Jesus von Nazareth — ein Persönlichkeitsprofil

Karl-Maria de Molina
31 min readFeb 12, 2023

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Wenn wir nach dem Begriff „Jesus von Nazareth“ googeln, erscheint als Erstes Wikipedia. Und darin lesen wir: Jüdischer Wanderprediger. Die Seite Geo.de nennt ihn ein Weltveränderer. Und Bibeltv.de bezeichnet ihn: Jesus Christus, der Mensch gewordene Gott. Bei ChatGPT heißt es: „jüdischer Religionsführer, der in Galiläa geboren wurde.“

Und wer ist dieser Jesus von Nazareth für Sie, lieber Leser, liebe Leserin? Hat dieser Jesus, dessen Geburt zu Weihnachten groß gefeiert wird, überhaupt gelebt? Und wenn ja, wo und wann?

Der römische Historiker Flavius Josephus erwähnt Jesus in seinem Schreiben Testimonium Flavianum. Nehmen wir diesen Vermerk von Flavius Josephus als Bestätigung, dass dieser Jesus von Nazareth vor ca. 2.000 Jahren in Israel gelebt hat.

In diesem Artikel will ich die Person „Jesus von Nazareth“ vorstellen. Der Grund ist einfach. Wir Menschen pflegen Freundschaften mit anderen Menschen, deren Persönlichkeit uns zusagt: Sympathisch, intelligent, sportlich, belesen usw. Damit Sie lieber Leser, liebe Leserin, eine Freundschaft mit Jesus entwickeln können, brauchen Sie Info über ihn. Und das ist der Sinn und Zweck dieses Artikels: Mehr über die Person Jesu zu erfahren.

Mit diesem Artikel verbinde ich zugleich ein zweites Anliegen: Die Widerlegung von manchen Thesen von Theologen wie Rudolf Schnackenburg (1995): “Kann man auch Jesus zum Freund haben? Es erscheint schwierig, wenn man Abstand über Jahrhunderte, das Fern sein von dem, der nicht mehr körperlich unter uns weilt, die Fremdheit seiner Worte bedenkt”.

Damit steht er im Widerspruch zu den Worten Jesus „Ich nenne euch nicht mehr Knechte…vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh 15,15) oder auch aus dem Buch der Sprüche „spielend auf dem Erdenrund, und ich hatte meine Wonne an den Menschenkindern“ (Spr 8,31). Jesus bietet uns seine Freundschaft an. Und er freut sich, wenn wir sein Angebot annehmen.

Über Jesus von Nazareth haben Theologen und geistliche Autoren zahlreiche Bücher verfasst. Siehe Liste unten in der Rubrik Literatur. Das bekannteste von allen wurde vom neulich verstorbenen Papst Benedikt XVI verfasst. Die meisten dieser Bücher befassen sich mit seinen Predigten, und die wenigsten mit seiner Person.

In diesem Artikel möchte ich ein Wagnis eingehen: Ein Persönlichkeitsprofil von Jesus von Nazareth entwerfen. Und dies ist m.E. die Voraussetzung für eine tiefgehende Freundschaft mit ihm. Damit vermeiden wir eine auf Gefühlen beruhende Beziehung.

Dieser Artikel vollendet damit meine Reihe der Persönlichkeitsprofile: Von seiner Mutter Maria (Das Portrait einer Königin) und von seinem Pflegevater Josef (Josef — Sohn Davids und Bräutigam Mariens).

Warum stürze ich mich in ein solches Unterfangen? Über welches Wissen, über welche Erfahrung verfüge ich, um überhaupt etwas Sinnvolles darüber zu schreiben? Ich habe zwar Philosophie und Theologie studiert, lese täglich das Evangelium und Bücher über geistliche Themen. Aber das reicht bei Weitem nicht aus.

Was mir den Mut, gar den Antrieb für den vorliegen Artikel gegeben hat, sind die vielen Dialoge, die Heilige mit Jesus geführt haben. Daraus geht eine faszinierende Persönlichkeit hervor. Diese Heiligen können mit den Emmaus Jüngern sagen: „(er) hat uns die Augen für das Verständnis der Schrift geöffnet“ (Lk 24,45). Oder auch wie David so schön schrieb „Super senes intelexi, quia tua mandata quaesivi“ (Ps 118) („Ich habe mehr als die Alten verstanden, weil ich Deine Gebote gehalten haben“). Was Heilige erzählen, klingt sehr vertraut und deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung in den Gesprächen mit Jesus.

Nur deswegen empfinde ich die Pflicht, eine neue Seite im Leben Jesu zu öffnen, und Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, einen sympathischen, lustigen, demütigen, verständnisvollen Menschen vorzustellen. Diesen Jesus nannte Escrivá (1987) treffend: „Vollkommener Gott und vollkommener Mensch“.

Im Alten Testament lesen wir, wie es Menschen wie Mose oder David gelungen war, einen Gott zu lieben, der sich selbst Jahwe nannte. Damals hatte sich Gott noch nicht als Mensch geoffenbart. Er zeigte sich lediglich als Feuer oder Wind. Aus meiner Sicht war er für die meisten Menschen nur eine Entelechie. Es ist sehr schwer, so ein Wesen zu lieben. Mit der Geburt Jesu erlangte dieser Gott eine menschliche Dimension. Seitdem wissen wir von einem Vater, einem Sohn und einem Heiligen Geist. Erst dann gewann dieser damalige Jahwe an Profil: Eine persönliche Liebesbeziehung war dann möglich.

Diesen Artikel nenne ich Persönlichkeitsprofil, weil ich täglich aufgrund meiner Tätigkeit als Personaldiagnostiker solche Profile von Fach- und Führungskräften stelle. Dabei geht es darum, die wesentlichen Merkmale der Person zu analysieren und deren Wurzeln offenzulegen. In unserem Fall werden wir Emotionen, Eigenschaften und Kompetenzen von Jesus beschreiben. Für die Erstellung eines solchen Profils werden in der Praxis Standardverfahren wie KI-basierte Analyse von Videointerviews oder Tests u.a. mit Fragebögen eingesetzt.

In unserem Fall werden wir uns keiner der erwähnten Verfahren bedienen, sondern vielmehr Texte aus dem Evangelium oder Texte von renommierten Autoren zu Rate holen. Für die Bewertung dieser Quellen werde ich versuchen, eine gewisse Objektivität walten zu lassen. Es ist klar, dass mein Bild von Jesus subjektiv gefärbt ist. Aufgrund meiner tiefen Freundschaft mit ihm, sehe ich sein Leben durch eine andere Brille als fremde Personen es tun würden. Und trotzdem, möchte ich ein verobjektiviertes Bild präsentieren. Sonst können Sie, lieber Leser, liebe Leserin, diesen Text nicht mit Gewinn lesen.

Selbstbild

Jesus hat uns mehrfach sein Selbstbildnis präsentiert: „Ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29), „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6), „Ich bin der Messias“ (Mt 24,5) und „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11).

Jeder Mensch hat ein Selbstbildnis. Dieses entsteht durch die sogenannte Selbsteinschätzung. Dieses Selbstbildnis ist selten objektiv. Es bedarf der Validierung durch die Fremdeinschätzung, d.h. durch die Bewertung durch Andere bzw. durch objektive Verfahren -wie vorhin erwähnt.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Selbstbildnis des Sohnes Gottes. Wenn er irrt, können wir es eigentlich einpacken, sowohl das Evangelium als auch das ganze Konstrukt mit der Erlösung über Bord werfen. Das tun wir heute nicht!

