Coronavirus: Die Schweizer-Käse-Strategie

So können wir mit dem Virus umgehen und es stoppen

Torsten Cordes
Torsten Cordes

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Deutsche Übersetzung und Lektorat dieses Originalartikels von Tomas Pueyo.

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Man könnte vermuten, dass die meisten Staaten acht Monate nach Beginn der Pandemie genau wissen sollten, was sie tun müssen, um das Coronavirus zu stoppen. Und doch ist es nicht so.

Wahrscheinlich hast du solche Diagramme schon einmal gesehen. Ein Detail, das nur wenige Quellen hinzufügen, ist die grüne Linie am unteren Rand — die Länder des asiatisch-pazifischen Raums. Schauen wir uns das näher an.

Dies ist eine Grafik, die viele Mutmaßungen zum richtigen Umgang mit dem Virus widerlegt: Japan, Taiwan, China, Hongkong, Singapur, Südkorea, Neuseeland, Australien, die Mongolei, Thailand oder Vietnam folgten jeweils ganz verschiedenen Ausprägungen der “Hammer and dance”-Methode — dennoch waren sie alle erfolgreich. Sie alle verfolgten verschiedene Varianten zwischen starken Einschränkungen (wenn ein unkontrollierter Ausbruch stattfand und man glaubte, keine Alternativen zu haben) und einer Reihe intelligenter Maßnahmen, um Infektionen gering zu halten. Man sieht sehr gut, dass trotz der Verschiedenheit, alle diese Staaten erfolgreich waren.

Diese Liste der erfolgreichen Staaten umfasst alle Systeme: demokratische, autoritäre, kontinentale, insulare, freiheitsliebende, angelsächsische, Entwicklungs- und Industrieländer. Sie beweisen, dass jedes Land erfolgreich sein kann. Und sie sind nicht die einzigen: Von der Karibik bis Uruguay, über Kanadas Atlantikprovinzen oder auch bis hin zu mehreren afrikanischen Staaten kontrollierten viele Länder die Epidemie.

Währenddessen haben viele westliche Länder nicht gut genug aufgepasst, teils starke Ausbrüche erlitten, schwere Einschränkungen erlassen, um die Ausbrüche zu stoppen, aber nicht wirklich gelernt, wie man mit dem Virus umgehen kann. Als die Sommerferien vorüber waren, waren sie auf die wieder beginnende Schulzeit und die neue Welle von Fällen nicht vorbereitet. Mit dem Fortschreiten in den Winter wird es wohl noch schlimmer werden.

Dies ist in den letzten neun Monaten in Europa geschehen. Quelle: Kommentar und Anmerkungen von Tomas Pueyo zur Karte von innouveau.

Derzeit hat die westliche Welt eine neue Chance. Joe Biden ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten und beabsichtigt, einen anderen Umgang mit dem Virus zu wählen. In Europa sind mehrere Länder aus ihrem Sommernachtstraum aufgewacht und haben damit begonnen, die Bewegungsfreiheit wieder einzuschränken, darunter Irland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Spanien, Italien, Deutschland und sogar Schweden.

Für diejenigen Länder, die das Virus unter Kontrolle bringen wollen: Wie können sie das überhaupt noch erreichen?

Tanzen lernen auf dem Corona-Vulkan

Um das Coronavirus innerhalb einer Gesellschaft unter Kontrolle zu halten, gibt es vier Ebenen der Abwehr:

  1. So viele Infektionen wie möglich verhindern.
  2. Diejenigen Infektionsträger, die dennoch in eine Gesellschaft gelangen, sollten die Anzahl der Menschen, denen sie begegnen, minimieren.
  3. Im Fall von Begegnungen: Verminderung des Ansteckungsrisikos für andere Personen.
  4. Im Fall einer Infektion einer weiteren Person: Schnelle Identifizierung und Neutralisierung der Infektion.

Keine dieser Abwehrmaßnahmen ist perfekt. Aber zusammen können sie genügend Fälle stoppen, um die Übertragungsrate R auf unter 1 zu senken und das Virus aufzuhalten.

Schauen wir uns jeden einzelnen Punkt an.

1. Die Schutzbarriere: Infektionen fernhalten

Es entspricht dem gesunden Menschenverstand, dass, wenn man an der Grenze nicht versucht, Menschen aus Risikogebieten zu stoppen, einige das Virus einschleppen und Ausbrüche verursachen können.

Als Schutzbarriere bezeichne ich die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus an einer Grenze. Es gibt drei Arten:

  • Blockade: Verbote für Reisende aus den Risikogebieten.
  • Quarantäne: Menschen einreisen lassen, aber für 4 bis 14 Tage isolieren.
  • Kontrollpunkte: Menschen an der Grenze testen.

Staaten können jede Schutzbarriere bei verschiedenen Reisenden anwenden: je höher das Infektionsrisiko, desto stärker die Barriere.

Blockaden sind sehr teuer, daher sollten sie sparsam eingesetzt werden. Kontrollpunkte können hingegen recht kostengünstig sein, fangen aber nicht alle Fälle ab.

Quarantänen sind wahrscheinlich der optimale Weg: ein Test, ein ausgefülltes Formular, auf dem den Behörden mitgeteilt wird, wo sich der Reisende aufhalten wird, die Kontrolle, um sicherzustellen, dass die Quarantäne eingehalten wird, und eine hohe Geldstrafe für diejenigen, die das nicht tun. Mit Schnelltests am Tag der Ankunft und nach vier Tagen Quarantäne werden Sie wahrscheinlich die meisten Infektionen stoppen.

Wenn die Fälle geringer werden, können sich Länder — oder Staaten — mit sehr wenigen Infektionen zueinander öffnen und “grüne Zonen” ohne Schutzbarrieren schaffen.

