Der Sieg des Lebens über den Tod

Karl-Maria de Molina
5 min readMar 31, 2024

Für die Christen gilt der Tag der Auferstehung Jesu als der wichtigste des Kirchenjahres. Es handelt sich um die Vollendung des Erlösungsplanes Gottes. Nach all den Jahren der Vorbereitung des jüdischen Volkes ist es so weit: Wir sind erlöst, wir sind Kinder Gottes. Das Leben hat über den Tod gesiegt. Und in seiner Großzügigkeit hat uns Gott dazu die Marienkindschaft geschenkt. Damit sind wir nicht mehr Waisenkinder, sondern Kinder mit Vater und Mutter.

Der Tag der Auferstehung

Jesus ist auferstanden, das Leben hat über den Tod gesiegt. Dieser Satz resümiert den heutigen Tag. Eine innere Freude füllt unsere Seele bis zum Rand.

Wie begeht Jesus den heutigen Tag? Mit großem Tamtam? Mit einer Medien-Show? Oder gar mit einem Rachefeldzug gegen die bösen Pharisäer, oder gegen die Soldaten? Nichts von alledem. Nach der Auferstehung verhält sich Jesus gemäß seinem Spruch „Ich bin gütig und vom Herzen demütig“ (Mt 11,29). Nach seinem Triumph über den Tod bleibt sich Jesus treu.

Wichtig für mich ist die Reihenfolge seiner ersten Besuche. Maria, seiner Mutter, gilt der erste Besuch. Dann Maria Magdalena, anschließend den Aposteln und die Emmaus Jüngern. Einen triumphalen Auftritt, wie beim Einzug in Jerusalem, wird es heute nicht geben. Jesus wird sich in den kommenden 40 Tagen nur dem engen Kreis der Familie, der Freunde, der Bekannten offenbaren. Und hier nur sporadisch. Sein Körper ist verklärt, sodass die Apostel ihn nur mit Mühe erkennen. Eine neue Etappe des Lebens Jesu beginnt, die mit der Himmelfahrt endet. Auch für uns kann dieser Auferstehungstag der Beginn einer neuen Lebensetappe werden, die mit dem Himmelgang ihre Vollendung findet.

Besuch bei seiner Mutter

Auch wenn die Evangelisten diesen Besuch nicht erwähnen, sind viele geistliche Autoren und Heilige der Meinung, dass der erste Besuch nach der Auferstehung seiner Mutter galt.

Nach den Leiden der letzten Tage oder gar der letzten Jahre kann sich die Mutter richtig freuen. Ihr Sohn ist wieder da. Die Pläne Gottes sind in Erfüllung gegangen. Und damit auch ihr Leben. Ihre Mitwirkung am Erlösungsplan Gottes hat Früchte getragen. Ihre Treue, ihre Ausdauer, ihre Liebe zu allem, was Gott betrifft, hat ein gutes Ende genommen. Die Ankündigung des Erzengel Gabriels ist voll aufgegangen. Ihr Vertrauen an Gott wurde belohnt.

Unsere Dialoge am heutigen Tage gelten Jesu, aber auch Maria. Und Josef, der sich die Ereignisse vom Himmel aus anschaut.

In der Klosterkirche der Fraueninsel im Chiemsee habe ich zum ersten Mal vor einigen Jahren ein Bild gesehen, das den Besuch Jesu bei seiner Mutter einfängt. Das Bild gefiel mir. Es ist im venezianischen Stil abgefasst. Seitdem habe ich immer darauf geachtet, ob ich noch weitere Bilder mit diesem Motiv finde. In der Nähe von Mayrhofen, am Zillertal, habe ich ein weiteres Bild mit diesem Motiv gefunden. Es ist das linke Bild vom Header. Später habe ich festgestellt, dass es doch weitere Maler gegeben hat, die dieses Motiv verwendet haben.

Jesus erscheint Maria Magdalena

Maria Magdalena wurde vom Gott auserwählt, der Menschheit die weltweit zweitwichtigste Nachricht zu übermitteln: „Wir sind erlöst und haben die Gotteskindschaft wieder erlangt“.