Stimmt, was Jesus von sich gibt? Mein Votum lautet: Ja. Ich begründe es im Laufe des Artikels.

Fremdbild

Wir betrachten in diesem Artikel Jesus als Mensch. Neben der menschlichen Natur verfügt er über die göttliche Natur: Eine Person und zwei Natur lautet das Dogma. Damit ist Jesus einzigartig.

Als Sohn Gottes gibt es keine passendere Person, um ein Votum von ihm abzugeben als sein Vater. Und das tut er. Die Evangelisten berichten uns von zwei Wortmeldungen von Gott Vater über seinen Sohn: Bei der Taufe im Jordan (Mt 3,17) und bei der Verklärung auf dem Berg Tabor (Mt 17,5 und Lk 9,35). „Hic est Filius meus dilectus, in quo mihi bene complacui“ (Mt 17,5). Übersetzt: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Die Meinung des Vaters über seinen Sohn ist eindeutig: Der Vater ist über den Sohn zufrieden, und zwar mit der Ausführung seines Auftrags. Der Auftrag Jesu war die Vollendung der Erlösung. Jesus sagt dazu: “Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen” (Joh 4,34). Wenn der Vater mit ihm zufrieden war, dann heißt es, dass Jesus gehorsam war. Diesen Aspekt werden wir später näher beleuchten.

Seine Mutter Maria hat mit Jesus dreißig Jahre in Nazareth zusammen gelebt. Und in den restlichen drei Wanderjahren ihn nur punktuell erlebt. Maria ist damit die beste Zeugin der Persönlichkeit Jesu. Willam (1953) schreibt dazu “Jesus und Maria sind im Rahmen des Gehorsams gegenüber dem Auftrag des himmlischen Vaters zu einer Einheit geworden”. In meinem Artikel Zwei Menschen — eine Seele habe ich das Verhältnis Mutter-Sohn ausführlich beschrieben. Es hat keine zwei Menschen auf Erden gegeben, die so innigst zusammen gewirkt haben. Das setzt eine positive Meinung voneinander voraus. Maria hat -wie kein anderer Mensch- die Persönlichkeit Jesu geprägt (siehe auch Jesus — Meisterwerk Mariens). In ihrer Wortmeldung während der Hochzeit zu Cana tut sie ihr absolutes Vertrauen zu ihrem Sohn kund: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,3). Hierzenberger (1993) schreibt dazu „Sie (Maria) führt die Völker zur Erkenntnis und Annahme des Erlösers, sie vermittelt der Welt das Christusbewusstsein, sie bittet beim Vater für alle seine Kinder und hüllt sie so in die umgestaltende Liebe ein“.

Johannes der Täufer, naher Verwandter Jesu, sagte über ihn: „Ich bin nicht würdig, ihm die Schuhriemen aufzuschnüren“ (Joh 1,27) und wenig später auch im Text „Seht, das Lamm Gottes“ (Joh 1,35). Damit offenbart Johannes seine hohe Meinung über Jesus.

Petrus auf eine Frage Jesu antwortend sagte er über ihn „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Das ist ein Bekenntnis zur Herrlichkeit Jesu und damit bekundet er seine Meinung über Jesus.

Ganz anders fällt die anfängliche Bewertung der Emmaus Jünger aus: „Er (Jesus) war ein Prophet…“ (Lk 24,19). Ihre Meinung änderte sich als der auferstandene Jesus mit ihm auf dem Weg nach Emmaus sprach. Nach diesem Gespräch sagten sie dann „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,32). Die faszinierende Persönlichkeit Jesu hat ihr Herz in kurzer Zeit erreicht!

David, König und Vorfahre Jesu, sagte im Psalm 93: „Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit“. Im Psalm 27,8 sagt er: „Dein Antlitz suche ich oh Herr“. David hatte eine solch positive Gotteserfahrung gemacht, dass er ihn sehen wollte. Wie verständlich ist diese Reaktion!

Hesemann (2009) in seinem Buch über Jesus schreibt: “Jesus Christus, vollkommener Mensch, lebte den menschlichen Wert der Freundschaft in vollem Maße”, d.h. er war und ist ein guter Freund seiner Freunde. Das Thema Freundschaft nimmt in der Predigt Jesu einen großen Raum ein: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15,14) oder auch das berühmte „Vos autem dixi amicos“ (Joh 15,15) (Ich nenne euch meine Freunde).

Escrivá suchte im Laufe seines Lebens nach einer kurzen Jesus-Beschreibung. Er fand im Neuen Testament zwei: „Pertransivit bene faciendo“ (Apg 10,38) und „bene omnia fecit“ (Mt 7,37), d.h. er hat alles gut getan. Schöneres kann man über einen Menschen nicht sagen!

Mutter Teresa (1986) hat ein eindrucksvolles Bild von Jesus gezeichnet: Barmherzigkeit. Sie schreibt: “In diesem Kranken war Jesus gegenwärtig. Ich habe seine Gegenwart auf dem Gesicht dieses Kranken gesehen“.

Schwester Faustina gilt für mich unter den nachgeborenen Menschen als diejenige, die die meisten Interaktionen mit Jesus gehabt hat. Im Buch „Diary: Divine Mercy in my Soul“ (1987) scheibt sie: „Ich vertraue auf deine Worte (Jesus), denn du bist die Wahrheit und das Leben“.

Damit weist das Fremdbild über Jesus sehr unterschiedliche Couleurs auf: Mein geliebter Sohn (so Gott Vater), Sohn Gottes (so Petrus), Lamm Gottes (so Johannes), vollkommener Gott und vollkommener Mensch (so Escrivá), Prophet (so die Emmaus Jünger), Barmherzigkeit (so Mutter Teresa), Wanderprediger (so Wikipedia) und jüdischer Religionsführer (ChatGPT).

Ein Persönlichkeitsprofil von einem Menschen mit zwei Naturen zu erstellen, bei dem wir nicht wissen, wo der Mensch aufhört und Gott beginnt, ist in sich eine Anmaßung bzw. eine unmögliche Aufgabe. Ich wage es trotzdem, in dem ich mich auf die Kommentierung von Zitaten beschränke.

Neulich fragte ich meinen Freund Claus, welches Merkmal würde er bei Jesus als erstes aufzählen. Er nannte die Barmherzigkeit, und so seinem Rat folgend starten wir damit.

Barmherzigkeit

In den letzten Jahren hat die Filmserie „The Chosen“ ein sehr menschennahes Bild von Jesus präsentiert. Die nachgespielten Szenen entsprechen zwar nicht immer den biblischen Texten, in einem Punkt stimmen sie jedoch: Jesus ist uns Menschen sehr nah. Er kann mit den Mitmenschen mitfühlen und mitleiden. Damit haucht dieser Film den Texten des Evangeliums Leben ein und macht sie verständlicher.

In Evangelium lesen wir “Ich habe Mitleid mit diesen Menschen, denn sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen” (Mk 8,2) und ein weiterer Text: “Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe, er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Und er wurde rein” (Mk 1,40). Und die Bemerkung des Evangelisten Matthäus (9,36): “Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft…”.

In den meisten Fällen waren es Kranke, die zu Jesus kamen. In einigen Fällen — wie in bei der Witwe von Naïn (Lk 7,11) — wird Jesus nicht zu Hilfe gerufen. Wir lesen „Als der Herr (Jesus) die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an…Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!“. Diese Szene ist für mich eine der schönsten im ganzen Evangelium und sie führt uns vor Augen, wie barmherzig Gott sein kann.