Manche Menschen sehen sich Studien über Grenzschließungen an und sagen “Die funktionieren nicht! Sie verzögern nur das Unvermeidliche!” Das liegt daran, dass sich diese Studien immer nur mit den betreffenden Maßnahmen befassen — ohne weitere Maßnahmen zu integrieren und sie im Zusammenhang zu bewerten. Natürlich sind sie allein nicht ausreichend! Schutzbarrieren sind nur eine Ebene der Virusbekämpfung. Irgendjemand wird schließlich hindurchgehen und einen Ausbruch verursachen.

Keine Schutzbarriere, keine Virusabwehr.

Was diese Menschen übersehen: Die Schutzbarriere an den Grenzen ist nicht immer ausreichend, aber sie ist notwendig: Sie funktioniert nicht allein, aber ohne sie ist es unmöglich, das Virus aufzuhalten. Nenne mir einen einzigen Staat, das in der Lage war, die Zahl der Fälle ohne eine starke Schutzbarriere niedrig zu halten. Es gibt ihn nicht. Irgendwann wird man überrannt. Aus diesem Grund haben Japan, Taiwan, China, Hongkong, Südkorea, Neuseeland und Australien starke Schutzbarrieren an ihren Grenzen.

Umgekehrt ist das einer der großen Misserfolge der Europäischen Union während des Sommers. Nach einem sehr harten Frühling mit starken Einschränkungen auf dem ganzen Kontinent waren die europäischen Länder in ihrer Wachsamkeit nachlässig und öffneten ihre Grenzen zueinander und säten somit mehr und mehr Infektionen untereinader aus. Mittlerweile wissen wir, dass ein Großteil der aktuellen Fälle in der EU aus Spanien kam. Etwas Ähnliches geschah zwischen den US-Bundesstaaten.

Keine Schutzbarriere, keine Virusabwehr.

2. Gesellschaftliche Gruppen: Enthaltsamkeit bei der Begegnung mit anderen Menschen

Einige Infizierte werden es in deine Umgebung schaffen. Das lässt sich nicht vermeiden.

Wenn sie es dennoch geschafft haben, dann will man verhindern, dass sie andere Menschen treffen. Je mehr Menschen in ihren eigenen gesellschaftlichen Gruppen verbleiben, desto besser kann man Infektionen durch Reisende und Infektionen in anderen gesellschaftlichen Gruppen verhindern. Man spricht hierbei auch von Cluster-Bildung.

Maßnahmen, die eine Trennung von gesellschaftlichen Gruppen voneinander verstärken, reichen von wenig harten Maßnahmen, wie z.B. die Begrenzung der Größe von Menschenmassen, bis hin zu einer massiven Einschränkung: Schließung der Wirtschaft, bei der jede Familie außerdem in ihrer gesellschaftlichen Gruppe bleiben soll.

Andere Maßnahmen umfassen Ausgangssperren, Begrenzungen der gleichzeitig erlaubten Personenzahl in Unternehmen, gestaffelte Betriebszeiten, Verbote bestimmter Arten von Versammlungen, Betriebsschließungen…

Starke Lockdowns sind destruktiv. Menschen werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und die gesamte Wirtschaft wird geschlossen, ausgenommen unverzichtbarer Geschäftsbereiche. Das nannte ich damals im März den “Hammer”, als ich die Regierungen ermutigte, ihn anzuwenden, um dem Virus Einhalt zu gebieten.

Das machte damals Sinn: Zu einer Zeit, als das wahre Ausmaß der Epidemie bereits weitaus größer war, als wir es ahnten, weil wir nicht genug getestet hatten. Zu einer Zeit, als unsere Gesundheitssysteme zusammenbrachen und als wir nicht wussten, wie wir mit dem Virus umgehen sollten. Der Maßnahmenhammer würde das Wachstum der Epidemie stoppen und den Regierungen ein paar Wochen Zeit geben, um die Sache in den Griff zu bekommen.

Heute ist die Situation anders. Wenn ein Land von einer ersten Welle getroffen wird, massive Einschränkungen anwendet, sieben Monate Zeit hat, mit dem Virus umzugehen, dann aber eine zweite Welle erlebt und erneut harte Einschränkungen umsetzt… Warum sollten die Bürger dann glauben, dass es die Regierung diesmal besser lernt, mit dem Virus umzugehen? Warum sollten sie glauben, dass es keine dritte Welle, keinen dritten Maßnahmenhammer und dann keinen vierten geben wird? Warum sollten sie nicht glauben, dass die Regierung zwischen harten Lockdowns und Ausbrüchen in unverantwortlicher Weise hin und her taumelt?

Harte Lockdowns sollten so weit wie möglich vermieden werden. Wenn ein Land hingegen einen gute Strategie hat, auf dem explosiven Corona-Vulkan zu tanzen, ist es gerechtfertigt, einige Wochen lang zu warten, um eine neue Welle in den Griff zu bekommen. Genauso empfiehlt es die WHO, wie wir mit Lockdowns umgehen sollten. Aber ansonsten machen Lockdowns wenig Sinn.

Zum Glück haben wir genug gelernt, um zu wissen, welche Arten von gesellschaftlichen Zusammenkünften vermieden werden müssen und welche in Ordnung sind.

Zum Beispiel scheinen der Einkauf mit Maske sowie die Abstands- und Hygieneregeln weitgehend sicher zu sein. Deshalb sollten Geschäfte grundsätzlich nicht schließen. Tatsächlich haben wir Entscheidendes über das Virus gelernt. Wir wissen heute, welche Arten von Zusammenkünften vermieden werden sollten.

Wie sich außerdem herausgestellt hat, spielen viele Ereignisse und viele Infektionen keine wesentliche Rolle im Pandemiegeschehen. Viele verschiedene Studien haben bewiesen, dass 10% bis 20% der Fälle für 80% bis 90% der Übertragungen verantwortlich sind. Durch die Eliminierung von Superspreader-Ereignissen kann man die Epidemie also deutlich bekämpfen.

Dieser Artikel aus dem Wissenschaftsmagazin Science ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich das Virus in Clustern ausbreitet und wie die Rückverfolgung zum Aufspüren von Clustern funktioniert.

