Vom Prinzip Fiktion zum Prinzip Erde

Jörg Ossenkopp
3 min readFeb 19, 2023

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the audience assembles around the camp fire, matte painting hq, by Stable Diffusion [CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication]

Die drei Prinzipien: Fiktion, Erde und Sonne sind mir derzeit in unterschiedlichem Grade klar.

Das Prinzip Fiktion fächert die zeitliche Strukturierung in Anfang, Mitte und Ende auf. Im griechischen Wort arché fallen Anfang, Herrschaft und Prinzip zusammen. Fiktion ermöglicht den Zugang zum kosmischen Weltprozess, der in Erde und Sonne auseinander fällt. Verifikation ist Fiktion nachgeordnet. Das heißt, Fiktion existiert notwendigerweise in einer unauflöslichen Pluralität. Die fiktionale Erzählung fokussiert die eigene Strukturiertheit und Rhythmik sowie die plurale Konstitution des Publikums, vor aller Referenz und Wahrheit. Das Prinzip Fiktion hat einen generativen Aspekt, es erzeugt das Kosmopolitische in seinem Ordnungsaspekt und in seinem politischen Aspekt. Es hat einen epistemischen Aspekt, weil es immer der erste Versuch ist, Wissen zu entwickeln.

planetarity, matte painting hq, by Stable Diffusion [CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication]

Das Prinzip Fiktion ist vorrangig vor der Verifikation, das Prinzip Erde nicht. Das Prinzip Erde umfasst alle derzeit wissenschaftlich verifizierbaren Aussagen der Geowissenschaften. Als Prinzip, d.h. als ein philosophischer Begriff mit einer spekulativen Komponente, mit einer Komponente der Futurität, geht es darüber hinaus und meint zudem alle zukünftigen wissenschaftlich verifizierbaren Aussagen mit, das insbesondere bei der Wissenschaft vom Klima wichtig ist, weil dies niemals von menschlichem Wissen „gezähmt“ werden kann (Chakrabarty 2021, 53). Das Prinzip Erde ist das Sediment aller bisherigen konkreten Erfahrungen und umfasst das Ensemble aller lebendigen Erfahrung, zukünftige Erfahrungen eingeschlossen.

several groups of diverse humans and their perspectives, matte painting hq, by Stable Diffusion [CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication]

Das Prinzip Erde im Sinne der Planetarität umfasst somit die Heterogenität und Inkommensurablität der konkreten Erfahrungen genauso wie die konkrete Zählbarkeit und Gleichberechtigung aller Erfahrungen. Es ist gleichzeitig groß und umfassend und klein, in der Situiertheit der Einzel- und Gruppenperspektive. Das Prinzip Erde wird folglich durch konkrete Inklusion genauso ausgemacht wie durch konkrete Diversität, stets konkretisiert durch ihre Situiertheit und ihre Kontexte. Daher ist es unerlässlich, den philosophischen Eurozentrismus hinter sich zu lassen und eine pluralistische weltphilosophische Perspektive einzunehmen. Das Prinzip Erde ist immanent, monistisch und diesseitig, aber offen und nicht abgeschlossen, es ist die Aktualität des Kosmopolitischen. Es hat einen generativen Aspekt, es erzeugt die Ökosysteme, die uns biologisch und historisch konstituieren. Das Prinzip Erde hat einen epistemischen Aspekt, es bedingt die Entwicklung unseres epistemischen Apparats.

bright large burning sun, matte painting hq, by Stable Diffusion [CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication]

Das Prinzip Sonne ist mir noch nicht richtig klar. Energie ist zentral, das Geben ist zentral, die Zerstörung auch, all das muss weiter ausgeführt werden.

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Jörg Ossenkopp

Philosopher and Techie, interested in values and leadership