Von Teresa von Àvila (2001) stammt folgende Text „Aufgrund meiner Unzulänglichkeit musste mich der mitfühlende Herr vorbereiten und langsam aufbauen“. Ergänzend dazu ihr Satz: „Wenn ich die Liebe Gottes betrachtete, fasste ich wieder Mut, denn das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit habe ich nicht verloren“.

Escrivá erzählte einmal von einem Gespräch mit einem glauben-fernen Menschen. Dieser sagte zu Escrivá: „Was mich von Gott am meisten fasziniert, ist seine Barmherzigkeit“.

Schwester Faustina Kowalska wird im Buch „Die Mystiker — Leben und Werk“ von Wolf Brixner (1987) nicht aufgeführt. Von allen Mystikern hat sie mir jedoch am meisten geholfen, den richtigen Umgang mit Jesus zu finden. Sie erhielt von Jesus den Auftrag, uns die Barmherzigkeit Gottes in Erinnerung zu rufen. Und das tat sie unermüdlich und überzeugend. In der Seite 295 von ihrem Buch (1987) lesen wir „Es passiert manchmal, während ich der Meditation zuhöre, dass ein Wort mich in eine sehr enge Verbindung mit dem Herrn bringt und ich dann nicht mehr weiß, was der Priester sagt. Ich weiß, dass ich dem barmherzigsten Herzen Jesu nahe bin“. Jedes zweite Wort von Schwester Faustina heißt Barmherzigkeit. Für sie ist diese Eigenschaft die wichtigste, die sie in den Dialogen mit Jesus wahrnimmt.

Passend zum Thema Barmherzigkeit feiert die Kirche das Fest Herz Jesu. Zu diesem Fest habe ich einen Artikel geschrieben.

Zu guter Letzt ein Zitat aus dem Matthäus Evangelium „Als er aus dem Boot ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken“ (Mt 14,14).

Wir könnten noch unzählige Stellen aus dem Evangelium herauspicken oder aus dem Leben vieler Menschen, oder gar auch aus eigener Erfahrung dazu fügen. Heute lassen wir es hier bewenden und schreiten im Profil Jesu voran.

Dankbarkeit

Jesus ist in meinen Augen ein unheimlich dankbarer Mensch, und er freut sich zugleich über unsere Dankbarkeit. In meinem Artikel So dankbar ist Gott habe ich dieses Merkmal Jesu ausführlich beschrieben. Ich werde daher hier nur einige Highlights aufzählen.

Dankbarkeit ist Anerkennung einer materiellen oder immateriellen Zuwendung. Für Gott ist die größte Zuwendung die Befolgung seiner Gebote und Bitten (1 Joh 3,22). In Lk 8,21 sagt er: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln“. Und damit kommen wir zur Person, die die Befolgung der Gebote und Angebote Gottes am besten umgesetzt hat: Maria, die Tochter, Braut und Mutter Gottes (siehe auch „ihr Ja hat die Welt verändert“).

Jesus offenbart in seiner Mutter seine Dankbarkeit im höchsten Grad: Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele und ihre Krönung. Erst die beiden Feste haben mir die Augen für diese Tugend Jesu aufgemacht.

Auch bei vielen anderen Menschen hat Jesus seine Dankbarkeit offenbart: Johannes der Täufer, Maria Magdalena, Maria aus Bethanien, Johannes der Evangelist, Paulus usw.

Paulus hat unzählige Male für Gott gelitten (2 Kor 11,23). Dafür hat ihm Gott eine große Lebensfreude geschenkt und einen „Einblick“ in den Himmel gewährt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat…das Große, dass Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9).

Und zu guter Letzt möchte ich eine kleine Anekdote dazu fügen. Und diese geht so: Mein Freund Martin war auf der Suche nach einer Wohnung in der Nähe seines Büros. Auf dem Weg ins Büro sah er eine Wohnanlage direkt an einem Park. Er dachte für sich: Oh, hier möchte ich wohnen! Er bat Gott nicht einmal darum. Anschließend suchte er online nach Angeboten in der Nähe des Büros und „le voilà“ nach einigen Wochen unterschrieb er den Mietvertrag für eine Wohnung direkt an der besagten Parkanlage. Als er mir freudenstrahlend den „Fund“ erklärte, bemerkten wir das Datum. Die Vertragsunterzeichnung fiel an einem Fest der Mutter Gottes. Martin liebt sie sehr. Martin und ich sahen „die Hand Gottes“ im Spiel.

Die Liste der Anekdoten ließe sich ins Unendliche fortsetzen. Täglich millionenfach, milliardenfach reihen sich solche Anekdoten an.

Humor

Im Film Passion Christi von Mel Gibson gibt es eine Familienszene, wo die drei -Jesus, Maria und Josef- lachen. So stelle ich mir die Familie von Nazareth vor, und allen voran Jesus. Im Kontrastprogramm gibt es in einer Kirche in Münchener Schwabing ein Bild der Heiligen Familie, wo sie griesgrämig daher schauen. Das dürfte wohl kaum der Wirklichkeit entsprechen.

Warum meine ich, dass Jesus die Gabe des Humors besaß? Als jemand, der den Willen Gottes vollständig erfüllte, hatte er einen direkten Zugang zur Freude. Das gilt im Übrigen auch für alle Heiligen, d.h. für seine Mutter und seinen Vater Josef. Und im Übrigen auch für uns alle!

Es gibt eine Szene mit dem Apostel Nathanael (Joh 1,47), wo Jesus ihn auf den Arm nimmt. Jesus nimmt die „steile Vorlage“ von Nathanael auf und verwende sie so, dass es zu einer lustigen Szene kommt.

Hier darf die berühmte Anekdote von Theresa von Àvila mit Jesu in Kindesgestalt nicht fehlen. Die Szene spielte sich in einem Kloster ab. Theresa sieht ein Kind im Treppenhaus und fragt: „Wer bist Du?“ Das Kind antwortete nicht, sondern fragt vielmehr Theresa: „Wer bist Du?“ Sie antwortet: „Ich bin Theresa vom Kinder Jesu“. Daraufhin sagte der Kleine: „Und ich bin Jesus von Theresa“. Diese unscheinbare Anekdote veranschaulicht, wie nahe uns Jesus ist und wie lieb er uns hat. Und wie lustig er ist!

Auch die Begebenheit mit der Pferdekutsche zeigt klar, wie lustig Jesus sein kann. Kennen Sie diese? Wenn nicht hier in kurzer Form: “Theresa beklagte sich einmal im Gebet über all die vielen Drangsale und Widerwärtigkeiten bei Jesus. Darauf antwortete dieser: “So behandle ich meine Freunde”. Darauf versetzte Theresa: Darum hast Du auch nur so wenige”.

Der Humor erleichtert die Kommunikation zwischen uns Menschen. Wenn ich Ihnen hier jemanden präsentiere, wo seine Mutter Maria meint: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,3), d.h. dass wir seine Gebote befolgen sollen. Dann muss uns diese Person sympathisch sein. Sonst würden wir mit großer Wahrscheinlichkeit seine liebevollen Bitten ablehnen.

Für manche Menschen dürfen Witze in den Dialogen mit Jesus nicht fehlen. So ergeht es meinem Freund Johann.