Was sollten Länder und Staaten machen?

  • Versammlungen über einer bestimmten Anzahl von Menschen sollten verboten werden. Je weniger aktive Coronavirus-Fälle es gibt, desto mehr Menschenmengen können wieder zugelassen werden.
  • Man sollte Orte im Auge behalten, die Ausbrüche mit hoher Verbreitungsmöglichkeit verursachen können, wie z. B. Gefängnisse, Altenpflegeheime, Reha-Zentren, Universitäten oder Lebensmittelverpackungsbetriebe. Mit strengeren Maßnahmen können Ausbrüche verhindert werden.
  • Falls sich die Ausbreitung in der Bevölkerung massiv verstärkt, sollten Bars, Clubs und Restaurants und sogar private Partys geschlossen bzw. verboten werden.
  • Harte Lockdowns sollten verhindert werden. Wenn Einrichtungen geschlossen werden müssen, sollten Schulen die letzten sein, insbesondere die Kinderbetreuung.

Die Wirtschaft wird von Menschen getragen, die sich begegnen. Wenn Menschen sich nicht begegnen können, konsumieren sie weniger und die Wirtschaft leidet. Daher ist die Beschränkung gesellschaftlicher Zusammenkünfte die teuerste Ebene der Virusbekämpfung. Diese Beschränkung sollte so weit wie möglich vermieden werden. Das ist aber nur möglich, wenn die anderen Abwehrmaßnahmen stark sind.

3. „Ansteckungsverhütung”: Verringerung des Ansteckungsrisikos bei Begegnungen

Die nächste Ebene der Virusbekämpfung besteht darin, das Ansteckungsrisiko bei Begegnungen zu verringern.

Es gibt kein Wort für “Verringerung des Ansteckungsrisiko”, also werde ich „Ansteckungsverhütung” verwenden. So wie die Schwangerschaftsverhütung eine Verringerung der Empfängnismöglichkeit beim Geschlechtsverkehr bedeutet, so bedeutet „Ansteckungsverhütung“ die Verringerung des Ansteckungsrisikos bei Begegnungen.

Das Virus verbreitet sich unter ganz bestimmten Bedingungen: Wenn sich viele Menschen lange Zeit in einem geschlossenen Raum versammeln, während sie reden, singen oder sogar atmen. Die Japaner nennen das die 3 C: closed spaces, crowded places and close-contact settings — also geschlossene Räume, mit Menschen gefüllte Orte und Situationen mit nahen Kontakten. Das ist meine Version:

Vermeidung von vollen, geschlossenen, dichten und intensiven Kommunikationssituationen.

Um das Ansteckungsrisiko methodisch zu verringern, müssen wir verstehen, wie sich das Virus verhält, und die Schritte aufschlüsseln, denen das Virus folgt, um sich zu verbreiten.

Normalerweise hustet, spricht oder atmet eine infizierte Person Partikel aus, die eine Wolke bilden, die mit dem Virus in der Luft verweilt. Wenn die Luft nicht zirkuliert, überlebt das in der Luft schwebende Virus unter den richtigen Bedingungen, bis andere Menschen diese Partikel durch Augen, Nase oder Mund aufnehmen.

Quelle: El Pais / Ein Raum, eine Bar und ein Klassenzimmer: Wie sich das Coronavirus über die Luft verbreitet. Dieser Artikel hat großartige Visualisierungen. Lese ihn gerne.

So stoppst du das Virus, das potentiell immer in dir sein könnte:

  1. Vermeide es weitmöglich, mit Menschen aus anderen gesellschaftlichen Gruppen zu sprechen. Vermeide es auf jeden Fall, zu singen oder zu schreien.
  2. Verbringe so wenig Zeit wie möglich mit Menschen aus einer anderen gesellschaftlichen Gruppe.
  3. Stelle sicher, dass das (potentiell in dir befindliche) Virus Mund und Nase möglichst wenig verlässt und du damit andere schützt.
  4. Falls das schwierig ist, dann lasse die Luft zirkulieren, um zu verhindern, dass die Partikel andere Menschen erreichen.
  5. Schaffe eine unwirtliche Umgebung für das Virus, damit es stirbt, selbst wenn es in der Luft hängt.
  6. Stelle sicher, dass es nicht den Mund, die Nase und die Augen eines anderen Menschen erreicht.

Der erste Punkt wird erreicht, indem man es vermeidet, in Menschenmengen oder in einem Raum mit anderen Menschen zu sprechen oder zu schreien. Manche Leute lachen über Japans Verbot des Schreiens in Erlebnisparks. Lasst sie darüber lachen… Währenddessen vergnügen sich die Japaner zufrieden in ihren Erlebnisparks.

Der zweite Punkt wird einfach dadurch erreicht, indem man weniger Zeit miteinander verbringt. Wenn ein Treffen 10 Minuten statt einer Stunde dauern kann, verkürze es. Kurze Interaktionen sind meist sicher. Es sind die stundenlangen Interaktionen mit vielen anderen Menschen, die vermieden werden sollten.

Die dritte Punkt wird mit Masken erreicht. Zu diesem Zeitpunkt sollte sie jeder in der Öffentlichkeit tragen, vor allem in geschlossenen Räumen. Im Freien, wenn nur wenige Personen in der Nähe sind und sie nicht lange in der Nähe bleiben, ist das nicht so wichtig.

Der Teufel steckt wie immer im Detail. FFP2-Masken sind ideal. OP-Masken sind großartig. Handgemachte Masken mit ein paar Schichten aus verschiedenen Materialien funktionieren auch. Aber solche aus einem einzigen Material, wie ein Kopftuch, funktionieren nicht. Es reicht nicht aus, Masken zu tragen. Man muss auch die richtigen Masken tragen. Dies stammt aus einem Artikel der New York Times: Masken funktionieren. Wirklich. Wie das geht, zeigen wir Ihnen.

Der vierte Punkt bedeutet, dass wir so viel Zeit wie möglich mit anderen Menschen im Freien verbringen sollten. Das Virus kann sich dort kaum verbreiten.

