Gemäß meinem Herzen

Karl-Maria de Molina
5 min readMar 1, 2024

Das Herz wird häufig als Symbol für die Liebe verwendet. Wenn Jesus zu uns sagt: gemäß meinem Herzen, dann weil wir gemäß seinem Wertekodex handeln. Gemäß dem, was ihm wichtig ist, was er in seinem Herzen trägt. Um dies zu erreichen, müssen wir seine Person in unser Leben integrieren.

Heute, erster Freitag des Monats, lädt uns die Kirche zum Fest Herz Jesu ein. Nehmen wir diese Einladung zum Anlass, unsere Beziehung zu Jesus unter die Lupe zu nehmen.

Innerhalb der Familie, aber auch mit Freunden und Kollegen, gibt es Momente, wo wir uns über die Qualität der Beziehung Gedanken machen. Wie wäre es, wenn wir heute prüfen, wie gut unsere Beziehung zu Jesus ist?

In den Gedenktagen der Heiligen lesen wir im Messbuch den Satz „juxta cor meum“ (übersetzt heißt „gemäß meinem Herzen“). Dieser Satz fasziniert mich. Es klingt für mich wie: „Du kommst rein in den Himmel, weil du gemäß meinen Wünschen, meinen Vorstellungen, meinem Herzen gelebt hast“. Das kann nur gelingen, wenn wir „ein Herz für Jesus haben“. Mutter Teresa (1986) schreibt dazu: „Wir brauchen ein reines Herz, um Jesus in den geistlich Ärmsten erkennen zu können“.

Gestern habe ich einen Psychiater interviewt. Er sprach von der „primären“ Liebe. Damit meinte er die Liebe innerhalb der Familie. In Anlehnung dazu möchte ich auch unsere Beziehung zu Jesus „primäre“ Liebe bezeichnen. Der ehemalige Papst Johannes Paul II bewertete die Menschen nicht nach ihrem (Geld)-Vermögen, sondern nach ihrer Fähigkeit zu lieben. Ein nachahmenswerter Ansatz!

Lassen wir Mutter Teresa (1986) wieder zu Wort kommen: “Lass doch die Liebe Gottes ganz und gar von deinem Herzen Besitz ergreifen”. Mit diesem Satz entdecken wir die zweite Dimension des Gedenktages: „dass Gott unser Herz nimmt und gegen sein eigenes drückt. Dadurch wird unser Herz warm, weich und rein“ -wie Teresa es ausdrückte.

Gemäß dem Herzen Jesu bedeutet, sich z.B. fragen: „Wie würde Jesus jetzt auf die Ungerechtigkeit reagieren?“ Jeder von uns ist in einer Familie aufgewachsen. Wir haben auf unsere Eltern hochgeschaut und beobachtet, wie sie auf schmerzliche Ereignisse reagiert haben. Meine Eltern waren nicht reich an Geld, aber reich an Tugenden. Wir, ihre Kinder, haben versucht -wo es ging-, sie nachzuahmen. Wir können einen Schritt weitergehen und uns fragen, wie können wir heute Jesus nachahmen?

Joseph Ratzinger (2007) schrieb „Gottes Gnade begleitet uns Tag für Tag. Man braucht nur ein wachendes Herz, um es wahrzunehmen. Wir neigen dazu, nur die tägliche Müdigkeit zu bemerken. Aber wenn wir uns Herz öffnen, dann können wir ständig feststellen, wie gut Gott zu uns ist; wie er an die kleinen Dinge denkt und uns so hilft, die Großen zu erreichen“.

Wir haben hier viele Zitate gelistet und vieles erklärt. Hier passt der frühere Claim der Firma Ford: „wir haben verstanden“. Ja, wir haben verstanden, dass wir gemäß dem Herzen Jesu leben sollen. Aber wie?

All diese Zitate dienten -im Sinne von Simon Sinek- für das „Warum“. Jetzt geht es um das „Wie“. Ja, wie können wir diese „frommen“ Wünsche in unseren Alltag integrieren? Im Laufe meines Lebens habe ich verstanden, dass wir alle sehr beschäftigt sind. Wie können wir inmitten dieser „Überbeschäftigung“ ein „Time Slot“ für Jesus und sein Herz finden? Genau besehen brauchen wir kein spezielles „Time Slot“ für Jesus. Wir müssen nur unsere Haltung ihm gegenüber ändern; und das kostet weder Zeit noch Geld. Es bedeutet nur eine Änderung unserer Prioritäten, d.h. an die anderen denken, sich bedanken, anderen helfen. So hat Jesus gehandelt, als er unter uns gelebt hat. Über sich sagte er damals: „Ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Wenn wir diesen Satz leben und vorleben, dann handeln wir „gemäß meinem Herzen“ -wie Jesus sagen würde.