Johann fährt gern mit dem Fahrrad, unter anderem im Osten von München, wo es viele Wegekreuze gibt. Eines Tages war er Richtung Ismaning unterwegs als er in seinem Herzen die Bitte Jesu hörte: „Komm Johann und küsse meine Füße am Wegekreuz“. Johann verstand direkt, welches Wegekreuz gemeint war. Er war vor einigen Wochen da gewesen und habe gewohnheitsmäßig die Füße Jesu geküsst. Auch diesmal fuhr er der Bitte Jesu folgend dahin. Johann konnte sich jedoch den Kommentar nicht verkneifen: „Jesus, Du kannst wohl nicht ohne meine Küsse!“. Und die prompte Antwort Jesu: „Auch Du nicht ohne mich“. Johann lachte innerlich und meinte: „Voll Treffer!“

Passend dazu eine weitere Anekdote. Diesmal von einem anderen Freund. Michael ist sein Name. Er erzählte mir neulich folgenden Dialog mit Jesus. „Ich sagte -so Michael- Jesus: Du bist mein bester Freund“. Darauf hörte er in seinem Herzen: „Auch du Michael bist mein bester Freund“. Michael war überrascht. Mit der Antwort Jesu war er nicht einverstanden und so antwortete er: „Nein, das kann nicht sein. Heilige wie Johannes Paul II oder Mutter Teresa, mögen es sein, aber nicht ich“. Darauf Jesus: „Michael, Du sagst, ich bin allmächtig, oder?“ Michael: „Ja“. Weiter Jesus: „Wenn ich allmächtig bin, dann kann ich so viele beste Freunde haben, wie ich will“. Michael war baff und sprachlos. Als Michael mir diese Anekdote erzählte, fügte ich sie in die Reihe der lustigen Anekdoten über Jesu dazu, und dachte mir: Sie passt zu Jesus!

Zu Beginn des Artikels haben wir geschrieben, dass sich Jesus als „gütig und von Herzen demütig“ bezeichnete. Die Güte Jesu haben wir anhand der Barmherzigkeit analysiert. Folgerichtig ist jetzt die Demut an der Reihe.

Demut

Jesus, der König des Himmels und der Erde, kommt in einem Stall in die Welt. Nach einer langjährigen beruflichen Tätigkeit startet er als Obdachloser und Aussteiger seine Predigertätigkeit. Er, der alles hätte haben können, nannte nichts sein eigen und macht sich von uns Menschen abhängig. Er lebt drei Jahre von den Zugaben seiner Begleiter. Er hat höchstselbst die Demut gepredigt. Bei Lukas lesen wir: “Rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt: Ich preise Dich, Vater…, weil Du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen“ (Lk 10,21).

Ein Zeichen von Demut ist die Art und Weise wie jemand auf Demütigungen ruhig und gelassen reagiert. Wer demütig ist, kann nicht gedemütigt werden. Und wie reagiert Jesu auf die Folterknechte während der Passion und auf die Mitmenschen während seiner Predigerzeit? Immer gelassen, immer gefasst.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer nahmen Jesu unter Beschuss, weil er ihre Werteordnung durcheinander wirbelte und deren Maske er herunter riss. Damit wurde er zur Zielscheibe ihrer Angriffe. Sie meinten z.B.: „Mit Hilfe von Beelzebul treibt er die Dämonen aus“ (Lk 11,15). Und noch in den letzten Minuten vor seinem Tod verspotteten ihn die Soldaten und sagten: „Wenn, Du der König der Juden bist, dann hilft dir selbst“ (Lk 23,36) und an anderer Stelle „Wenn er der Messias, der König von Israel ist, dann soll er doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben“ (Mk 15,32). Jesus -in seiner Demut- lässt sich nicht provozieren. Was wäre passiert, wäre er doch vom Kreuz herabgestiegen? Dann hätten die Spötter wohl geschrien: „Du bist vom Teufel besessen“, so oder ähnlich. Jesus wusste ziemlich genau, was er tat. Er stand kurz davor, den Erlösungsplan zu vollenden. Einen Plan, den die Heilige Dreifaltigkeit geschmiedet und über Tausende von Jahren hinweg umgesetzt hatte. Jesus lässt sich nicht von einem kleinen Störfeuer einiger Pharisäer oder Soldaten vom Konzept abbringen, und er zieht den Plan durch.

In diesem Moment höchster Demütigung führt Jesus zwei der schönsten Dialoge: Mit seiner Mutter (Joh 19,27) und mit Dimas, dem Schächer zu seiner Rechten (Lk 23,40).

Kurz vor der Hinrichtung inszeniert der Statthalter Pontius Pilatus einen Scheinprozess. Er würde gern Jesus freisprechen und überlegt einen aus seiner Sicht sicheren Plan. Dafür stellte er dem Volk folgende Frage: „Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse? Da schrien sie wieder. Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Straßenräuber“ (Joh 18,39). Barabbas wird vom Volk Jesus vorgezogen. Man muss sich die Situation vorstellen. Jesus ist Gott, allmächtig, Schöpfer des Himmels und der Erde, und zieht den Kürzeren gegenüber einem Straßenräuber! Mehr Demütigung geht nicht. Und Jesus schweigt. Und seine anwesende Mutter weint. Auch wir hätten geweint, wären wir dabei gewesen.

Großzügigkeit

Die Großzügigkeit Gottes kennt buchstäblich keine Grenzen. Man muss sich nur die Größe des Universums anschauen mit Milliarden von Galaxien -wie uns die Astrologen bestätigen. Oder die Schönheit der Natur.

Alles, was wir sehen, denken, uns vorstellen, hat uns Gott geschenkt wie ich in meinem Artikel Im Reich der Beschenkten beschrieben habe. Escrivá (1981) nennt das alles die „Magnalia Dei“ (die Großtaten Gottes).

Lieber Leser, lieb Leserin, Sie können mir entgegenhalten: „Was habe ich von der sogenannten Großzügigkeit Gottes“? Viel, alles -antworte ich!

Schauen wir uns zunächst einmal, wie Jesus damals agiert hat und was er heute täglich tut.

Wir haben oben im Kapitel über die Barmherzigkeit die große Anzahl von Wundern an Kranken erwähnt. Die Evangelisten berichten uns von mindestens zwei Brotvermehrungen, damit die „Follower“ Jesu nicht hungern müssen. Und nach der Speisung der Menge füllen die Apostel mit den Brotresten noch zahlreiche Körbe voll. So großdimensioniert war das Wunder der Brotvermehrung.

Und dann die letzten zwanzig Stunden vor seinem Tod: Einsetzung der Eucharistie im Abendmalsaal, Wiederherstellung der Kindschaft mit Gott Vater und damit unsere Eingliederung in die Familie Gottes. Und dann noch dazu unsere Eingliederung in die Heilige Familie von Nazareth. Einige Tage später kommt noch die Einsetzung der Beichte dazu und dann die Aussendung des Heiligen Geistes. Solch eine Großzügigkeit übertrifft jegliches Vorstellungsvermögen.

Ein Freund von mir sagte dazu: „Auch wenn Gott allmächtiger wäre, könnte er uns nicht vielmehr schenken“. Diese Aussage hält keine theologische Prüfung stand, aber sie geht m.E. in die richtige Richtung. „Gott lässt sich an Großzügigkeit nicht übertreffen“ sagt Escrivá (1972). Ok, das war vor über 2.000 Jahren! Und heute? Wo spüren wir heute seine Großzügigkeit, könnte, lieber Leser, liebe Leserin, ihre Bemerkung dazu heißen? Nachfolgend beantworte ich Ihre Frage.