Das Coronavirus breitet sich im Freien kaum aus.

Das bedeutet, dass fast alle Aktivitäten im Freien erlaubt sein sollten — außer vielleicht Dinge wie Konzerte, Sportpublikum oder andere große Menschenmengen. Es bedeutet auch, dass jedes Unternehmen, das in der Lage ist, seine Aktivitäten nach draußen zu verlagern, die Möglichkeit haben sollte, dies zu machen. Ebenso sollten sich Schulen bemühen, den Unterricht im Freien abzuhalten.

Wenn es unmöglich ist, etwas im Freien durchzuführen, und es drinnen geschehen muss, gibt es eine andere Lösung: Lüfte so viel wie möglich. Das ist etwas, das die meisten Menschen vergessen, aber es ist eine so einfache Maßnahme. Es ist kostengünstig, die Fenster zu öffnen und einen Ventilator zur Luftzirkulation zu verwenden. Und wenn man sogar ein gutes Lüftungssystem installieren kann, dann ist das großartig.

Lüfte!

Über den fünften Punkt haben die meisten Menschen nie wirklich diskutiert. Das Virus hat es schwer, sich mit der richtigen Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu verbreiten.

Das Virus stirbt bei hohen Temperaturen. Je höher, desto besser. 25 Grad Celsius ist gut. 30 ist besser. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 50% und 65% ist ebenfalls ideal, um das Virus abzutöten.

Dank an Autarkh und LuisMateusRocha für die Idee mit der Höhle. Gif: Batman Begins, Warner Brothers, über catchingcalcifer

Es scheint, als hätte sich das Virus dahingehend entwickelt, in kalten, feuchten Umgebungen überleben zu können.

Ähnlich wie in einer Fledermaushöhle.

Abgesehen von der Überlebensfähigkeit des Virus sind unsere Nasen in der Lage, Viren bei höherer Luftfeuchtigkeit und Temperatur besser zu filtern. Wenn also ein geselliges Beisammensein in Innenräumen stattfinden muss, sollte man neben einer guten Belüftung auch an die Temperatur denken, sie also so weit wie möglich erhöhen, und die Luftfeuchtigkeit auf 50% bis 65 % einstellen.

Ebenfalls zum Punkt der unwirtlichen Umgebung; Es treten nur sehr wenige Infektionsfälle durch das Berühren von Gegenständen und Oberflächen auf. Hygiene ist eine der Maßnahmen, die die Menschen ernst genommen haben. Es ist gut, sich weiterhin die Hände zu waschen und zu desinfizieren.

Der sechste und letzte Schritt ist, dass die Menschen auch Masken tragen sollten, um sich selbst zu schützen. Die meisten Menschen wissen, dass sie sich das Virus durch Nase und Mund einfangen können. Aber die meisten vergessen, dass sie sich auch durch die Augen anstecken können.

Es könnte eine gute Idee sein, eine Brille oder Schutzbrille zu tragen, um sich zu schützen. In einer chinesischen Stadt, in der 32% der Bevölkerung eine Brille tragen, trugen nur 6% der Coronavirus-Infizierten eine Brille. Infektionen wurden von Ärzten ohne Augenschutz gemeldet. Die Augen haben Rezeptoren für das Coronavirus. Und Augensymptome sind bei Coronavirus-Patienten weit verbreitet. All diese Hinweise deuten darauf hin, dass ein Schutz der Augen das Ansteckungsrisiko verringern könnte. Für diejenigen, die sich einen Augenschutz leisten können, ist es eine Maßnahme, die helfen kann und die nicht schädlich sein dürfte.

Während der Verzicht auf soziale Interaktion zwar wirtschaftlich teuer, aber vergleichsweise einfach umzusetzen ist, ist die Verringerung des Ansteckungsrisikos das Gegenteil: kostengünstig, aber schwerer. Die Regierungen sollten sich darauf konzentrieren, dies richtig zu tun.

Die vierte Ebene der Virusbekämpfung ist ähnlich: kostengünstig, aber hart. Auch hier müssen Regierungen lernen, es gut zu machen.

4. Testen — nachverfolgen — isolieren: Infektionen entdecken und unschädlich machen

Wir haben bisher darüber gesprochen, Infektionen daran zu hindern, in eine andere gesellschaftliche Gruppe zu gelangen, Begegnungen zu vermeiden, wenn es ein Infektionsgeschehen gibt, und das Ansteckungsrisiko bei Begegnungen zu vermeiden. Die letzte Ebene der Virusbekämpfung besteht darin, Infektionen zu erkennen, sobald sie auftreten, und sie direkt unschädlich zu machen.

Dies geschieht durch Tests, Kontaktverfolgung, Isolierung und Quarantäne (kurz: testen — nachverfolgen — isolieren).

Was wie eine ziemlich einfache Sache aussieht, ist von den meisten westlichen Regierungen völlig verfehlt worden — und manche Journalisten haben nicht die richtigen Fragen gestellt, um Politiker in die Verantwortung zu nehmen.

Jeder ist auf Tests fixiert. Und das ist gut so. Es ist wichtig. Es ist notwendig. Die Positivrate (Anteil der Tests, die positiv ausfallen) sollte unter 3–5% liegen, und die Tests müssen schnell bearbeitet werden, idealerweise in 24 Stunden.

Aber das reicht nicht aus. Ein Test gibt Aufschluss darüber, wer infiziert ist, sodass man Infizierte isolieren kann. Gleichzeitig muss man aber auch die Kontaktpersonen unter Quarantäne stellen. Und man muss sicherstellen, dass die Isolationen und Quarantänen tatsächlich eingehalten werden.

Leider haben viele Regierungen nicht einmal genügend Kontaktverfolger eingestellt. Eine gute Faustregel für die Anzahl der notwendigen Kontaktverfolger ist die zwei- bis fünffache Anzahl der täglichen Fälle. Ein Land mit 5.000 täglichen Fällen sollte als Größenordnung zwischen 10.000 und 25.000 Kontaktverfolger haben.