Damit diese Sätze einen Impact in unserem Leben haben, sollen wir einen Vorsatz fassen: „Uns jeden Tag fragen: Hätte Jesus heute so gehandelt, wie ich es tat?“ Tag für Tag werden wir dann erkennen, ob wir in unserem Verhalten richtig liegen oder nicht.

Das schönste Geschenk, das wir Jesus anbieten können, ist der „Balsam der Zärtlichkeit“, d.h. die Einswerdung mit dem Willen Gottes. Diesen Balsam hat ihm seine Mutter zeitlebens geschenkt und speziell bei der Kreuzigung. Auch heute wird er von uns Menschen gekreuzigt, vielleicht unblutig, aber genauso schmerzlich -wie er in vielen Erscheinungen erzählt hat.

Wie wäre es, wenn jemand über uns sagen könnte: „Er/sie hat gemäß dem Herzen Jesu gelebt“. Ist das nicht ein schönes Ziel für unser Leben?

Jesus ist zwar allmächtig, er braucht aber die Wärme unseres Herzens. Neulich erzählte mir ein Freud, wie Jesus zu ihm sagte: „Komm bei mir in der Dorfkirche vorbei. Ich brauche die Wärme deines Herzens“. Jesus ist in den Kirchen dieser Erde ganz allein. Er freut sich, wenn wir ihm die Wärme unserer Anwesenheit schenken. Wenn wir ihn nicht in einer Kirche aufsuchen können, dann eben nur mit den Gedanken. Das tun wir mit unserer Familie, mit unseren Freunden: wir besuchen sie oder rufen an. Wie wäre es, wenn wir im Zuge der „primären“ Liebe auch Jesus in diesen Besuchen oder Gedanken einbeziehen würden?

Jesus leidet noch heute unten den vielen Sünden dieser Welt. Wäre es nicht angebracht, wenn wir ihm sagen würden: „Lieber Jesus, ruhe dich aus in meinem Herzen“. Schwester Faustina Kowalska (1987) sagte im Gespräch mit Jesus: „Jesus, du allein kennst mein Herz und besitzt es ganz und gar. Niemand kennt unser Geheimnis“. Intime Worte als Gebet!

In der Arbeitswelt hat sich das Wort Mindset etabliert. Damit ist die Art und Weise unseres Denkens gemeint. Wie wäre es, wenn wir einen passenden Begriff einführen? z.B. „Heartset“. Dieser Begriff subsumiert diesen Artikel. Es handelt sich um eine neue Art von Herzen, um eine neue Form der Liebe, wo Gott an erster Stelle steht, dann die anderen und am Ende wir!

Diese Idee mit dem „Heartset“ ist in sich nicht neu. Bereits Ezechiel (18,31) sprach darüber: „Schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist“. Von Zeit zu Zeit werden alte Begriffe wiederentdeckt. Dies ist dann notwendig, wenn sie in Vergessenheit geraten. In unserer heutigen Welt brauchen wir ein „Revival“ alter Begriffe wie z.B. „Heartset“.

Beenden wir diesen Artikel mit Worten von Ratzinger (2013): „Das innere Gebet oder auch betrachtendes Gebet genannt, besteht aus der Berührung zwischen unserem Verstand und dem Herzen Gottes“.

Literatur

Ratzinger, J. (2013) BETEN — die Kunst mit Gott zu sprechen, Sankt Ulrich Verlag

Kowalska, F. (1987) Divine Mercy in my Soul — Diary, Marian Press

Mutter Teresa (1986) Die Sprache des Herzens — Gedanken für jeden Tag, Freiburg

Ratzinger, Joseph (2007) Homilie, 15.4.2007

Diese Artikel sind bereits online — — — https://medium.com/@karlmariademolina

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Der Autor

Dr.-Ing. Karl-Maria de Molina hat Ingenieurwissenschaften, Philosophie und Theologie studiert, und in Fahrzeugtechnik promoviert. Er hat Bücher über Automobiltechnik und Arbeitsmethodik geschrieben, und über Arbeitskultur und Kompetenzentwicklung herausgegeben. Er hat mehrere Lehraufträge in deutschen Universitäten; er hält Seminare über Führungskräfteentwicklung; er hat mehrere Unternehmen gegründet, und innovative Produkte entwickelt und vermarktet.

Das notwendige Wissen für diese Artikelreihe hat der Autor erworben durch das Studium der Philosophie und Theologie, durch die tägliche Lektüre des Evangeliums und geistlicher Bücher; durch den täglichen Besuch der Eucharistie; durch die wöchentlichen Gespräche mit dem geistlichen Leiter und durch die Beichte; durch die wöchentliche Teilnahme an Vorträgen über geistliche Themen; durch monatliche Einkehrtage; durch jährliche Exerzitien.

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