Ein Heiliger schrieb einmal: „Ich werde Dir keine Bitte abschlagen“. Das war sein Gebet an Jesus. Und postwendend hörte er in seinem Herzen: „Auch ich werde Dir keine Bitte abschlagen“. D.h. um die Großzügigkeit Jesu zu spüren, müssen auch wir mit ihm großzügig sein, indem wir seine Gebote halten und seine Bitten umsetzen.

Mutter Teresa (1986) hat unzählige Gnaden Gottes erhalten. Ihr Geheimnis dafür: Gute Anliegen, Demut, Vertrauen, Glauben, Freundschaft mit Gott und Dankbarkeit. Auch andere Heilige -wie Johannes Paul II- haben die gleiche Erfahrung gemacht. Dazu eine kleine Anekdote.

Jürgen und Annette (Namen von der Redaktion geändert) wollten nach der Hochzeit ein Kind erwarten. Alle Versuche schlugen fehl. Dann überlegten sie nach Rom zu einem Treffen mit dem Papst zu fahren. Dieses Treffen war frischvermählten Paaren vorbehalten. Damals war Johannes Paul II der amtierende Papst. Es war vorgesehen, dass alle Paare beim Papst vorsprechen konnten. Als Jürgen und Annette zum Papst kamen, erzählten sie ihm vom unerfüllten Kinderwunsch. Der Papst versprach Hilfe. Und „le voilà“ noch in Rom zeigte sich, dass Annette in Kind erwartete. Zufall? Wohl kaum -wie ich meine.

Was war passiert? Ein Kinderwunsch ist etwas Wohlgefälliges in den Augen Gottes. Das Paar trug ihr Anliegen vertrauensvoll an den Papst vor und dieser richtete die Bitte weiter an seinen Freund Jesus. Und dieser? Dieser war über diese Bitte hoch erfreut. Die Bitte passt zu seinem Konzept, zu seinen Plänen. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Jesus hat zugelassen, dass Jürgen und Annette einige Zeit keine Kinder bekommen konnten. Damit -so meine Erklärung- wir dadurch lernen, wie Gott wirken kann, wenn wir unsere Zuflucht bei ihm suchen. Diese Art zu handeln, hat Jesus mehrfach angewandt, als er noch bei uns weilte und dann später vom Himmel aus.

Kehren wir zurück zu Jesus in seiner Wirkweise. Bei Matthäus (9,29) lesen wir “daraufhin berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen”. Jesus setzt auf den Glauben des Empfängers auf -wie oben erwähnt. Er will uns als Mitwirkende dabei haben: Mit unserem Glauben, Vertrauen usw. Und das ist „conditio sine qua non“.

Und dann die demütige Bitte eines Aussätzigen (Mt 8,2): „Herr, wenn Du willst, kannst Du machen, dass ich rein werde“. Hier steht die Demut des Bittenden im Vordergrund. Auch das ist eine notwendige Voraussetzung für die Erlangung der Gnade.

Großzügigkeit Gottes bedeutet nicht, dass er all unsere Wünsche umsetzt. Er ist beileibe nicht unser Sklave! Die Voraussetzungen für die Umsetzung unserer Bitten habe ich oben aufgelistet. Wer sie einhält -wie so viele Heilige-, kann Vollzug melden. Im Umkehrschluss müssen wir uns fragen, warum erhört Gott unsere Bitten so selten?

Dann a) weil wir vielleicht keine Geduld haben und b) weil wir einige der oben erwähnten Bedingungen nicht erfüllen. Im Klartext: Wenn nichts geschieht, dann liegt es nicht an Gott, sondern an uns!

Positive Thinking

Das Wort „Positive Thinking“ ist in der Arbeitswelt in aller Munde. Mitarbeiter müssen im Allgemeinen einen positiven Blick auf die Welt haben, auf die Kollegen, auf die Arbeit. Sie erinnern sich an Geschichte mit den zwei Seiten einer Medaille oder mit dem Glas: Halb voll oder halb leer. Menschen mit dem positiven Thinking sehen die positive Seite des Lebens.

Menschen mit einem positiven Blick, d.h. mit „Positive Thinking“ werden vom Umfeld als angenehmer wahrgenommen als „negativ dran Schauende“.

Hat Jesus dieses Positive Thinking „drauf“? Schauen wir, was der berühmte Moderator Stephen Collbert dazu sagt: “Egal was passiert, man ist nicht besiegt, wenn man es im Lichte der Ewigkeit betrachtet. Man muss einen Weg finden, zu lieben und zu lachen”. Zugegeben, das Evangelium berichtet uns nicht von Momenten, wo Jesus gelacht hätte. Oben haben wir von seinem Humor gesprochen. Positive Thinking geht ein Tick weiter. Diese Kompetenz führt dazu, immer Lösungen für anstehende Problem zu finden. Als Jesus z.B. gefragt worden ist, ob er die Tempelsteuer bezahlt hätte, schickt er Petrus zum Angeln (Mt 17,27). Er hatte das Geld für die Tempelsteuer nicht, ergo improvisiert er eine Lösung. Petrus holt einen Fisch aus dem See und „le voilà“: Im Mund des Fisches findet er einen Denar. Ähnlich geschah es mit dem Esel für den triumphalen Einzug in Jerusalem (Mt 21,1). Als König der Juden muss er reitend in Jerusalem einziehen. So sendet er einen Jünger, einen Esel kostenlos zu besorgen. Jesus teilt ihm, wo und bei wem er einen Esel bekommen kann.

Jesus ist aufgrund seines Positive Thinking lösungsorientiert. Er bleibt nicht bei den Problemen. Das macht ihn sympathisch. Menschen wollen nicht über Probleme, sondern über Lösungen sprechen.

Gehorsam

Jesus verlangt von den Aposteln und auch von uns allen Gehorsam zu seinen Geboten, zu seinen Bitten. Nur so kann er durch uns in dieser Welt wirken. In Lukas 12,42 lesen wir: „Hier ist der treue und kluge Diener, dem der Herr dem Vorsitz seiner Familie anvertraut“.

Jesus sagt von sich (Joh 4,34): „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“. Oder weiter bei Johannes (14,30): “Die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat”. Jesus sieht sich als Auftragnehmer für Gott Vater. Und war Jesus wirklich gehorsam?

Im Philipper Brief (2,8) lesen wir: „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“.

Es ist für mich unvorstellbar, jemanden zu finden, der den Gehorsam besser gelebt hätte als er. Sein Leben hier auf Erden war ein vollkommener Akt des Gehorsams. Daher kann er auch von uns ein Mindestmaß an Gehorsam verlangen: “Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter” (Mk 3,35).

Man könnte meinen, dass der Gehorsam heute ausgedient hat. Die moderne Unternehmenskultur sieht vor, dass Mitarbeit ihre eigenen Aufgaben selbstständig auswählen und gestalten. Blinder Gehorsam -wie wir im Deutschland der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts kennen- ist heute ein wahres Non-Go. Warum verlangt aber Jesus, dass wir gehorchen, warum haben er und seine Mutter, aber auch alle am Erlösungsplan Beteiligten den Gehorsam gelebt? Ohne den gelebten Gehorsam lässt sich kein Projekt, kein Plan umsetzen. Wenn ein Mitarbeiter das Business Model des Unternehmens nicht umsetzt, kommt dieses Unternehmen nicht voran. Gleiches gilt für den Erlösungsplan Gottes. Und der wichtigste Mitwirkende dazu war und ist Jesus. Wäre er gegenüber dem Vater nicht gehorsam, hätte er den Erlösungsplan nicht umgesetzt, gäbe es heute keine Christen!