Diese Zahl ist aber nicht die wichtigste. Man sollte sich nicht an den Arbeitskräften messen lassen, die man hat, sondern an dem, was sie leisten können. Die beste Faustregel dafür ist die Frage, wie viel Prozent der Kontakte von infizierten Menschen in Quarantäne landen. Jede Regierung sollte das bekannt geben. Diese Zahl sollte mindestens 60% betragen, idealerweise über 80% (Juneau et al. 2020. Hinweis: Ich gehöre hier zu den „et al”).

Infizierte Menschen haben eine bestimmte Anzahl von Kontakten. Welcher Anteil davon steht nachweislich unter Quarantäne?

Kontaktverfolger sprechen von Regeln wie “90–90–90–90”: 90 % der Infizierten finden, 90 % ihrer Kontakte ermitteln, 90 % dieser Kontakte aufspüren und 90 % von ihnen unter Quarantäne stellen. All das, natürlich innerhalb von zwei Tagen oder weniger, sonst hat das Virus zu viel Zeit, sich zu verbreiten.

Leider fällt es den Kontaktverfolgern mancherorts aus zwei Gründen schwer, dies zu erreichen. Erstens werden sie von Menschen daran gehindert. Das sollte bestraft werden. Das wird es aber zu wenig. Zweitens leiden diejenigen, die Isolationen oder Quarantänen zu ertragen haben, darunter und bekommen keine Kompensation. Staaten, die dies gut gemacht haben, zahlen für ein Hotel, geben Essen, Geld und Medikamente und sind regelmäßig vor Ort.

Glücklicherweise ist es nicht notwendig, alle Kontakte zu verfolgen. Japan ist unter anderem wegen einer Taktik namens “Cluster-Bekämpfung” sehr erfolgreich gewesen. Die meisten Menschen infizieren nicht viele andere. Man kann sich stattdessen einfach auf Cluster konzentrieren. Sobald ein Fall bekannt wird, muss herausgefunden werden, wo er infiziert wurde (dieser Vorgang wird “Rückverfolgung” genannt), und wenn Sie ein Cluster finden, sollten dort alle Personen ermittelt werden. Wenn die Infektion nicht in einem Cluster vorkam, kann man mit der üblichen Arbeit fortfahren.

Ohne Apps zur Ermittlung von Kontaktpersonen könnte dies aber etwas schwieriger sein. Diese Apps funktionieren erwiesenermaßen nicht sehr gut, aber sie können beim Aufspüren von Infektions-Clustern eine sehr nützliche Rolle spielen.

Das Problem mit Apps zur Ermittlung von Kontaktpersonen ist, dass die meisten Leute sie nicht herunterladen, es sei denn, sie werden dazu gezwungen. Man braucht etwa 80% der Bevölkerung, um mit einer solchen App die erforderliche Kontrolle zu erlangen, aber die meisten Länder haben es nur geschafft, höchstens 40% der Bevölkerung zu erreichen (in Island, Kanada 15%, Singapur 25%, Deutschland 22%, Frankreich 2,7%).

Was vielen Menschen jedoch entgangen ist, ist, dass man keine 80%ige Durchdringung in einem ganzen Land braucht. Man braucht 80% in einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe. Zum Beispiel gesellschaftliche Ereignisse, die zu Infektions-Clustern werden könnten.

Foto: Joe Allison, über Anchorage Daily News

Wenn die einzige Voraussetzung für den Besuch eines Fitnessstudios, einer Arbeitsstelle, einer Bar, eines Busses, eines Familienessens … lediglich darin bestünde, einen QR-Code zu scannen, dann würden die Leute es tun. Wenn ein QR-Code gescannt wird, kann eine App aufzeichnen, wer wann wo war. Wenn es für den Anlass erforderlich ist — was am Eingang leicht durchgesetzt werden kann — können alle leicht rückverfolgt werden. Und wenn eine Person infiziert ist, werden alle anderen ebenfalls automatisch erkannt. Warum westliche Länder dieses System nicht als verpflichtend für den Eintritt zu allen Arten von gesellschaftlichen Veranstaltungen verwenden, ist mir ein Rätsel.

Aber das ist nicht einmal das größte Versäumnis mancher westlicher Regierungen. Das schlimmste ist die mangelnde Durchsetzung und Einhaltung von Isolationen und Quarantänen.

Tests und Kontaktverfolgung sind die Grundlage dafür, dass man weiß, wer isoliert oder unter Quarantäne gestellt werden muss. Diese Grundlage ist aber ohne entsprechende weitere Schritte wertlos.

In Staaten wie Taiwan, Vietnam oder Südkorea wird dein Telefon oder ein mobiles Gerät geortet, um sicherzustellen, dass du zu Hause bleibst, und es drohen Geldstrafen in Höhe von Zehntausenden von Dollar und Gefängnisstrafen. Diese Länder nutzen Hotels und Regierungseinrichtungen, um Menschen zu isolieren, und geben ihnen Geld, Lebensmittel und Medikamente als Entschädigung. Die westlichen Demokratien entschieden, dass dies zu hart sei. Aus diesem Grund werden solche Maßnahmen nicht durchgesetzt!

Doch was passiert dann? In Norwegen verletzten zwei von drei Personen die Quarantäneregeln. In den USA respektieren Reisende die Quarantäne nur in einem von 50 Bundesstaaten einigermaßen: Hawaii ist der einzige Bundesstaat, der sie durchsetzt.

Keine Durchsetzung oder Einhaltung bedeutet keine Quarantäne oder Isolation. Man stelle sich die unvernünftige Folge von harten Lockdowns in Staaten vor, die kein gutes Test-, Nachverfolgungs- und Isolierungsprogramm haben. Es ist buchstäblich so, als würde man sagen:

“Es ist zu schwer, nur einige wenige Menschen zu isolieren, also isolieren wir sie alle.”

