Der Deal unseres Lebens

Karl-Maria de Molina
9 min readSep 17, 2023

Deals abschließen, gehört zu unserem Alltag. Manche bringen uns echt weiter, andere werfen uns zurück. Auch unser ganzes Leben lässt sich als ein Deal mit Gott beschreiben. Ein Deal, der über unser Schicksal nach dem Tod entscheidet. Landen wir nach dem Tod in den Himmel oder in die Hölle?

Unsere täglichen Deals

Das englische Wort „Deal“ hat sich fest etabliert in unserem Wortschatz. Hotels werben um Deals, Supermarktketten tun es auch, und auch Aktien fürs eigene Portfolio. Ein Leben ohne Deals ist nicht mehr vorstellbar. Deals bedeutet für jeden von uns, einen zusätzlichen Mehrwert durch den preiswerten Erwerb von materiellen Gütern.

Gerade wir in Deutschland sind auf Sonderangebote erpicht -so der gängige Mantra. Gilt das nicht für andere Länder? Wer will nicht eine gute Ware für weniger Geld erwerben? Deals können auch immaterielle Güter betreffen wie Gesundheit, Beratungsdienste usw.

Es ist dann nur recht, dass wir uns hier mit dem Deal unseres Lebens befassen!

Der entscheidende Deal unseres Lebens

Welche könnte der Deal unseres Lebens sein? Die Antwort lässt sich einfach formulieren. Es ist das Leben nach dem Tod: Das Leben mit Gott im Himmel. Von Liguori (2000) schlägt in die gleiche Kerbe: „Das Geschäft, um das wir ringen, ist die Ewigkeit“.

Wie könnte so ein ewiges Leben im Himmel aussehen? Jesaja (64,3) sagt dazu: „Was kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (vgl. 1. Kor 2,9).

Für ein wertvolles Gut sind wir bereit, Geld, Zeit und Anstrengung zu investieren. Voraussetzung dafür ist, dass es sich lohnt. Die Ankündigung von Jesaja klingt da nicht schlecht. Wir sind gewohnt, Alternativen abzuwägen, um dann den besten Deal zu machen. Welche Alternativen werden uns geboten. Laut der Lehre der Kirche stehen drei Optionen zur Wahl: Himmel -wie besehen, Fegefeuer und Hölle. Die zwei letzteren lassen sich schwer vorstellen. Das Fegefeuer wird im Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 1030) wie folgt beschrieben: „Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, um in die Freude des Himmels eingehen zu können.“ D.h. es handelt sich um eine temporäre Vorstufe des Himmels, wohl wissend, dass im Anschluss der Eintritt in den Himmel folgt.

Und die Hölle? Was ist das? Wir ziehen wieder den Katechismus zu Rate (Nr. 1057): „Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein von Gott. Einzig in Gott kann Mensch das Leben und das Glück finden. Dafür ist er geschaffen und das ist seine Sehnsucht“. Hier auf Erden können wir Gott erleben. In der Hölle nicht mehr.

Wie kommt der entscheidende Deal zustande?

Die drei Jahre des öffentlichen Lebens Jesu sowie die zweitausendjährige Lehre der Kirche haben nur ein Ziel, uns den Weg in den Himmel zu weisen. Aber auch von Abirrungen zu warnen.

Im oberen Abschnitt haben wir verstanden, der Himmel klingt vielversprechend. Wie teuer ist er, d.h. wie viel Anstrengung verlangt der Deal von uns und wer darf überhaupt den Deal abschließen?

Fangen wir mit dem zweiten Punkt an. Es ist Jesus höchst selbst, der uns die Antwort gibt: „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen“ (Joh 8,51).

Im Römerbrief (8,18) geht Paulus auf den ersten Punkt ein: „Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“. Auch Jesus klärt uns auf: “Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken” (Lk 10,25).

Die Anzahl der Zitate ließe sich ins Unendliche fortsetzen. Wie gesagt, es sind drei Jahre Jesu des öffentlichen Lebens. Während dieser Zeit hat er unaufhörlich erklärt, wie wir in den Himmel kommen, um mit ihm das wahre Leben zu genießen.

Geistliche Autoren haben im Laufe der Jahrhunderte die Voraussetzungen für den Himmelgang aufgezählt: “Das Endziel, zu dem Gott uns in die Welt gesetzt, ist, dass wir durch gute Werke das ewige Leben verdienen” so von Liguori (2000). Wir sammeln hier Kriterien für den erfolgreichen Deal. Liguori sieht die guten Werke als Voraussetzung, Ratzinger (2013) den Glauben. Und so schreibt er „Glauben, auf den Herrn vertrauen, sich in seinen Willen hineinbegeben: Das führt uns in den Himmel“.