Oben haben wir von Großzügigkeit gesprochen. Diese tritt in Erscheinung durch den Gehorsam Jesu.

Dieser Satz sollte wie ein Ohrwurm bei uns klingen “Wer meine Gebote hält und halten lehrt, der wird groß im Himmelreich sein” (Mt 5,19), weil genau dieser Satz unser Sechser im Lotto ist. Es ist das Lebensprogramm, das uns in den Himmel katapultiert. Genau diesen Satz haben Heilige verinnerlicht und danach gelebt. Allen voran seine Mutter Maria.

Oben haben wir vom Selbstbildnis Jesu gelesen: „Ich bin gütig und von Herzen demütig“. Er hätte auch von sich behaupten können: „Ich bin gütig, gehorsam und barmherzig“. Und es hätte vollends gestimmt. Um diese Einschätzung zu bekräftigen, rufen wir bekannte Zitate in Erinnerung. Das erste Zitat greift seinen Wortlaut im Garten Getsemani (Lk 22,42): „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“. Dieser Satz hat es an sich. Voll krass! Volle Ergebenheit zum Willen seines Vaters. Jesus hadert mit seinem Schicksal. Als Sohn Gottes weiß, was ihm bevorsteht: Gericht, Verurteilung, Geißelung, Kreuzigung, Leid seiner Mutter. Und er wird nicht die Karte „Gottesmacht“ ziehen, d.h. keine Schmerzen im Körper spüren. Das hätte er machen können. Aber nein. Gott wollte -wie Escrivá (1983) so treffend schreibt- die Schmerzen für uns voll erleiden.

Bei der Verkündigung betrachten wir immer das Ja der Jungfrau Maria zum Engel Gabriel (Lk 1,38). In diesem besagten Moment ist auch Jesus, der ja zu den Plänen Gottes sagte. Und diese Pläne hatten es an sich. Um das zu verdeutlichen, bediene ich mich eines Beispiels und einer Anekdote.

Das Beispiel kommt aus der Automobilindustrie. Um geeignete Fahrzeuge für ältere Menschen zu gestalten, ziehen sich die Erprobungsingenieure einen Anzug an, der die Bewegungsfreiheit einschränkt. Damit „simulieren“ sie das eingeschränkte Bewegungsverhalten von älteren Menschen. Die Menschwerdung Gottes bedeutete vielmehr als sich einen solchen Anzug anzuziehen. Erst recht, wenn er als Baby auf die Welt kommt. Das heißt absolute Abhängigkeit von uns Menschen und von unseren Beschränkungen wie Schlaf, Müdigkeit, Hunger, Durst. Und diese hat Gott auf sich genommen.

Die angekündigte Anekdote betrifft einen älteren Bruder und mich. Bei meinem ersten Skitag herrschten Temperaturen von -20 Grad und starke Winde. Mein Bruder und ich fuhren mit dem Sessellift zu einer hoch gelegenen Piste. Diese war aufgrund der Witterung menschenleer. Da angekommen, sagte mein Bruder zu mir: Schau, das sind deine Skier, das ist die Piste und in 2 Stunden bin ich wieder da. Noch heute lache ich darüber. Damals sagte ich ihm zwar nichts, aber für mich dachte ich: Der Skiunterricht ist heute etwas kurz ausgefallen! Was war da passiert? Als guter Skifahrer wollte mein Bruder den Tag am Schnee genießen und sich nicht mit einem blutigen Anfänger beschäftigen. Er wollte unter Seinesgleichen Ski fahren. Verständlich! Und Gott? Wäre es nicht verständlich, dass sich Jesus mit Wesen beschäftigt, die so powerful sind wie er und nicht mit uns, die viel weniger können?

Verzeihend

Verzeihen kostet kein Geld und bringt viel Freude“, habe ich mal auf einem Plakat gelesen. Verzeihen ist eine ergänzende Eigenschaft zur Barmherzigkeit, will ich es aber hier ausdrücklich erwähnen, weil für das Verhalten Jesu von höchster Bedeutung ist.

Nach langjähriger Lektüre des Evangeliums ist mir erst vor kurzem ein Detail aufgefallen. Nach der Auferstehung wirft Jesus den Aposteln nicht vor, ihn bei der Passion allein gelassen zu haben. Das ist erstaunlich. Drei Jahre lang unterrichtet er die Apostel die Lehre über den Glauben und über die Tugenden. Er entwickelt eine tiefe Freundschaft mit ihnen. Und im entscheidenden Moment der Verhaftung, Passion und Kreuzigung lassen sie ihn allein. Petrus, sein designierter Nachfolger, verleugnet ihn sogar.

Lesen wir in Markus (16,14): „Er tadelte ihren Unglauben, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten“. Er tadelt den Unglauben, aber nicht, dass sie ihn bei der Verhandlung mit Pilatus, bei der Kreuzigung, bei der Grablegung unterstützt haben. Mein Fazit: Jesus ist nicht nachtragend.

Lukas beschreibt die erste Begegnung der Apostel mit dem Auferstanden so (24,36) „Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“.

Frieden bringt Jesus mit „im Gepäck“, nicht Rache, nicht Vorwürfe. Das Verhalten Jesu ist wieder mal beispielhaft. Welch andere Erfahrung machen wir täglich in unserem Umfeld. Erst durch den Vergleich mit uns fällt auf, wie anders agiert Jesus. Wie schön ist diese Eigenschaft Jesu. Sie macht ihn anziehend, sympathisch.

Motivator

Für den Erlösungsplan brauchte Jesus auf Erden eine Gruppe von Mitwirkenden. Er musste darüber hinaus eine Community aufbauen. Follower im Offline-Modus -würden wir heute sagen. ChatGPT schreibt dazu „Jesus von Nazareth hatte eine große Anhängerschaft“.

Wie hat Jesus die Menschen dazu bringen können, ihm zu folgen?

Der junge Johannes klärt uns auf (1,36): „Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn uns sagte: Seht das Lamm Gottes“. Daraufhin gingen Johannes und sein Freund Andreas zu Jesus: „Jesus wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sei: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt uns seht“.

In diesen knappen Worten des Evangelisten kann man bei Jesus keine überschwängliche Freude über die Begegnung erkennen. Und doch: (Joh 1,39): „Da gingen sie (Johannes und Andreas) mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm“. Jesus beeindruckte die beiden Freunde, und zwar so, dass sie postwendend zu ihren älteren Brüdern gingen und von der Begegnung berichteten.

Kein Evangelist schildert uns dieses erste Gespräch zwischen den jungen Followern und Jesus. Und trotzdem, dieses Gespräch war der Zündpunkt für eine lebenslange Berufung als Apostel Christi, treu bis zum Tod. Jesus hat sie motiviert mitzumachen in seinem Erlösungsplan. Wie schön!

Später wird Jesus von den zwölf Aposteln drei als Speerspitze auswählen. Es sind Petrus, Jakobus und sein Bruder Johannes. Sie sollen verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen. Petrus als Leiter der Kirche, Jakobus als Vorsteher in Jerusalem und Johannes als Verantwortlicher für die Mutter Jesu.