Regierungen, wie die in Spanien und Frankreich, hätten kein Problem damit gehabt, die Einhaltung harter Lockdowns mit millionenfachen Geldstrafen durchzusetzen. Wie kommt es, dass wir selten von Geldstrafen für die Nichteinhaltung von Isolationen und Quarantänen hören? Das liegt daran, dass sie selten angewendet werden oder dass es sie in vielen Staaten gar nicht gibt.

Es ist an der Zeit, dass Regierungen damit beginnen, dies umzusetzen. Die Kontrolle von Quarantänen und Isolationen ist grundsätzlich einfach: Man kann die Betroffenen bitten, innerhalb von zehn Minuten nach einer zufälligen Aufforderung ein Selfie von zu Hause aus zu einer zuständigen Behörde zu schicken, oder man lässt die zuständige Behörde oder die Polizei Stichprobenkontrollen machen. Man kann Strategien kopieren, die in anderen Ländern ebenfalls funktionieren. Man kann den Menschen in Quarantäne auch Nahrungsmittel, Geld und Medikamente anbieten, damit sie zu Hause bleiben. Für die Infizierten, die nicht zu Hause bleiben können, könnten Hotelzimmer kostenlos zur Verfügung stehen. Jede Regierung kann sie jetzt zu einem recht guten Preis bekommen. Ich glaube, die Auslastung dürfte überall gering sein.

All das ist das A und O des Testens, der Nachverfolgung und der Isolierung. Während der letzten Monate ist jedoch noch ein weiteres Instrument entstanden, das ein Gamechanger werden kann: die Früherkennung.

Viele Länder haben sich mit Tests und Kontaktverfolgung, also den Grundlagen, sehr schwer getan. Was wäre, wenn es kostengünstige Möglichkeiten gäbe, die meisten Menschen, die infiziert sein könnten, schnell zu identifizieren?

Eine dieser Möglichkeiten sind Abwassertests. Wie sich herausgestellt hat, kann man das Coronavirus leicht im Abwassersystem finden und bis zur Quelle zurückverfolgen. Einige Universitäten haben das erfolgreich angewendet. Es ist ziemlich kostengünstig und es kann Tage im Voraus zeigen, ob sich eine neue Infektion oder ein Cluster anbahnt.

Eine andere Möglichkeit sind ausgebildete Hunde, die innerhalb von 10 Sekunden eine 100-prozentige Genauigkeit bei dem Finden von Infizierten erzielen könnten. Das bedeutet, dass man damit viel mehr Menschen untersuchen kann, viel schneller und viel kostengünstiger.

Schließlich gibt es noch die Schnelltests (Antigentests): Tests, die weniger als 5 Euro kosten, innerhalb weniger Minuten Aufschluss über die Infektiosität von Menschen geben und millionenfach produziert werden können.

Die Slowakei hat erkannt, wie sehr dies ein Gamechanger sein kann, und testet ihre gesamte Bevölkerung auf diese Weise. Mit diesen Hilfsmitteln können täglich Zehnmillionen von Menschen getestet werden. Das bedeutet, dass der Grundlagenteil der Testen-Nachverfolgen-Isolieren-Ebene sehr schnell und sogar mit geringer Abhängigkeit von den Kapazitäten der Kontaktverfolgung durchgeführt werden kann. Leider haben viele Regierungen dies noch nicht erkannt.

Wenn jeder überall hingehen könnte und nur zuvor einen Schnelltest machen und einen QR-Code scannen müsste, bevor er in eine andere Umgebung oder Community kommt, dann könnten wir jeden Infizierten sofort erkennen und diese Menschen isolieren, so dass sich alle anderen weiter um ihre eigenen Belange kümmern könnten.

Das ist so, als ob man aus der bisherigen Ebene des Testens, Nachverfolgens und Isolierens eine neue, supereffiziente Ebene der Virusbekämpfung machen würde.

Die Schweizer-Käse-Strategie

Dies sind die vier Ebenen, die die Ausbreitung des Virus stoppen können: Schutzbarrieren, Fokus auf gesellschaftliche Gruppen, Ansteckungsverhütung und Testen-Nachverfolgen-Isolieren.

Keine dieser Ebenen ist perfekt. Alle haben Löcher, die Infektionen passieren lassen. Aber zusammen bilden sie eine undurchdringliche Abwehr. Man kann sie wie die Scheiben eines Schweizer Käses betrachten:

Quelle: Tomas Pueyo, basierend auf dem Schweizer-Käse-Modell für sicherheitsrelevante Vorfälle von James T. Reason. Das Konzept ist über das Internet in Umlauf gebracht worden. Leute wie Ian Mackay twittern darüber. Zu den Weiteren gehören unter anderem dieser Beitrag von Jennifer Kwan, dieser von Siouxsie Wiles und Toby Morris, der Staat Guernsey und viele andere.

Eine Infektion kann eine oder sogar zwei Ebenen passieren. Wenn es aber mehrere sind, wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Infektion unentdeckt durch jede einzelne Ebene geht, verschwindend gering.

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, ein Land hätte eine Schutzbarriere, die 80% der Infektionen auffängt, aber überhaupt keinen Fokus auf gesellschaftliche Gruppen, dafür aber auch ein reduziertes Ansteckungsrisiko, das 95% der Infektionen verhindert, und eine Test-, Nachverfolgungs- und Isolierungsebene, die 50% der Infektionen unschädlich macht. Zusammen fangen diese Ebenen 99,5% der Fälle auf. Wenn die Übertragungsrate R 3 beträgt (die Anzahl der durch eine Quelle infizierten Personen), dann sinkt sie auf 0,015! Jede infizierte Person infiziert nur weitere 0,015 Menschen, wodurch die Epidemie innerhalb weniger Wochen zum Erliegen kommen würde.

Jede dieser vier Hauptebenen setzt sich aus kleineren Ebenen zusammen. Jede von ihnen ist entscheidend: Ihre Wirkung ist multiplikativ. Jedes Mal, wenn man eine dieser Ebenen hinzufügt, reduziert man die Infektionen. Je stärker die Ebenen sind, desto mehr Infektionen werden abgewehrt oder unschädlich gemacht.