Paulus hat vor 2.000 Jahren geschrieben: „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosen Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit“ (2 Kor 4,17). Mit Paulus kommt ein weiteres Kriterium: Die Last des Tages, d.h. die Anstrengung. In der Apostelgeschichte (14,19) ist er dann eindeutig: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“.

Jesus hat weitere Bedingungen aufgezählt: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3). Und noch weitere Bedingungen (Mt 5,3): „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmel“. Und wieder im Matthäus (16,26) lesen wir: „Was nützt den Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet“. Hier fällt mir der Satz ein: „Geld löst einige Probleme, und schafft andere“.

Es gibt Faktoren, die den Himmelgang ausschließen „Das sagte er (Jesus) zu seinen Jüngern: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen“ (Mt 19,23). Oder auch “Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! Wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt“ (Mt 7,21).

Lässt sich der Deal ohne weiteres abschließen oder brauchen wir Hilfen von außen? Gute Frage! Wir brauchen Hilfe von außen und, zwar jede Menge. Diese Hilfe nennen wir Gnade, d.h. Stärkung unseres Vorsatzes. Ocáriz (2022) formuliert es so: „Je mehr du Christus gehören willst, umso mehr Gnade wirst du empfangen für deine Wirksamkeit auf Erden und für die ewige Glückseligkeit“. Die Gnade wirkt wie ein Verstärkungsfaktor: Je mehr uns anstrengen, den Deal abzuschließen, desto mehr Hilfe erlangen wir.

Ratzinger (2013) ermutigt uns, jede/r kann den Deal mit dem Himmel abschließen: “Maria ist im Paradies angekommen, und das ist auch unsere alle Bestimmung. Wir alle können das Paradies erreichen“. Das klingt wie „kein Numerus clausus“ für den Eintritt in den Himmel.

Thomas von Kempen erinnert uns an die Worte Jesus bezüglich des Reichtums: „Sei nicht um irdische Güter besorgt, sonst verlierst du die ewigen Güter im Himmel, die Christus seinen Freunden versprochen hat“ (in Brixner 1987).

Escrivá (1987) bringt einen weiteren Aspekt dazu „Die Glückseligkeit des Himmels ist für die, die es verstanden haben, bereits hier auf Erden wahrhaft glücklich zu leben”.

Und noch eine weitere Möglichkeit, in den Himmel zu gelangen. Wir lesen bei Schreiner (1994): “In der Vergegenwärtigung von Marias Mitleid unter dem Kreuz gewinne die Seele Kontakt mit dem leidenden Christus. Wer mit Maria mitleidet, erntet ewigen Lohn”. Ja, das ist auch meine Meinung, und habe sie in einem Artikel erläutert.

Lieber Leser, liebe Leserin, jetzt sind Sie vollends verwirrt bei all den vielen Aspekten und Faktoren, die notwendig sind, um den „Deal unseres Lebens“ erfolgreich abzuschließen. Ja, zugegeben. Daher bringe ich es mit den Worten Jesu auf den Punkt: „Wer meine Gebote hält und halten lehrt, der wird groß im Himmelreich sein” (Mt 5,19). Johannes Kreuz (Brixner 1987) nannte dies „die Vereinigung der Willen“, d.h. dass wir das wollen, was Gott will.

Das Schöne von dem hier präsentierten Deal ist, es gibt keine Mengenbeschränkung. Den Deal kann jeder Mensch abschließen! Die guten Deals für materielle Güter sind alle begrenzt. Nicht so bei Gott. Er will uns alle im Himmel. Dafür hat er uns erschaffen.

Last Minute Deal

Im Repertoire des göttlichen Deals gibt es eine interessante Variante: Die Last Minute-Deals. Gott versteht sehr viel von Marketing. Daher ist es nur verständlich, dass er auch diese Variante mit dem Last Minute Deal im Angebot hat. Wie funktioniert dies? Es handelt sich um eine Bekehrung in der letzten Minute unseres Lebens. Anders ausgedrückt, kurz vor dem Ableben „kriegen wir Kurve“ in die richtige Richtung, in Richtung göttlichen Himmel.

Im Evangelium werden dazu mehrere Beispiele genannt: Der Schächer Dimas und die Arbeiter am Weinberg.