Im Rahmen von „Incentive-Maßnahmen“ nimmt Jesus die drei auf den Berg Tabor. Lassen wir uns von Lukas die Szene schildern (Lk 9,28): „Nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leichtend weiß“. Im beruflichen Umfeld würde man dies eine Incentive-Maßnahme für das Führungsteam bezeichnen. Dieses Ereignis sollte sich in ihrem Gedächtnis einprägen und in späteren Momenten der Ungewissheit und Verfolgung abgerufen werden.

Kurz vor seiner Verhaftung betet er im Garten Getsemani. Auch hier bildet er zwei Gruppen. Eine davon -die oberen drei- dürfen näher mit ihm beten. Auch diesmal ein Zeichen von Wertschätzung und Motivation.

Diese „Incentive-Maßnahmen“ haben jedoch nicht ganz ausgereicht. Von den drei nur Johannes wird im entscheidenden Moment des Lebens Jesu beim ihm sein: Nur er steht am Kreuz. Petrus hat ihn bekanntlich verleugnet. Der Aufenthaltsort von Jakobus wird uns von den Evangelisten nicht überliefert. Vielleicht aus Angst vor einer Verhaftung sucht er das Weite. Wir wissen es nicht. Wo waren alle anderen Apostel? Auch das wissen wir nicht. Ihre Anwesenheit bei der Kreuzigung wäre ein Zeichen der Treue und Verbundenheit zu ihrem Meister.

Führungskompetenz

Jesus hat die größte Organisation aller Zeiten gegründet: Die Kirche. Damit die Gründung dieser Kirche gelingt, muss der Gründer Führungskompetenz mitbringen.

Können wir in Jesus eine Führungskompetenz erkennen? Als Experte für Personaldiagnostik von Führungskräften kann ich diese Frage eindeutig mit Ja beantworten.

Für eine gelungene Führung sind ca. 60 Kompetenzen notwendig. Ich werde mich hier auf die Kommentierung von 5 davon beschränken: Agiles Mindset, Vertrauen schenken, Empathie, Kommunikation, Geradlinigkeit.

Das agile Mindset erkennen wir bei Jesus in seiner Lösungsorientierung, in seiner Denkweise Out-of-the-Box. Bei einigen Gelegenheiten stellt er fest, die Follower brauchen für den Heimweg Proviant. Es sind immerhin über 5.000 Menschen zu ernähren. Bei Markus (6,41) lesen wir, wie er mit 5 Broten und 2 Fischen diese Menschenmenge ernähren konnte. Und mit den Essensresten konnten die Jünger 12 Körbe füllen. Ein andermal holt sich eine Münze aus einem Fisch, um seine Steuern zu bezahlen. Mit seiner Agilität stellt er die Verstocktheit der Pharisäer auf die Probe. Er wusste sich immer eine Antwort.

Jesus gewährte den Jüngern Freiräume zum Agieren. Das ist in meinen Augen einer der wichtigsten Führungskompetenzen. Dieses Machen-Lassen steht in Verbindung mit dem entgegengebrachten Vertrauen. Jesus lebt eine moderne Kultur, d.h. holt sich Feedback, praktiziert eine partizipative Führung, und bei den Aufträgen gibt er das Ziel und nicht den Weg vor.

Oben haben wir die Barmherzigkeit ausführlich dekliniert. Die menschliche Basis dafür heißt Empathie. Jesus wusste genau, welche Bedürfnisse Menschen hatten, was sie bewegte, wie er sie ansprechen sollte, damit sie sich bei ihm gut aufgehoben fühlen. Im Übrigen das gilt noch heute. Davon erzählten uns viele Heilige wie Faustina Kowalska (1987), Escrivá (1972), Mutter Teresa (1986).

Kommunikation ist das Handwerkzeug einer Führungskraft. Sie muss die Messages passend und fesselnd formulieren. Sie muss auch unangenehme Wahrheiten aussprechen können. Beides konnte Jesus. Daraus ist die große Schar an Followern entstanden. Aber auch Einzelgespräche Gespräche mit hoch stehenden Persönlichkeiten, z.B. mit Nikodemus, konnte er führen. Seine Worte waren primär auf die damaligen Zuhörer gerichtet, sekundär an die späteren Generationen, d.h. an uns. Dieselben Worte sollten damals wie heute Gültigkeit haben. Bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass seine Worte erst später richtig eingeordnet und verstanden werden. Wir können uns bei den Exegeten und Forschern bedanken, die uns heute das Evangelium so verständlich auslegen.

Und zu guter Letzt die Kompetenz der Geradlinigkeit. So wichtig wie sie für eine Führungskraft ist, so selten kommt sie vor. Nicht so bei Jesus. Wir erkennen in ihm eine eindeutige Linie. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er diese Kompetenz bei seinem Cousin Johannes der Täufer lobt. Jesus lebt vor, was er predigt. Er lebt kongruent, und ist konsequent in seinem Denken und Handeln. Der bekannte Vorwurf „Wein trinken und Wasser predigen“ kommt bei ihm nicht vor. Als Sohn Gottes hätte er sich einiges herausnehmen können und in einer dauernden Ausnahmesituation leben. Die oben erwähnten Eigenschaften und Kompetenzen belegen diese Geradlinigkeit. Er hat uns vorgelebt, wie wir leben sollten, damit wir -wie er- in den Himmel kommen.

Aufbau einer neuen Wertekultur

Vor einigen Jahren habe ich zusammen mit drei Professoren ein Buch über die Arbeitskultur. Was eine Gesellschaft, ein Unternehmen liebenswert macht, ist deren Kultur. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Jesus eine neue Wertekultur für seine Follower und für seine Kirche einführen wollte. Das vorherrschende Merkmal der damaligen Kultur war die strikte Befolgung von rigiden Regeln. Liebe untereinander spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Anderes bei Jesus. Seine Wertekultur fußte auf der Liebe zu Gott und zueinander. Er hinterfragte die Sinnhaftigkeit der Regeln vor dem Hintergrund der Liebe. Das erste, zwei und vierte Gebot des Dekalogs befassen sich mit der Liebe. Und eigentlich ist der Geist der zehn Gebote von der Liebe getragen. Die Liebe ist wichtiger als die Regeln.

Die Liebe ist Teil der Schöpfung Gottes, die Regeln haben die Menschen aufgestellt. Damit stellt Gott die Suprematie seines Wertekodex über die menschliche Werteordnung. Logisch!

Freundschaft

Freundschaft eines der wesentlichen Merkmale Jesu und letztlich auch der Grund für diesen Artikel.

Brixner (1987) schreibt “Theresas (von Ávila) ganzes Leben steht im Zeichen dieser Freundschaft (zu Gott). Hesemann (2009) schreibt “Jesus Christus, vollkommener Mensch, lebte den menschlichen Wert der Freundschaft in vollem Maße”.

In diesem Artikel haben wir diesen Charakterzug Christi mehrfach erwähnt. Daher werde ich mich hier kurz fassen, zumal ich später einen dedizierten Artikel über die Freundschaft Jesu schreiben will.

Und nochmals Theresa (2001) „Freundschaft mit Gott kann und muss jeder selbst leben, da sie nicht eine Frage der Zeit und des Ortes, sondern der Zuneigung und Liebe ist“. Und das stimmt. Wir können die Liebkosungen Jesu täglich in unserem Alltag spüren. Dazu genügt etwas Reflexion und sich fragen, wie kommt es, dass dies und jenes passiert ist? Wer hat mir dieses oder jenes geschenkt? Auch Leiden sind Geschenke Gottes. Eltern lieben ihre Kinder und dazu gehört, ihnen dies oder jenes zu verwehren. Und das tut auch Gott mit uns. Er tut es nur, weil wir es nötig haben für unseren Weg zum Himmel.