Und wenn man diese Ebenen der Virusbekämpfung erstmal hat, dann kann man mit ihnen experimentieren: Man sucht sich diejenigen aus, die für die eigene Gesellschaft am besten funktionieren und die am kostengünstigsten sind.

Der weltbeste Käse

Die Strategie jedes Landes lässt sich in einer Kombination dieser Abwehrebenen zusammenfassen.

Zum Beispiel hat China schon früh jede Ebene genutzt. Sie schlossen Grenzen, ordneten Lockdowns an, verpflichteten sich zum Maskentragen und benutzten eine Test-, Nachverfolgungs- und Isolationsebene, die eine elektronische Verfolgung ihrer Bürger sowie verpflichtende und kontrollierte Isolationen und Quarantänen beinhaltete. Es überrascht nicht, dass sie das Virus bisher sehr gut im Griff haben.

Südkorea und Taiwan brauchten all das nicht. Sie verwendeten starke Schutzbarrieren, nur sehr lokale und kurzzeitige Geschäftsschließungen für bestimmte Communities, Masken für die Ansteckungsverhütung und eine erstklassige Test-, Nachverfolgungs- und Isolationsebene. Anders ausgedrückt, sie verließen sich sehr stark auf die Ebenen 1 und 4 und ein wenig auf 3, so dass sie kaum die Ebene 2, also die teuerste, verwenden mussten.

Neuseeland und Australien waren sehr stark auf Ebene 1 und 2 angewiesen. Da es sich um dünn besiedelte Inseln handelt, können sie die meisten Infektionen mit einer Schutzbarriere fernhalten. Sogar der Bundesstaat Victoria innerhalb Australiens hatte eine Schutzbarriere und einen Lockdown, um Infektionen zu kontrollieren. Das reduzierte die Notwendigkeit, in den Ebenen 3 und 4 gute Leistungen zu erbringen.

In all diesen Ländern ist die Infektionsrate nahe Null, was die Kontrolle des Virus und die gleichzeitige Öffnung des Landes erheblich erleichtert. Wenn es zu einem Ausbruch kommt, kann er schnell identifiziert und unschädlich gemacht werden. So ist das Leben in Taiwan, Südkorea, Neuseeland oder Australien fast normal. Der Versuch, dasselbe mit einer niedrigen, aber anhaltenden Zahl von Fällen zu erreichen, ist viel schwieriger.

Aber es ist machbar. In Japan schwankt die Zahl der aktiven Fälle seit Monaten zwischen 0 und 10 pro 100.000 Einwohner. Wie haben sie das geschafft? Sie sind sehr stark auf Ebene 1 mit einer harten Schutzbarriere, auf Ebene 3 mit dem sehr weit verbreiteten Tragen von Masken und den 3 C und auf Ebene 4 mit ihrem Cluster-Bekämpfungs-Ansatz. Es ist machbar.

Die eine Ebene, die Regierungen eigentlich vermeiden möchten, ist die teuerste: Ebene 2, soziale Distanzierung. Das ist ein sehr teurer, gelochter Käse.

Die Wirtschaft bewegt sich, wenn sich Menschen begegnen. Wenn man das stoppt, stoppt man die Wirtschaft. Je mehr Gesellschaften die Ebenen 1, 3 und 4 ausbauen, desto weniger müssen sie sich auf die teure Ebene 2 verlassen.

Leider haben viele westlichen Länder nie gelernt, diese kostengünstigeren Ebenen effektiv zu nutzen, so dass sie immer wieder zu der ihnen bekannten Ebene 2 zurückkehren müssen. Und sie sind dabei, ihre Wirtschaft zu ruinieren, anstatt zu lernen, wie man mit den anderen drei Ebenen der Virusbekämpfung auf dem explosiven Coronavirus-Vulkan tanzen kann

Welche Schritte kannst du unternehmen und welche dein Land?

Einzelteile eines zusammenhängenden Puzzles: Jeder kann selbst beitragen.

Bisher habe ich über Staaten gesprochen, weil sie dazu neigen, die Autorität zu haben, alle vier Ebenen der Virusbekämpfung anzuwenden. Aber sie sind nicht die einzigen. Jeder kann es schaffen.

Man kann die gleiche Philosophie auf jede Community anwenden: Bundesländer, Regionen, Städte, Universitäten, Altenheime, Fleischverpackungsbetriebe, Gefängnisse, Unternehmen, Wohnheime…

Nehmen wir zum Beispiel den Universitätscampus. Was ist das Äquivalent zu Ebene 1, einer Schutzbarriere? Man kann alle Studenten bei ihrer Ankunft und vier Tage später testen, sie zwischenzeitlich separat in ihren Zimmern unterbringen, ihnen jeden Tag Essen und Getränke bringen — und Netflix! Die Studenten dürften den Campus nicht verlassen. Falls sie es doch tun, müssten sie erneut unter Quarantäne gestellt werden. Beschäftigte und Besucher werden jeden Tag getestet, wenn sie das Gelände betreten, und könnten nicht über Nacht bleiben.

Für Ebene 2, “gesellschaftliche Gruppen”, müssten die größten Kurse verkleinert werden und in kleine Gruppen von Studenten aufgeteilt werden, die zusammen bleiben und nicht mit anderen in Kontakt kommen. Partys sollten verboten werden.

Für Ebene 3, “Ansteckungsverhütung”, sollten hochwertige Masken von der Universität zur Verfügung gestellt werden, und das Tragen dieser Masken sollte verpflichtend sein. Alle Kurse, die im Freien stattfinden können, sollten auch draußen stattfinden. In Innenräumen sind Brillen aufzusetzen und alle Fenster zu öffnen. Wenn die Außentemperatur es nicht zulässt, sollte die Lüftungsanlage verbessert werden, die Unterrichtsräume sollten erwärmt und die Luftfeuchtigkeit erhöht werden.

