man gerne eine Desinfektionslösung benutzen — mindestens aber ein Papier oder Lappen mit etwas Flüssigseife.

Im öffentlichen Raum gibt es vor Allem eine wichtige Regel: Hier müssen die Hände möglichst fern vom Gesicht bleiben.

Machen Sie sich unterwegs bewusst, welche Gegenstände von vielen anderen Menschen mitbenutzt und daher oft berührt werden, und versuchen Sie diese zu umgehen. Bedienen Sie darum z.B. die Türklinke mit dem Ellenbogen, vermeiden Sie, Geländer anzufassen, wenn Sie nicht drauf angewiesen sind, usw.

Da es aber unmöglich ist, alles zu vermeiden, ist es besser, das eigene Gesicht nicht mit den Fingern zu berühren. Die Keime auf den Fingern können kaum Schaden anrichten, erst in den Schleimhäuten im Inneren des Körpers fangen sie an, sich zu vermehren. Die Finger aber können die Keime, die sie irgendwo zufällig aufgenommen haben, auf die eigenen Schleimhäute der Nase, des Mundes oder der Augen übertragen.

Die Hände sollten das Gesicht in einer fremden Umgebung nur bewusst berühren, und zwar direkt nachdem man sie sich sorgfältig mit Seife gewaschen hat. Desinfektionslösung oder -tücher helfen hier, vor allem in Situationen, in denen man das Gesicht anfassen möchte, aber die Hände nicht vorher waschen kann.

Diese Regel gilt natürlich in erster Linie in Zeiten, in denen man mit einer erhöhten Infektionsgefahr rechnet. Zudem gilt sie verstärkt, je mehr Menschen sich an einem einzigen Ort aufhalten und den gleichen Gegenstand berühren. Beispiele dafür: Türklinke und Wasserhahn der Toilette auf Veranstaltungen, im Kino, Theater oder Restaurant; Haltestangen in Bus und Bahn; Tasten und Bildschirme der öffentlichen Automaten; Tasten auf dem Kartenzahlungsgerät im Kaufhaus. Hat man diese Gegenstände mitbenutzt, sollte man versuchen, möglichst bald die Hände zu waschen. Wenn das nicht möglich ist, dann hilft das Desinfizieren.

Bei potenziellem Keimkontakt sollte man die Hände desinfizieren. Das ist der Sinn hinter der Desinfektionsroutine im Krankenhaus. Hier kommen kranke Menschen, sie bringen Keime mit, die für andere Patienten potenziell gefährlich werden können. Das medizinische Personal begegnet einem Patienten nach dem anderen. Indem sie sich die Hände regelmäßig desinfizieren, vermeiden sie, Keime von einem Patienten zum anderen zu verschleppen. Übrigens werden hier auch vermehrt Einmalhandschuhe eingesetzt.

Für den Krankenhausbesucher macht es Sinn, sich die Hände nach dem Besuch im Krankenzimmer zu desinfizieren.

Zwar könnte auch hier ein sorgfältiges Händewaschen die Desinfektion ersetzen, die Desinfektionslösung ist aber in diesem Fall leichter zugänglich.

Das Desinfizieren nach Verlassen des Krankenzimmers gilt übrigens auch, wenn jemand in der Familie krank ist! Desinfizieren Sie dabei regelmäßig auch alle Gegenstände, die durch die kranke Person berührt wurden: Türklinken, Wasserhähne, Schubladen- und Kühlschrankgriffe, Geländer, Stuhllehnen, Telefon, Arbeitsflächen und Tischplatten, Tastaturen, usw.

Zusätzlich kann man eine Desinfektion der Hände in einigen besonderen Situationen in Betracht ziehen. Zum Beispiel, wenn man mit einer Person mit geschwächtem Immunsystem zu tun hat. Auch wenn man unfreiwillig in Kontakt mit einer Person kam, die eindeutige Symptome aufweist: Schnupfen, Niesen, Husten, kann man schneller zum Desinfektionsmittel greifen. Ebenso kann man sich die Hände nach einem Arztbesuch desinfizieren, und zwar direkt vor dem Verlassen der Praxis. Allerdings würde auch hier ausreichen, sich „nur“ die Hände sorgfältig zu waschen. Und für ein letztes Bedienen der Türklinken ein Papiertuch mitzunehmen, das man später entsorgt.

Was sorgfältiges Händewaschen bedeutet, sollte inzwischen jedem klar sein: Mindestens 30 Sekunden lang mit Seife einreiben, dabei beide Handflächen und auch die Fingerzwischenräume gründlich bearbeiten. Zuhause auch die Fingernägel mit einer Bürste reinigen.

Ein gründliches Händewaschen war das Allererste, was im Umgang mit dem neuen Corona-Virus empfohlen wurde. Sorgfältiges und häufiges Händewaschen bleibt neben dem sozialen Abstand immer noch wichtigste Maßnahme im Kampf gegen die weitere Ausbreitung. Händewaschen uneingeschränkt und wiederholt empfohlen, zum Beispiel auf der Seite Infektionsschutz.de, die von der Bundeszentrale für gesundheitlichen Aufklärung betrieben wird. Zum Thema Händewaschen heißt es hier:

Die Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern. Händewaschen schützt!

Das Händewaschen ist die wesentliche besser Option, für die eigenen Hände wie auch für die Umwelt. Für den Einsatz von Desinfektionsmitteln kann man folgende einfache Regeln nutzen:

  1. Man sollte zu Desinfektionsmitteln für die Hände erst greifen, wenn ein Händewaschen nicht zeitnah möglich ist. Zum Beispiel bevor man die Hände in Verbindung mit dem Gesicht bringt.
  2. Man sollte die Hände desinfizieren: Wenn man direkten Kontakt mit sehr vielen Keimen hatte oder wenn man eine Person mit einem geschwächten Immunsystem hautnah betreut.
  3. Ansonsten: Nutzen Sie Desinfektionsmittel vor allem, um Flächen und Gegenstände zu desinfizieren, auf denen Sie Keime vermuten.

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Cristina Voss

Promovierte Biologin mit jahrelanger Erfahrung in der Krebsforschung, Wissenschafts-Vermittlerin aus Leidenschaft