SXSW 2021 | SOUTH BY SOUTHWEST

Diversity — Buzzword oder echte Chance?

Kompetenz hat viele Gesichter: Wie Diversity in Unternehmen gelebt wird

Julia Pater
BR Next

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Diversity und Inklusion sind die Themen unserer Zeit: Wie sieht der Arbeitsmarkt aus, welche Chancen ergeben sich und wie stehen eigentlich Serien-Macher:innen zur LGBTQ+ Community? Learnings von der South by Southwest 2021.

Illustration: BR

Gleich zu Beginn ein paar ernüchternde Zahlen: Nur 24 Prozent aller in den Medien repräsentierten Menschen sind Frauen. Es wird noch weniger, wirft man einen Blick auf die Expert:innen, die in Nachrichtensendungen zu Wort kommen — hier sind gerade mal 19 Prozent weibliche Fachleute. Aber nicht nur Frauen, auch People of Color (PoC) sind in den Medien unterrepräsentiert. Doch was macht das mit unserer Wahrnehmung, wie wirkt sich diese Tatsache auf bereits bestehenden Vorurteile aus und was können Medienhäuser dagegen unternehmen?

Kompetenz hat viele Gesichter: Diversity und Nachrichten

BBC und Bloomberg machen es vor: Sie engagieren sich für eine gleichberechtigte Darstellung in den Medien.

Das „50:50 The Equality Project“ der BBC hat weltweit Aufmerksamkeit bekommen. Ziel ist es dabei, Organisationen so zu verändern, dass ihre journalistischen und medialen Inhalte ein faires und gleichberechtigtes Bild der Welt zeigen. Um dieses Vorhaben erfolgreich durchführen zu können, arbeitet die BBC vor allem datenbasiert und analysiert fortwährend das Programm, um zu überprüfen, wie ausgeglichen die Berichterstattung und die Sichtbarkeit von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sind.

Ein konkretes Vorgehen dabei ist es, die Besetzung von Talkshows zu verändern, gezielt weibliche Moderatorinnen einzustellen und auch Expertinnen vor die Kamera zu holen — denn: Es braucht weibliche Vorbilder!

Das Konzept geht auf: Durch den Strategiewechsel erreicht der Sender inzwischen ein deutlich jüngeres Publikum.

Empowerment für Frauen weltweit

Auch die internationale Nachrichtensendergruppe Bloomberg treibt die Vielfalt innerhalb der eigenen Redaktion voran: Im Projekt „New Voices“. Die Idee: Verschiedene neue Maßnahmen und Standards etablieren, die eine diverse Berichterstattung ermöglichen. Der erste Schritt: Eine Expert:innen-Datenbank erstellen, auf die alle Journalist:innen bei der täglichen Arbeit zugreifen können.

“Bloomberg News is working to improve gender balance and increase ethnic diversity at every level and holds managers accountable to making progress.“

— Laura Zelenko, Bloomberg

Das Besondere: In dem Expert:innen-Pool sind überwiegend Frauen, PoC und insgesamt eine viel diversere Aufstellung von Fachleuten zu finden. Mit dieser diversen Datenbank kann also niemand mehr behaupten, es gäbe nicht genug Frauen oder PoC, die fachkundig wären.

Eine weitere Maßnahme von „New Voices“ beschäftigt sich mit der Ausbildung und dem Empowerment junger Frauen. Das Projekt bietet ein Programm an, um Frauen vor der Kamera mehr Selbstvertrauen zu schenken. Das von Bloomberg initiierte Medientraining richtet sich auch an weiblichen Führungskräfte in der Wirtschaft und im Finanzwesen weltweit. Das Programm unterstützt Frauen so in jeder Branche zu mehr Selbstsicherheit, denn oftmals hapert es nicht am Können, sondern am Mut.

Diversity auf dem Arbeitsmarkt: Die richtige Atmosphäre macht’s

Der Arbeitsmarkt wird immer jünger und diverser, sodass sich Arbeitgeber:innen diesem Umstand viel schneller anpassen müssen, als bisher. Doch die Einstellungsrate von PoC in großen Technologie-Unternehmen liegt aktuell unter fünf Prozent. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um eine deutliche Veränderung bei der Rekrutierung und Einstellung von Arbeitnehmer:innen zu erwirken: Ein gemeinsames Verständnis von Diversity. Das ist die Grundvoraussetzung für den ersten Schritt in die richtige Richtung.

Darüber hinaus muss sich auch die Arbeitsumgebung nachhaltig verändern, denn Menschen mit einem diversen Hintergrund müssen sich wohlfühlen — dazu gehört u.a. Chancengleichheit bei der Beförderung, Respekt und Transparenz am Arbeitsplatz. Daher sind einheitliche Richtlinien und Prozesse nötig, um die Konzerne zur Neugestaltung zu bewegen. Die Panelist:innen bei der SXSW fordern eine Veränderung der Unternehmenskultur: Arbeitsatmosphäre des Vertrauens und des Respekts.

Ein Ausflug ins Fiktionale: Darstellung von LGBTQ+ in Serien

Wie eingangs beschrieben, sind Frauen und PoC in den Medien unterrepräsentiert — aber wie sieht es mit der immer größer werdenden LGBTQ+ Community aus? Schon längst ist sie da: Die neue Generation Z, die mit Social Media und Smartphones aufwächst und sich nicht mehr in vorgefertigte Rollenklischees drängen lässt — schon gar nicht bei der sexuellen Orientierung. Trotzdem sind diese Menschen in den Medien immer noch unterrepräsentiert? Serien, wie beispielsweise „Generation +“ und „It’s a sin“, wollen das ändern und zwar mit authentischen Darstellern und realistischen Problemen.

Serienoffensive für die LGBTQ+ Community

Die Serie „Generation+“ porträtiert eine queere Gruppe von Jugendlichen, die zusammen erwachsen werden. Vorurteile und Klischees werden hier mit viel Sensibilität aufgebrochen. „It’s a sin“ dreht sich um die schwule Community der 1980er Jahre in London, die geprägt wird von AIDS und der beginnenden Schwulen- und Lesbenbewegung. Was beide Serien vereint: Sie wollen ein stärkeres Bewusstsein für die Communities schaffen und authentische Menschen zeigen:

“Queer People who walk through the world as queer People and as People.”
— Daniel Barnz (Creator, Executive Producer, Director)

Die Medien prägen unsere Lebenswelt und beeinflussen unsere Vorstellung von Normalität. Große Unternehmen formen unsere Zukunft — sind die LGBTQ+ Community, Frauen und Menschen mit einem diversen Hintergrund dort nicht ausreichend vertreten, werden es ihre Interessen auch niemals sein.

Übrigens hat der BR auch eigene spannende Diversity-Formate, hier geht’s zu den Kanälen: Workin Germany, FrauenGeschichte und Willkommen im Club.

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