Wie kam sie zu dieser Ehre? Dafür gibt es eine einfache Erklärung, die ich auch in anderen Artikeln erklärt habe (im Reich der Beschenkten). Jesus ist ein dankbarer Mensch. Maria Magdalena hat am Kreuz gestanden und mitgelitten, sie hat ihn am Grab besucht -und das trotz unklarer Lage. So viele Liebesbeweise kann und will Gott nicht ignorieren.

Theoretisch galt die Nachricht über die Gotteskindschaft primär seinem Nachfolger Petrus. Dieser war jedoch nach der Verleugnung etwas „aus der Rolle“. Auch er hat am Auferstehungstag mit Johannes das leere Grab besucht. Im Johannes Evangelium steht aber nicht, dass ihn dieser Besuch am Grab zum Glauben geführt hätte. Wohl aber bei Johannes.

Zurück zu Maria Magdalena. Sie war zweimal am Grab. Ganz früh mit anderen Frauen, später allein. Zu keinem Zeitpunkt steht, dass sie verstanden hätte, Jesus wäre wieder am Leben. Aber der fehlende Glaube stört Jesus nicht. Im Rahmen seiner Großzügigkeit besucht er Maria Magdalena. Aber sie denkt, dieser Herr sei der Gärtner. Als dieser Unbekannte sie bei ihrem Namen ruft, erkennt sie ihn wieder. Welch eine Freude. Jesus ist auferstanden!

Johannes (20,17) gibt uns diesen schönen Dialog zwischen Jesus und Maria Magdalena wieder: „Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest, dann ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“.

Und wie geht es weiter?

Nach diesen Besuchen sind die elf Apostel an der Reihe. Die Nachricht über die Gotteskindschaft wiederholt Jesus nicht. Diese ist von Maria Magdalena bereits übermittelt worden. Jesus hat einen anderen Auftrag für sie: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). Es handelt sich um den gleichen Auftrag, den er den Aposteln bei der Himmelfahrt geben wird: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15).

Und dieser Auftrag Jesu ist nach wie vor aktuell: Diesen Auftrag zur Evangelisierung wiederholt Jesus zu allen Zeiten, auch heute. Passend dazu ein Zitat von Schwester Faustina. Jesus hat an sie folgende Worte gerichtet: “Es freut mich sehr, dass du meine Güte den Seelen bekannt gemacht und sie dazu gebracht hast, mich zu lieben”.

Es wäre schön, wenn auch uns diese Worte gelten würden. Überlegen wir, wie sich dieser Auftrag Jesu in unserem Leben konkret und täglich umsetzen lässt. Dafür sollen wir den Hinweis von Ratzinger beherzigen: “Wenn wir lau und langweilig sind, können wir in dieser Welt kein Feuer entzünden, keine Kraft der Verwandlung geben”.

Der Auferstandene Jesu wird uns mit großer Wahrscheinlichkeit nicht leibhaftig besuchen -wie bei Schwester Faustina. Wenn wir aber seine Liebe an unsere Mitmenschen weitertragen, dann werden wir seine Anwesenheit in unserer Seele spüren und er wird sie mit Freude bis zum Rand füllen!

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Der Autor

Dr.-Ing. Karl-Maria de Molina hat Ingenieurwissenschaften, Philosophie und Theologie studiert, und in Fahrzeugtechnik promoviert. Er hat Bücher über Automobiltechnik und Arbeitsmethodik geschrieben, und über Arbeitskultur und Kompetenzentwicklung herausgegeben. Er hat mehrere Lehraufträge in deutschen Universitäten; er hält Seminare über Führungskräfteentwicklung; er hat mehrere Unternehmen gegründet, und innovative Produkte entwickelt und vermarktet.

Das notwendige Wissen für diese Artikelreihe hat der Autor erworben durch das Studium der Philosophie und Theologie, durch die tägliche Lektüre des Evangeliums und geistlicher Bücher; durch den täglichen Besuch der Eucharistie; durch die wöchentlichen Gespräche mit dem geistlichen Leiter und durch die Beichte; durch die wöchentliche Teilnahme an Vorträgen über geistliche Themen; durch monatliche Einkehrtage; durch jährliche Exerzitien.

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