Die vier Texte des Evangeliums zählen viele Treffen Jesu mit Freunden wie Nikodemus, Maria von Bethanien, Martha, Lazarus usw. Freundschaft entsteht nur, wenn man Interesse für die Belange und Bedürfnisse der Menschen zeigt. Die Szene beim verstorbenen Lazarus ist ein klares Zeugnis dafür. Johannes (11,1–17) schildert uns die Szene. Obwohl Jesus wusste, dass er ihn wenig später vom Tod auferwecken würde, weinte er drei Mal.

Er könnte es sich einfach machen und sagen: Diese Menschen können tun und lassen, was sie wollen. Dann würden womöglich wenig Leute in den Himmel kommen und ihr Lebensziel verfehlen. Gott gibt uns einen Schubser als Richtungskorrektur. Seien wir ihm dafür dankbar!

Schwächen Jesu

Es klingt wie eine Zumutung, dass ich hier noch vor dem Ende des Artikels von Jesu Schwächen spreche. Ich erkläre mich. Die Schwächen Jesu -so wie ich sie verstehe- sind letztlich unsere Rettung!

Die Schwächen Jesu bestehen darin, dass er kein liebendes Herz ignorieren kann. Jesus, bei seiner Allmacht und Power, zeigt in einem Punkt eine Schwäche: Die Schwäche der Liebe für die Liebenden. Ich nenne sie eine Schwäche. Sie ist es im eigentlichen Sinn des Wortes nicht. Auf der anderen Seite machen gerade Schwächen Menschen liebenswürdiger. Jesus will nicht, dass wir ihn auf ein Podest setzen, wo er thronen kann. Er will uns nah sein. Und diese seine Schwäche lässt uns ihm nah sein. Er hat eine Schwäche für liebende Meschen. Das beobachten wir in den Texten des Evangeliums. Er hat -wie wir oben beim Kapitel über die Barmherzigkeit- auch klar eine Schwäche für die Bedürftigen und für die Gottsuchenden. Diese Schwäche rettet uns insofern als, dass Jesus unsere Bitten dann nicht ignoriert, wenn wir uns liebevoll an ihn wenden. Das erleben wir bei den Bitten seiner Mutter in Cana (Joh 2,11) und von den Schwestern des Lazarus in Bethanien (Joh 11,1–17). Und diese Erfahrung haben Millionen von Menschen im Laufe der Geschichte gemacht.

Daher kann meine Empfehlung nur lauten: „Verlieben Sie sich in Jesus und er wird Ihnen sehr nah sein“.

Dieser Artikel könnte zu lang werden und in ein Buch münden. Daher kommen wir hier zu einem Ende. Eine Zusammenfassung dieses Artikels könnte lauten: „Ich nenne euch meine Freunde“. Nehmen wir dieses Geschenk an und bewahren wir es sorgfältig in unserem Herzen!

Literatur und einige Bücher über Jesus

Escrivá, J. (1987) Feuer der Schmiede, Adamas Verlag, Köln

Batloog, A. (2021) Jesus begegnen — suchen — finden — bekennen, Kösel

Ratzinger, J. (2012) Jesus von Nazareth, Freiburg, Herder

Teresa de Àvila (2012) Die Seelenburg

Escrivá, J.M. (1981) Freunde Gottes, Adamas Verlag, Köln

Mutter Teresa (1986) Die Sprache des Herzens — Gedanken für jeden Tag, Freiburg

Escrivá, J. (1972) Christus Begegnen, Madrid

Brixner, W. (1987) Die Mystiker — Leben und Werk, Weltbild Verlag, Augsburg

Escrivá, J. (1983) Kreuzweg, Adamas Verlag, Köln

Kowalska, F. (1987) Divine Mercy in my Soul — Diary, Marian Press

Hesemann, M. (2009) Jesus von Nazareth, Sankt Ulrich Verlag

Daniel-Rops, H. (1950) Jesus — der Heiland in seiner Zeit, Abendländische Verlagsanstalt Freiburg

Ocáriz, F. (2019) Hirtenbrief über die Freundschaft, Online OpusDei.org

Echevarria, J. (2005) Getsemaní — En oración con Jesucristo

Cattaneo, A. (2014) Von Gott überrascht — die Kraft des Glaubens in Zeugnissen

Casciaro, J. M. (1994) Jesús von Nazaret, ALGA, Murcia

Ratzinger, Joseph (1989) Auf Christus schauen — Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg

Ratzinger, Joseph (2007) Weihnachtspredigten, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg

Ocáriz, F. (2022) im Lichte des Evangeliums, fe-Medienverlag

Sheen, F. J. (1955) Sieben Worte Jesu und Mariae, New York

Hahn, S. (2003) Gott der Barmherzige — Der Weg zur Beichte, Sankt Ulrich Verlag

Batloog, Andreas R. (2021) Jesus begegnen — suchen — finden — bekennen, Kösel

Guardini, R. (1980) Der Herr — Über Leben und Person Jesu Christi, Herder

Schnackenburg, R. (1995) Freundschaft mit Jesus

Diese Artikel sind bereits online — — — https://medium.com/@karlmariademolina

Jesus und Daniel, der Hirtenjunge

Ein Mensch ohne Makel — geht das?

Jesus — König unserer Seelen

Unser Leben in den Händen Gottes

Smarte Heiligkeit

Maria hat geholfen

Aufnahme Mariens in den Himmel und ihre Krönung

So dankbar ist Gott

Das Co-Working Gottes mit uns

Fest Herz Mariens

Fest Herz Jesu

Das Revival des Heiligen Geistes

Jesus kehrt zurück zum Vater

Gott und der Mensch — eine Liebesbeziehung

Ihr Ja hat die Welt verändert

Josef — Sohn Davids und Bräutigam Mariens

Die Leiden Mariens — Teil 1

Die Leiden Mariens — Teil 2

Das Portrait einer Königin

Im Reich der Beschenkten

Die Heilige Familie von Nazareth

Jesus kennt unsere Sorgen

Siehe Deine Mutter

Causa nostrae laetitiae — Ursache unserer Freude

Jesus — Meisterwerk Mariens

Zwei Menschen — eine Seele

Diese Buchrezensionen sind bereits online — — — — — — — -

Licht der Welt — aktueller denn je

Die Entdeckung der Barmherzigkeit

Entdeckungsreise in den Texten des Evangeliums

Den Rosenkranz neu erleben

Der Autor

Dr.-Ing. Karl-Maria de Molina hat Ingenieurwissenschaften, Philosophie und Theologie studiert, und in Fahrzeugtechnik promoviert. Er hat Bücher über Automobiltechnik und Arbeitsmethodik geschrieben, und über Arbeitskultur und Kompetenzentwicklung herausgegeben. Er hat mehrere Lehraufträge in deutschen Universitäten; er hält Seminare über Führungskräfteentwicklung; er hat mehrere Unternehmen gegründet und innovative Produkte entwickelt und vermarktet.

Das notwendige Wissen für diese Artikelreihe hat der Autor erworben durch das Studium der Philosophie und Theologie, durch die tägliche Lektüre des Evangeliums und geistlicher Bücher; durch den täglichen Besuch der Eucharistie; durch die wöchentlichen Gespräche mit dem geistlichen Leiter und durch die Beichte; durch die wöchentliche Teilnahme an Vorträgen über geistliche Themen; durch monatliche Einkehrtage; durch jährliche Exerzitien.

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