Maria hat geholfen
Heute feiert die Stadt Barcelona ihre Patronin: Die Mutter Gottes von „La Merced“.
Die Bezeichnung „Merced“ geht auf eine Erscheinung der Mutter Gottes zurück, wo sie ihre Hilfeleistung bei der Geiselbefreiung aus den Händen der Sarazenen (Islam) ankündigte. Auch die Mariensäule in München geht auf einen Gnadenerweis der Mutter Gottes zurück. Hier geht es um die Befreiung von Geiseln während des 30.-jährigen Krieges.
Das Wort „Merced“ lässt mit Gnadenerweis übersetzen. Anders ausgedrückt „Maria hat geholfen“.
Dem Satz „Maria hat geholfen“ sind Sie sicherlich begegnet, wenn Sie in einem Wallfahrtsort wie Altötting, Birkenstein oder Marienthal (hier ein Bild) gewesen sind.
Die ersten Tafeln mit dem Satz „Maria hat geholfen“ habe ich bewusst erstmals im Kloster Marienthal wahrgenommen. Damals arbeitete ich in Rüsselsheim. Unser Hauptkunde war ein deutscher Automobilhersteller, der Mitte des Jahres die Erteilung von Aufträgen an externe Dienstleister stoppte. Es drohte eine wirtschaftliche Schieflage in unserem Unternehmen. Wir brauchten eine Lösung.
Abends nach der Arbeit bin ich zum Kloster Marienthal gefahren. Diese kleine Ortschaft befindet ich in der Nähe von Rüdesheim, im schönen Rheingau. Als ich dort ankam war es bereits dunkel. Ich betrat die kleine Klosterkirche. Der Raum war schwach beleuchtet. An den Wänden im hinteren Bereich der Kirche hingen zahlreiche Tafeln mit dem schönen Satz „Maria hat geholfen“. Es passten keine weiteren Tafeln. Aber ich dachte mir, im Herzen Mariens passen weitere Hilfen. Ich war mir sicher, sie wird mir auch diesmal wieder helfen. Und nicht weil wir es verdient hätten, nur aufgrund ihrer Liebe zu uns. Die Liebe zu ihr hat mich nach Marienthal geführt und ich war mir sicher, dieser Besuch in ihrem Wallfahrtsort wird sie nicht übersehen.
An die Fahrt kann ich mich genau erinnern. Ich nannte sie eine „Nacht- und Nebelaktion“. Die Rückfahrt führte mich über die Südhänge des Taunus, im Nebel eingetaucht. Dazu dunkel, kleine Straßen, kaum Verkehr.
Und es kam, wie es kommen sollte, einige Tage später fanden wir einen Großkunden, der uns mit Aufträgen überschüttete. Die missliche Lage war abgewendet. Und „Maria hat (wieder) geholfen“.
Wie kam ich auf die Idee, meine Zuflucht bei Maria zu suchen, nachdem viele Optionen nicht gezogen haben?
Einige Jahre vor diesem Ereignis in Marienthal habe ich festgestellt, dass wir Aufträge in unserer Firma zumeist an Tagen erhalten haben, wo die Kirche Marienfeste feiert. Ehrlich gesagt, ich habe die Mutter Gottes damals nicht einmal darum gebeten. Aber da waren die Aufträge. Zufall? Einmal ist kein Mal. Wenn sich ein Phänomen über Jahre hinweg wiederholt, dann ist das mehr als ein bloßer Zufall.
Einige Jahre später wieder ein Engpass. Es ging um einen Schuldner in München. Wir schreiben den 5. August, Fest Maria Schnee. Ich habe mich an die Mutter Gottes gewandt und gebeten, eine Lösung fürs Thema zu finden. Der Schuldner sollte einen Vertrag unterschreiben und eine große Geldsumme überweisen.
Am Morgen ihres Festes war ich in der Kapelle und wandte mich erneut an sie mit meiner Bitte. Und diesmal war eine Hilfe mit Ansage. In meinem Herzen hörte ich die Worte: „Es wird eine Lösung geben. Diese ist jedoch nicht perfekt“. Und so geschah es. Eine Lösung kam, die uns weiterhalf, auch wenn diese nicht „perfekt“ war.
Und wieder „Maria hat geholfen“. Wenn Sie lieber Leser, liebe Leserin, bis hier noch ausgeharrt und den Text gelesen haben, müssen sie denken: Gelogen, erfunden, gesponnen. Ich verstehe Sie. Mir würde es an Ihrer Stelle genauso ergehen.