Für Ebene 4, Testen-Nachverfolgen-Isolieren, gilt: Je mehr Menschen täglich Schnelltests durchführen können, desto besser. Universitäten sollten Schnelltests für den täglichen Gebrauch kaufen und verteilen. Andernfalls empfiehlt sich der Einsatz von Abwassertests.

Studenten und Pädagogen sollten über eine App zur Kontaktverfolgung verfügen. Alle Teilnehmer sollten einen für die jeweilige Veranstaltung erstellten QR-Code einscannen. Ein positiver Test sollte eine sofortige Isolierung auslösen, die mit der App nachverfolgt werden kann. Verstöße gegen die Isolierung sollten streng bestraft werden. Alle Kontakte eines positiven Falls sollten dank des QR-Codes automatisch benachrichtigt werden, und die Personen sollten sich selbst in Quarantäne begeben. All dies ist mit Hilfe der App zu erreichen.

Die Anwendung dieser Denkweise ist besonders wichtig für Communities und Ereignisse, die besonders anfällig für Superspreader-Ereignisse sind. Wenn alle Gefängnisse, Altenpflegeheime, Lebensmittelverpackungsbetriebe, Schulen, Universitäten, Büros und private Großveranstaltungen diesen Richtlinien folgen würden, könnten sie das Virus in ihrer Community stoppen.

Das wiederum würde dazu beitragen, das Virus auf breiterer Ebene zu stoppen, da die meisten Fälle durch Superspreader-Ereignisse ausgelöst werden.

Es ist nicht nötig, darauf zu warten, dass die Regierung alles tut. Wir können alle unseren Teil dazu beitragen.

Jetzt, nachdem wir wissen, was getan werden muss, stellt sich die Frage: Haben Staaten den Willen, es zu schaffen?

Auf dem explosiven Coronavirus-Vulkan tanzen

Falls dies der Fall sein soll, ist der Weg nach vorn ganz klar: Wenn es einen unkontrollierten Ausbruch gibt, muss ein Lockdown (Ebene 2) angewendet werden, während die anderen Ebenen schnell hochgefahren werden:

Ebene 1: Schutzbarrieren

  • Man sollte eine Schutzbarriere an Grenzen einrichten, die Tests bei der Ankunft und kurz danach einschließen, zuzüglich einer Quarantäne für die Zwischenzeit.

Ebene 2: gesellschaftliche Gruppen

  • Eine maximale Größe von Menschenansammlungen vorschreiben (z.B. 30 Personen wie in Schweden). Anpassungen in Abhängigkeit vom lokalen Infektionsgeschehen.
  • Vermischung von gesellschaftlichen Gruppen möglichst vermeiden.

Ebene 3: Ansteckungsverhütung

  • Masken, die in der Nähe anderer Personen oder im gleichen Raum mit anderen Personen verpflichtend getragen werden müssen. Masken sind im Freien nicht notwendig, wenn man z.B. nur seine Familie in der Nähe hat.
  • Eine Schutzbrille sollte drinnen dringend empfohlen werden.
  • Genehmigung von Menschenansammlungen ab einer bestimmten Personenzahl, solange sie im Freien mit einem Mindestabstand zwischen den Personen stattfinden.
  • Vorschrift, dass Versammlungen in Innenräumen über eine verbesserte Belüftung mit HEPA-Filtern, eine höhere Temperatur und die richtige Luftfeuchtigkeit verfügen müssen.

Schicht 4: Testen — Nachverfolgen — Isolieren

  • Genügend PCR-Tests für eine Positivrate unter 3–5% durchführen lassen.
  • Bekanntmachung der Strategie zur Früherkennung.
  • Pro täglichem Fall etwa 2 Kontaktverfolger zur Verfügung stellen.
  • Veröffentlichung der Effizienz in der Kontaktverfolgung: Welcher Anteil der Kontakte von infizierten Personen werden innerhalb von zwei Tagen unter Quarantäne gestellt?
  • Bereitstellung von Ressourcen, um die Menschen während der Isolationen und Quarantänen zu unterstützen — z.B. mit Geld, Nahrung, Getränken, Medikamenten und Unterhaltung.
  • Isolationsmaßnahmen und Quarantänen verbindlich vorschreiben, kontrollieren und durchsetzen.
  • Bußgelder für diejenigen, die Isolationen und Quarantänen missachten. Bekanntmachung dieser Geldbußen

Dies sollte für die meisten Länder funktionieren. Aber was, wenn die betreffenden Staaten nicht mitmachen wollen? Oder wenn sie es nicht können? Argentinien zum Beispiel befindet sich seit sieben Monaten in einem Lockdown und hat das Virus immer noch nicht unter Kontrolle. Andere, wie die USA, haben es nie wirklich versucht. Was sind ihre Alternativen?

Sollten sie versuchen, die Epidemie einzudämmen, ohne das Virus vollständig zu bekämpfen? Oder sollten sie dem Virus einfach seinen Lauf lassen? Wie sieht es mit den Todesfällen aus? Chronische Erkrankungen? Behandlungsmöglichkeiten? Impfstoffe? Wie lange wird es jeweils dauern? Wie wirkt sich das auf die Strategien der unterschiedlichen Staaten aus?

Wenn du an den Antworten auf diese Fragen interessiert bist, melde dich gerne für eine automatische Email-Erinnerung nach Veröffentlichung des nächsten Beitrages an: Hier für die englische Originalversion, hier für die deutsche Übersetzung.

Übersetzungen dieses Beitrages:
Englisch (Original)
Spanisch

Vielen Dank an Yaneer Bar-Yam, Mick Costigan, Torsten Cordes, Carl Juneau, Barthold Albrecht, Mike Metzel und Christina Mueller für eure Unterstützungen während ich diesen Artikel geschrieben habe.

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Torsten Cordes
Torsten Cordes

German journalist, editor and author since 1991 /// Publishing, Selfpublishing, Coronavirus /// My Amazon author page: https://amzn.to/37T9bgv