Bei Lukas 13,42 lesen wir (Der Schächer Dimas hing neben Jesus am Kreuz und sagt): „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“. Dieser Last Minute-Deal hat funktioniert. Ob es sinnvoll ist, bis zur letzten Minute zu warten, überlasse ich es Ihnen. Es kann gut gehen, muss aber nicht.

Und dann das zweite Beispiel. Bei Matthäus (20,1) lesen wir von den Arbeitern für den Weinberg. Manche arbeiten den ganzen Tag und erhalten den vereinbarten Denar. Auch diejenigen, die viel weniger gearbeitet haben, erhalten einen Denar. Der Denar steht hier für den Himmel. Die Message Jesu: Auch wer, sich vor dem Tod zu mir bekennt, wird in den Himmelreich kommen.

Beenden wir diese Abschnitt mit den Worten Jesu (Joh 6,39): „Es ist der Wille des Vaters, dass ich keinen von denen, die er mit gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie im Letzten Tag auferwecke“.

Und wie geht der Deal am Ende aus?

Diese Frage lässt sich à priori nicht beantworten. Wir wissen, es gibt gemäß der Lehre der Kirche drei Optionen: Himmel, Fegefeuer und Hölle.

Himmel heißt ewige Vereinigung mit Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist, mit der Mutter Gottes, mit ihrem Bräutigam Josef und mit allen Heiligen. Und so Gott will, mit unseren Eltern, Verwandten, Freunden und Bekannten.

Im Normalfall dürfen wir davon ausgehen, wer hier auf Erden rechtschaffen gelebt hat, landet im Himmel. Im Artikel Smarte Heiligkeit habe ich z.B. erklärt, warum ich meine, dass meine Eltern im Himmel sind.

Was macht die Schönheit des Himmels aus? Wer liebt, freut sich über eine liebende Umgebung: Familie, Freunde usw. Wenn wir Gott lieben, dann freuen uns echt riesig, mit ihm zusammen zu sein. Hier auf Erden können wir uns mit ihm zwar unterhalten, ihn in der Eucharistie empfangen, aber im Himmel wird die Unmittelbarkeit des Kontaktes einen anderen Grad erreichen!

Das Gegenteil vom Himmel ist dann die Hölle. Wer hier landet, hat jegliche Chance vertan, Umgang mit Gott zu haben. Die Hoffnungslosigkeit verzehrt die Seele und verursacht tiefe seelische und ewige Schmerzen.

Letztlich hat uns Gott uns die freie Auswahl gewährt, wo wir landen. Er erübrigt sich zu sagen, dass er sich riesig freuen würde, wenn wir in den Himmel landen. Wir können uns kaum die Schmerzen ausmalen, die ihn bereiten, uns in die Hölle zu schicken. Er leidet, weil er uns verliert -für die ganze Ewigkeit.

Solange wir leben, können wir einen guten Deal für unser Leben abschließen. Gott freut sich auf einen positiven Deal. Und wir letztlich auch!

Literatur

von Liguori, A.M. (2000) Elemente einer Spiritualität der Liebe, Ebner, Ulm

Brixner, W. (1987) Die Mystiker — Leben und Werk, Weltbild Verlag, Augsburg

Ocáriz, F. (2022) Im Lichte des Evangeliums, fe-Medienverlags, Kisslegg

Escrivá, J. M. (1987) Feuer der Schmiede, Adamas Verlag, Köln

Schreiner, K. (1994) Maria, Jungfrau, Mutter, Herrscherin, Hanser, Wien

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Der Autor

Dr.-Ing. Karl-Maria de Molina hat Ingenieurwissenschaften, Philosophie und Theologie studiert, und in Fahrzeugtechnik promoviert. Er hat Bücher über Automobiltechnik und Arbeitsmethodik geschrieben, und über Arbeitskultur und Kompetenzentwicklung herausgegeben. Er hat mehrere Lehraufträge in deutschen Universitäten; er hält Seminare über Führungskräfteentwicklung; er hat mehrere Unternehmen gegründet und innovative Produkte entwickelt und vermarktet.

Das notwendige Wissen für diese Artikelreihe hat der Autor erworben durch das Studium der Philosophie und Theologie, durch die tägliche Lektüre des Evangeliums und geistlicher Bücher; durch den täglichen Besuch der Eucharistie; durch die wöchentlichen Gespräche mit dem geistlichen Leiter und durch die Beichte; durch die wöchentliche Teilnahme an Vorträgen über geistliche Themen; durch monatliche Einkehrtage; durch jährliche Exerzitien.

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