SXSW 2021 | SOUTH BY SOUTHWEST

Connection in Disconnection — Die Kraft der Community

Wie man Menschen online verbindet

Katharina Kulzer
BR Next

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Wo trifft man Menschen in der Pandemie und welche Bedeutung hat das für Online-Communities? Inspirationen von der SXSW 2021.

Illustration: BR

In diesem Jahr hat sich vieles verändert: Wie wir arbeiten, wie wir zur Schule gehen, wie wir shoppen und wie wir unsere Freunde treffen können. In der “neuen Normalität zu Hause” ist der virtuelle Austausch wichtiger denn je geworden.

Zugegeben: Online-Communities sind zwar erstmal nichts Neues (Reddit feierte im vergangenen Jahr immerhin schon seinen 15. Geburtstag!)— trotzdem haben sich virtuelle Räume während der Corona-Pandemie als sehr wertvoll erwiesen.

Aber wie bringt man Menschen zusammen, wie müssen virtuelle Räume aussehen, in denen wir uns gerne aufhalten? Hier, was ich auf der South by Southwest 2021 dazu gelernt habe:

1. Engagement im virtuellen Raum: Besser als die Wirklichkeit?

Echte Online-Communities entstehen, wenn Menschen sich engagieren können, Raum zur Selbstentfaltung und die Möglichkeit zur eigenen Content-Creation bekommen. Ein Beispiel dafür ist das Burning Man Festival, das im letzten Jahr coronabedingt nicht in der Wüste Nevadas stattfinden konnte, sondern fast ausschließlich in der Virtual Reality.

Auf dem Panel No Spectators: Community-Built Virtual Mulitverses zeigt Kim Cook (Burning Man, Director of Art & Civic Engagement), wie versierte “Burner” — so nennen sich die Festival-Anhänger:innen — gemeinsam mit Organisator:innen und Künstler:innen das “Burning Man Multiverse” geschaffen haben.

Dieses Multiverse besteht aus acht verschiedenen “Experiences”: Webseiten, Spielen und Erlebnissen, die sich rund um den Burning Man und seine Philosophie drehen. Im Mittelpunkt stehen Social-Erlebnisse wie BURN2, eine Second Life Adaption von Black Rock City oder The Infinite Playa, ein Online-Multiplayer-Spiel für PC, Smartphones und Tablets.

Damit sich Nutzer:innen an diesen Experiences beteiligen können, waren Tools nötig, die von den Macher:innen zur Verfügung gestellt wurden. Dadurch konnten sie eigene kreative Ideen einbringen und gleichzeitig mit Gleichgesinnten, der Burning Man Community, interagieren.

Meine Kollegin Eva Deinert hat sich auf der SXSW viele weitere spannende VR und XR Projekte angesehen.

2. Good Vibes Only

Eine guter, respektvoller und positiver Umgangston sorgt dafür, dass sich die Mitglieder in der Community wohlfühlen und stärker einbringen wollen — das ist allgemein bekannt. Aber wie gelingt das?

Zum Beispiel, indem man die Bedürfnisse der eigenen Community kennt, positives Verhalten fördert und User:innen Möglichkeiten der Kontrolle gibt. Bei Facebook Horizon arbeitet man derzeit beispielsweise an sogenannten “Safety Bubbles”, in die man flüchten kann, wenn einem der virtuelle Raum mal zu viel wird.

Das Ziel: schlechte Erfahrungen der User:innen minimieren und gute zu vergrößern. Dies führt langfristig zu einer positiven Atmosphäre, Vertrauen und zu kreativem und kollaborativem Engagement innerhalb der Online-Community.

3. Soziale Erlebnisse und echte Nähe

“Komm Oma, wir gehen Minecraft zocken!” Der Enkel einer amerikanischen Großmutter lebt am anderen Ende des Landes. Sie sehen sich deshalb selten persönlich, verbringen über Minecraft aber jede Woche Zeit miteinander.

Diese kleine Geschichte zeigt, wie wichtig die persönliche Verbindung auch in virtuellen Räumen ist. Oma hätte sonst sicher erstmal keinen Grund, Minecraft zu spielen, wenn sie ihren Enkel dort nicht treffen könnte: Virtuelle Räume sind inzwischen “Spielplätze” und “Meet-up-Places” geworden — für alle Generationen.

Dort ist es — trotz des Lockdowns — möglich, sich virtuell zu treffen, online auszutauschen und gemeinsame Erlebnisse zu teilen. So wurden schon Abschlussfeiern, Konzerte, Theateraufführungen uvm. auf Online-Plattformen abgehalten, die dazu führten, dass sich (fremde) Menschen annähern, sich gerne in diesen Umgebungen aufhalten — und vor allem wiederkommen wollen.

Im Panel What’s Next in Social? Enter the Metaverse sind sich die Panelistinnen aber einig: Digitale Erlebnisse und die Nähe zu anderen User:innen fördern authentische Interaktionen und sind ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Online-Communities.

Trotzdem brauchen wir in Zukunft weitere digitale Tools für Social Feedback, und jenen, die den Aufbau echter sozialer Beziehungen, Selbstentfaltung und Interaktionen ermöglichen.

You can’t put Jeannie back in the bottle. — Lauren Bigelow, Together Labs

Ein paar erste Schritte wurden schon gemacht, aber mit persönlichen Avataren, Emojis oder Filtern alleine ist es nicht getan. Auch im Bayerischen Rundfunk denken wir immer wieder darüber nach, welchen Mehrwert wir unseren Communities bieten können und wie wir spannende Tools, technologische Fortschritte in unsere Produkte einbeziehen können.

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Katharina Kulzer
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