Maria hat mich über die Jahre nicht vergessen und ich sie auch nicht. Und so geht die Geschichte ihrer Liebeserweise weiter. Mittlerweile fast unzählige. Manche lebensrettend, andere nur Kleinigkeiten. Und sehr oft, fast täglich, diese Überflutung der Seele mit einer Freude, die uns die Welt nicht schenken kann. Es sind Küsse aus der Ferne, die unsichtbar in die Seele eindringen. Und sie hinterlassen den unstillbaren Wunsch, mit Liebe zu erwidern, mit eigenen Geschenken.
Bis hier habe ich einige wenige Geschenke Mariens erzählt, die mir im Laufe der Jahre zuteil wurden. Und weil mich diese Frau, Maria, so fasziniert hat, habe ich zahlreiche Bücher über sie gelesen. Und einigen Autoren ist es wirklich gelungen, in ihr Leben, in ihr Herz einzudringen, sie gewissermaßen zu verstehen: Willam (1953), Rops (1950), Hahn (2004), Laurentin (1994), Escrivá (1992), Hierzenberger (1993), Sheen (1954), Scheffczyk (2003).
Von Karl-Maria Harrer (1975) lese ich mit einer unheimlichen Freude seine Erzählungen von Gnadenerweisen, die eindeutig Maria zuzuordnen sind. Ich weiß nicht, ob Sie das Buch kennen. Es wird einem beim Lesen der Erzählungen unheimlich. Es handelt sich um Menschen wie sie und ich, die mitten in den Schwierigkeiten des Alltags, auch während der Kriege des vorigen Jahrhunderts wundersame Ereignisse erlebt haben. Diese Ereignisse lassen sich menschlich nicht erklären und sie sprühen einen marianischen Duft, den „bonus odor Mariae“. Diese Ereignisse, diese Phänomene lassen sich nur dadurch erklären, dass uns Maria immer im Auge behält, wie eine großartige Mutter.
Dieser Artikel ließe sich ins unendliche verlängern, würden wir hier alle Hilfen Mariens aufzählen. Skizzenhaft habe ich Ihnen lieber Leser, liebe Leserin, einige Hilfen erwähnt, derer ich Augenzeuge bin. Nehmen Sie diese als ein Schubser von mir, damit Sie sich häufiger an Maria wenden. Nicht nur mit Bitten. Vielmehr mit Dankesworten, mit Geschenken. Auch wenn Maria heute für uns nichts tun würde, verdient sie tausendfach unsere Dankbarkeit, für ihr Leben hier auf Erde voller Leiden. Und dann kommen „on top“ noch die weiteren Hilfen, die wir täglich erhalten. Mehr Liebe geht nicht. Erweisen wir uns als gute Kinder Mariens und sagen wir ihr mehrfach am Tag: Danke Mutter Maria!
Literatur
Escrivá, J.M. (1992) Der Rosenkranz, Adamas Verlag, Köln
Sheen, F. (1954) Du bist gebenedeit unter den Weibern, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg
Scott Hahn (2004) Die Königin des Himmels — Maria suchen und finden, Sankt Ulrich Verlag
Hierzenberger, G., Nedomansky, O. (1993) Erscheinungen und Botschaften der Gottesmutter Maria, Weltbild
Scheffczyk, L. (2003) Maria — Mutter und Gefährtin Christi, Augsburg, Sankt Ulrich-Verlag
H. Daniel-Rops (1950) Jesus — der Heiland in seiner Zeit, Abendländische Verlagsanstalt Freiburg
Laurentin, R (1994) Marie, clé du mystère chrètien
Willam, F. M. (1953) Das Leben Marias, der Mutter Jesu, Herder
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Der Autor
Dr.-Ing. Karl-Maria de Molina hat Ingenieurwissenschaften, Philosophie und Theologie studiert, und in Fahrzeugtechnik promoviert. Er hat Bücher über Automobiltechnik und Arbeitsmethodik geschrieben, und über Arbeitskultur und Kompetenzentwicklung herausgegeben. Er hat mehrere Lehraufträge in deutschen Universitäten; er hält Seminare über Führungskräfteentwicklung; er hat mehrere Unternehmen gegründet und innovative Produkte entwickelt und vermarktet.
Das notwendige Wissen für diese Artikelreihe hat der Autor erworben durch das Studium der Philosophie und Theologie, durch die tägliche Lektüre des Evangeliums und geistlicher Bücher; durch den täglichen Besuch der Eucharistie; durch die wöchentlichen Gespräche mit dem geistlichen Leiter und durch die Beichte; durch die wöchentliche Teilnahme an Vorträgen über geistliche Themen; durch monatliche Einkehrtage; durch jährliche Exerzitien.